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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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gestohlen. Sie existiert zwar noch immer, aber jenseits des Schleiers. Der Verfall unseres Volkes wird uns dorthin bringen, denn die Sterblichen lernen Rituale und nehmen die Götter gefangen, die sie einst verehrten. Er schüttelte leicht den Kopf. »Selbst die Götter fürchten die Menschen, Mischling.« Er streckte die Arme in die Höhe, dem Nachtwind entgegen, der sanft und warm war. »Wir spürten die Veränderungen, die jene Schattenpriester meiner Schwester durch den Schleier in diese Welt brachten. Unsere Berge spucken wieder Feuer, Sterbliche werden von Furcht ergriffen und beginnen Kriege. Das westliche Meer ist wegen der brennenden Erde unter Wasser glitschig geworden. Hitze erfüllt die Luft überall um uns herum. Die Erde hat gebebt, wir spürten es in den Höhlen unter dieser Stadt. Dein Volk brachte dies durch den Diebstahl in uralter Zeit über die Erde. Die Vernichtung der Welt steht bevor. Selbst du, Vorbote für das Ende der Zeiten, Maz-Sherah. Erlöser. Messias der Verdammten. Kinder werden ohne Leben geboren. Männer ermorden ihre Familien in Wahnsinn und Furcht. Götter sterben nicht durch Unglauben oder Vergesslichkeit. Aber sie können gefangen oder an Orte, die weit von dieser Erde entfernt sind, vertrieben werden, jenseits des Schleiers selbst.«
    »Dann hattet Ihr Unrecht«, meinte ich, indem ich nach den Schwärmen von Vampyren Ausschau hielt, die wie dunkle Vögel
durch die mondhelle Nacht flogen. »Vielleicht ist es nicht so etwas wie die Auslöschung, die meinem Volk bevorsteht. Aber es ist einfach eine andere Art von Hölle. Niemand versteht dies, denn Eure Priester sind nicht so, wie Ihr seid. Sie sind sterblich. Die Götter teilen ihnen nichts über Euer Leben nach dem Tode mit.«
    »Priestergeschichten. Alles ist erfunden, Aleric. Alles, was ich von der Welt weiß, befindet sich hier. Und vor Zehntausenden von Jahren wurde ich keine Meile entfernt von der Stelle, an der wir stehen, geboren. Sterbliche beteten mich nach meiner Geburt an, und Sterbliche beteten meine Brüder und Schwestern an, so wie wir unsere Mutter anbeteten. Für diese Sterblichen unter uns bin ich der Herr über Tod und Leben. Ich bin der Sohn der Schlange und König von Miclan, dem Land der Toten. Ich bin der Sohn von Ixtar, der Königin des Ewigen Lebens, nicht Königin des Todes. Nicht der Königin der Untoten, wie du es bei irgendeiner großen Muttergöttin finden magst. Nein, unsere Götter existieren, und ihre Leben sind unendlich. Jedoch... wir haben das Beben der Erde gespürt. Vulkane, die Hunderte und Aberhunderte von Jahren geschlummert hatten, beginnen zu erwachen, seit das Zerreißen des Schleiers begonnen hat«, sagte Nezahual. »Dies kam durch die Priester aus dem Reich meiner Schwester über die Welt. Und du bist wegen einer Maske hergekommen, mit der Zeremonien durchgeführt werden sollen, die das Ende von alledem noch beschleunigen werden.« Er blickte mit steinerner Miene über die weite Fläche von Licht und Herrlichkeit, die Zähne fest zusammengebissen. »Diese Sterblichen, die uns umgeben, glauben noch immer, dass wir sie retten werden. Doch alles, was wir tun können, mein Freund, ist, auf das zu warten, was kommen wird.«
    »Ein Reich der Vampyre«, sagte ich in Ehrfurcht vor alledem, trotz des geringschätzigen Tonfalls, den er im Gespräch mit mir angenommen hatte. »Es scheint genau so wie in den Legenden von dem zu sein, was Alkemara einst war.«
    »Unsere Sorgen sind nicht die deinen«, entgegnete er. Dieses Mal erklang in seiner Stimme mehr Freundlichkeit, als er mir seit meiner Ankunft bisher erwiesen hatte. »Du bist hier, um die Vampyrin zu finden, die dich erschuf.« Er blickte mich an, sein Blick wurde weicher. »Ich gebe dir nicht die Schuld dafür, Aleric. Ich wünschte, meine Schwester Medhya hätte ihr Priesterreich niemals in Myrryd errichtet. Ich wünschte, ich hätte sie davon abgehalten, ihre Heimat zu verlassen.«
    »Es heißt, in meinem eigenen Lande werde ein Krieg beginnen«, sagte ich. »Auch ein Krieg der Vampyre und Sterblichen. Ich bin der Maz-Sherah, aber nicht nur der Priester der Kamr und der Nahhashim. Wenn Ihr...«
    »Hier gibt es schon genügend Krieg«, erwiderte er. »Ich habe Brüder, die eifrig nach dem alten Reich streben. Nach dem Nest. Nach dem Fluss des Lebens, der unter dieser Stadt liegt. Ich habe in einer einzigen Nacht zehntausend Sterbliche aus meinem Reich verloren, als Aquils Gemetzel sie mir nahm. Und ich werde noch hunderttausend weitere

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