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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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gefesselt mit silbernen Handschellen.

5
    DIE ARENA
    Ich blickte von dem einen Ende des Raumes, dessen Decke sehr niedrig war, zum anderen. Die Luft wurde durch den Gestank von tierischen Exkrementen und Schweiß immer stickiger. Außerdem hing ein schwacher Geruch nach Blut darin, als wäre dieser Keller kürzlich damit überschwemmt und dann wieder blank gescheuert worden. Andere Käfige standen in einem Kreis um uns herum. Über einigen von ihnen hingen Decken, während andere zu weit entfernt waren, als dass ich sie hätte erkennen können. Ich konnte nicht mehr erkennen, als dass wir unter einem langen, tief liegenden Gang eingesperrt worden waren. Unter den Käfigen führten miteinander verbundene Räder in eine Grube unter dem mit Planken belegten Boden hinunter. Über uns befand sich eine Decke, die ganz aus einem aschgrauen Stein zu bestehen schien.
    Ich kauerte mich hin und fuhr mit den Fingern durch Ewens frisch geschnittenes Haar. Er sah so aus wie damals, als er im Alter von achtzehn Jahren in diese Welt gekommen war. Die Jahre, die inzwischen vergangen waren, die Qual unserer Gefangenschaft, der Makel, der uns anhaftete, da wir unser eigenes Blut gegenseitig getrunken hatten, waren ihm nicht anzusehen. Dieser kleine Umstand machte mich glücklich, da
er mir das Gefühl gab, dass wir noch hoffen durften, solange wir zusammenblieben.
    Seine Augen öffneten sich und blinzelten in die Dunkelheit – für diejenigen von unserer Art wird es, wenn wir erwachen, nur allmählich Licht. Er lachte über die Art, wie mein Haar nun geschnitten war, so dass es nicht mehr über meine Schultern fiel.
    »Du glänzt«, bemerkte er. »Du ebenfalls«, erwiderte ich, bot ihm meinen Arm und zog ihn hoch. Dann blieben wir nahe beieinander stehen. Ich glaube, wenn Ewen bei alledem nicht bei mir gewesen wäre, mir wäre meine eigene Existenz wohl gleichgültig geworden. »Ich habe nichts gesehen und gehört«, sagte ich. »Sie haben uns bewegt, gewaschen und eingeölt.«
    »Es wirkt wie irgendein Opfer«, meinte er. Er legte seine Hände auf mein Gesicht und rieb mit den Fingern über das Öl und irgendeine Farbe, die sie mir auf die Wangen aufgetragen hatten, um mir eine etwas gesündere Gesichtsfarbe zu verleihen. »Sie wollen uns schön und kraftvoll – zumindest wollen sie, dass wir so aussehen.«
    Ich nickte bei seinen Worten. »Und das können wirverwenden, um zu fliehen«, flüsterte ich, nicht sicher, wie es um unsere Ungestörtheit bestellt war.
    Dann hörten wir eine Stimme, zwei Käfige entfernt. Jenes, wovon ich gedacht hatte, dass es sich dabei um einen Haufen von Decken handelte, war eine Frau unserer Art, die ich allerdings nicht erkannte. Sie wandte sich uns zu. Ihr Umhang verbarg ihre Gesichtszüge. »Schon viele haben versucht, der Arena zu entkommen«, sagte sie.

    Sie zog die Kapuze ihres Umhanges aus dem Gesicht, und vor uns stand Kiya, die imposante Vampyrin mit der dunklen Haut, die sich in der fernen Zitadelle Hedammu als Erste um mich gekümmert hatte. Jene Kiya, die mit uns auf die Reise zu dem verlorenen Königreich Alkemara gegangen war.
    Kiya, die ich gebeten hatte, eine Vampyrarmee aufzustellen, um die in diesem Reich immer weiter vordringenden Schatten zu bekämpfen, bevor Ewen und ich gefangen genommen worden waren. Ich hatte ihr gesagt, sie sollte Gelehrte und Kriegerinnen finden und diejenigen, die dem Stab der Nahhashim und dem Maz-Sherah dienen würden. Nun war ihr der Kopf geschoren worden. Ihre dunkle Haut glänzte von dem Öl, das ihre Haut überzog; sie sah wie eine Göttin aus, stand da in einer langen Tunika vor uns, die mit den Markierungen der Scheibe bestickt war, sowie mit den Symbolen sowohl der Christenheit als auch der Moormagie, die zu der Wald- und Wiesenmagie von Taranis-Hir geworden war. Die Tunika war weiß, in der Mitte geteilt und mit einer schmalen, goldenen Kordel zusammengebunden. Sie war an Kiyas Brüsten entlang und bis zur Taille hinab mit getrocknetem Blut bespritzt, als hätte Kiya erst kürzlich das Blut eines Opfers getrunken oder wäre selbst gefoltert worden. An ihren Handgelenken und Knöcheln trug sie silberne Fesseln, die beinahe wie Armbänder wirkten und denjenigen ähnelten, die ich selbst trug.
    Als ob sie sich an unsere Worte erinnerte, die wir in Hedammu gesprochen hatten, da wir uns elf Jahre zuvor voneinander getrennt hatten, sagte sie: »Ich habe auf deinen Ruf nach uns gewartet.«
    »Ich bin nicht dazu in der Lage gewesen«, entgegnete ich
und

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