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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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uralte Stadt, mit dieser Stadt eine Schwester. Allerdings wirkte diese hier noch prächtiger, da sie nicht im Verborgenen lag und auch nicht durch eine Katastrophe zerschlagen und verwüstet worden war.
    Ich hatte meinen Ruheplatz für den Tag gefunden und war durch einen engen Tunnel, der einst vielleicht der Bau eines wilden Tieres gewesen war, gekrochen. Nun schloss ich meine Augen und dachte über das nach, was ich gesehen hatte. Der kurze Blick, den ich bisher auf diese Stadt hatte erhaschen können, hatte mich bereits überwältigt.
    Ich hätte nicht gedacht, dass Sterbliche in der Lage wären, so etwas zu erschaffen – solche Farben, solche Kanäle zwischen den Tempeln und großen Gebäuden, ein solches Observatorium, das sich bis fast in den Himmel erhob, etwas, das wie inselartige Flächen voller Feldfrüchte aussah, sowie einen terrassenförmig angelegten Turm, auf dem Bäume und Blumen in einer solchen Vielfalt wuchsen, wie ich es noch nie gesehen hatte. Die hängenden Gärten wirkten wie ein Schock auf mich, denn das Land, das dieses Reich umgab, war staubtrocken.
    Aber das Land, wo es über eine Wasserquelle verfügte, war ein Paradies voll von Milch und Honig.
    Als ich davon träumte, spürte ich eine schwere Störung im Strom – als wäre eine große Anzahl von Angehörigen meines Volkes hier und als besäßen sie eine Macht, die über jede Vorstellungskraft hinausging.
    Es schien mir, als ob hier irgendwo im Strom ein großer Gott der Vampyre zu spüren wäre.
    Ich hatte das Land der Ketsali erreicht, auf dem Kontinent, der von den Waldfrauen Aztlanteum genannt wurde, die Weiße
Insel, auch wenn diese Insel inmitten eines Bergtales lag. Auf der von Artephius gestohlenen Karte war es einfach Ketzaztlantea genannt worden.
    Und alles, woran ich denken konnte, war dies:
    Die Schlange.
    Die Große Schlange lebt hier, existiert hier.
    Dies war einer der Geburtsorte meines Volkes, wenngleich es sich hierbei nicht um das Reich der Medhya oder einer ihrer beiden anderen Erscheinungsformen handelte.
    Dies war nicht die Welt der Dunklen Madonna, sondern die der Schlange höchstpersönlich.
    Als ich über die große Stadt nachdachte, erinnerte mich ihre Form an eine zusammengerollte Schlange, da sie aus kreisförmigen Alleen bestand. Obwohl breite Prachtstraßen die Kreise durchschnitten, blieben die Kreise dennoch als eine Einheit bestehen. Es war das Reich der Schlangen, und trotzdem wimmelte es von Männern und Frauen.
    Und der Strom war hier beinahe erstickend, denn er erfüllte sogar die Luft, die ich atmete. Es schien, als existierte ein Sog, dem diejenigen meiner Art nicht widerstehen konnten. Hier gab es keinen Scheibentraum – die Myrrydanai konnten diesen Ort nicht erreichen.
    Hier existierte eine Woge der Macht.
    Mir fielen Merods Worte im Spiegel wieder ein. Dort gibt es Vampyre unserer Stämme, solche, die älter sind als selbst die der medhyanischen Linie.
     
    Ich erwachte mit dem Durst, ignorierte ihn aber, als ich über einen Felsvorspmng des Berges kletterte und erneut einen Blick auf die prachtvolle Zitadelle warf. In der Nacht waren der
Stein ihrer Tempel und die Banner, die über den Dörfern flatterten, in ihrem Inneren ausnahmslos lebendig, ebenso wie die zahlreichen Bauernhöfe auf den Inseln, die durch die Kanäle verbunden zu sein schienen. Allerdings blendeten mich die hellen Feuer, die die breiten Prachtstraßen erleuchteten, aufgrund ihrer großen Anzahl ein wenig. Tausende von Menschen liefen auf den Straßen umher, und zahlreiche schlanke Boote und Kähne fuhren auf den Kanälen entlang. Ich hatte noch nie zuvor einen Ort gesehen, der mitten in der Nacht so voller Leben war. Kein Pferd war zu sehen, und als ich genauer hinsah, entdeckte ich Vampyre, die von den Tempeln abflogen – ein Schwarm von ihnen flog gemeinsam los, wahrscheinlich zu irgendeinem fernen Berg, um dort auf die Jagd zu gehen.
    Ich breitete die Flügel aus und schwebte durch das Tal herab, indem ich über die hell erleuchteten Kanäle und Straßen glitt und auf die Männer hinabblickte. Viele von ihnen waren halb nackt, trugen aber Umhänge, während die Frauen ihre Brüste entblößt hatten. Sie hatten Körbe, die mit Nahrung und Waren gefüllt waren, auf ihren Rücken geschnallt, und schmale Kähne fuhren die Kanäle entlang, voll mit Blumen und Tieren, die zu irgendeinem Bestimmungsort der Stadt gebracht wurden. Wenn einmal jemand nach oben blickte und mich entdeckte, hörte ich keinen Aufschrei – aber

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