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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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falls die Menschen an diesem Ort an Vampyre gewöhnt waren, so hielten sie mich möglicherweise nicht einmal für fremdartig. Ich landete auf dem flachen Dach irgendeines öffentlichen Gebäudes, das auf einer Pyramide errichtet worden war. In den Stein, an den ich mich klammerte, waren Jaguare und Kaninchen gemeißelt. Es handelte sich dabei um eine Art Bimsstein, und ich blickte
zu den Bergen rund um die Stadt und bemerkte, dass sie vulkanischen Ursprungs waren. Auf einem von ihnen, der weit entfernt im Westen lag, war die gelbrot schäumende Lava an seinem Rand zu erkennen, wie auch die graue Asche, die vom Wind noch weiter in Richtung Westen geweht wurde.
    Unter mir sprossen und blühten Pflanzen mit langen Blättern in den Rinnsteinen der Straße, und Hunde streiften durch die Gassen. Der Sog des Stromes wirkte beinahe qualvoll, und ich hatte das Gefühl, ich wäre auf den Ursprung meines gesamten Volkes gestoßen. Aus irgendeinem Grunde duldete uns diese Zivilisation.
    Aus irgendeinem Grunde lebten wir hier an der Seite von Sterblichen, und allen schien diese Existenz gut zu bekommen.
    Dann hatte ich plötzlich das Gefühl, dass sich der Strom verdichtete. Fast konnte ich die Berührung eines Vampyrs spüren.
    Der Strom selbst schien sich um meinen Hals zu schlingen und wie eine Schlange zusammenzuziehen, bis ich durch diesen Druck kaum noch zu atmen vermochte.
    Dann ließ er mich los.
    In diesem Augenblick berührte mich jemand am Rücken, genau in der Mitte meiner Wirbelsäule. Ich drehte mich rasch herum, und da stand, mit den Händen in den Hüften, ein Vampyr über mir, dessen Augen in einem glasigen Blau glänzten. Er war eine beeindruckende Erscheinung. Seine Haut wies kein Anzeichen der Blässe von Untoten auf, sondern war dunkel und besaß sogar einen rosigen Schimmer. Er verfügte über eine hohe Stirn, seine Nase war leicht gekrümmt, als wäre sie einst gebrochen gewesen, und sein dichtes schwarzes Haar hing ihm bis über die Schultern herab. Auf seinem Gesicht
saßen kleine weiße Edelsteine über seinen Augenbrauen sowie einer an seiner Nase, und zwei glatte, runde Obsidianscheiben durchbohrten seine Ohrläppchen. Die Brust war entblößt, doch Goldschmuck und kleine Rubine durchdrangen das Fleisch an seinen Brustwarzen und seinem Nabel. Er trug eine Art Tuch, das um seine Taille und seine Lenden geschlungen war, und keinerlei Sandalen oder Schuhe an den Füßen. Trotz dieser bescheidenen Erscheinung wusste ich, dass es sich bei ihm um einen Kriegsherm handeln musste. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wirkte grausam und abschätzig. Als er zu sprechen anhub, hörte ich meine eigene Sprache. »Wir spürten deine Ankunft vor zwei Nächten«, sagte er. »Du musst mit mir kommen, denn dies ist eine Zeit des Krieges in diesen Bergen, und du bist hier nicht in Sicherheit.«
    Er deutete an der Reihe der Vulkane entlang, aus denen beständig graue Rauchwolken aufstiegen. Indem ich der Richtung seines Fingers mit dem Blick folgte, erblickte ich die Feuer von Lagern am Rande der Berge. »Wir werden seit der Nacht der tausend fallenden Sterne vor vielen Jahren belagert«, erklärte er. »Als die Seuche über das Meer fegte und die Berge verbrannte, die uns schützen.«
     
    Ich flog ihm hinterher bis zu dem Ort, den er den »Palast der Herren des Todes« nannte. Wir steuerten auf die höchste Ebene zu, und mitten in seiner Landung drehte er sich um, um mir ein Lächeln zuzuwerfen, während ich auf dem Steinboden aufkam. Im Inneren war der Palast unbeleuchtet, was für unsere Augen von Vorteil war. Er war üppig mit Gold und Jade ausgestattet und mit kristallenen Schädeln und wunderschönen Männern und Frauen aus Obsidian geschmückt. Große
Steinschüsseln, mit frischem Blut gefüllt, erwarteten mich. Es wurde mir gesagt, dass ich trinken sollte, da dieses Blut eigens für mich gebracht worden wäre. Da konnte ich nicht widerstehen und trank mich satt. In der Halle scharten sich andere Vampyre. Viele von ihnen sahen so anders aus als diejenigen meines eigenen Stammes, dass ich mir nicht sicher war, ob sie wahrhaftig jemals Menschen gewesen waren. Mehrere von ihnen schienen über die geflügelten Arme von Fledermäusen zu verfügen, und ihre Gesichter wirkten ebenfalls rattenähnlich und überhaupt nicht menschlich, während ihre Schenkel und Beine eine Ähnlichkeit mit denen von Menschen aufwiesen. Einige der Frauen waren schwanger. Dies versetzte mir einen Schock, da ich nicht erwartet hatte, dass unser

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