Die kalte Koenigin
sein«, sagte eine weitere Vampyrin, hielt ihr Antlitz jedoch unter einer Kapuze verborgen.
»Ich werde niemals ein Mom sein«, erklärte Midias. »Ich werde sie alle niedermetzeln, bevor ich mich diesen verräterischen Schatten unterwerfe.«
»Die Moms besitzen keine Erinnerung an uns«, sagte Kiya. »Morns sind leere Schalen, deren Fleisch mit Zangen aus ihnen herausgeholt wurde.«
»Sie wurden von den Myrrydanai versklavt«, ergänzte Midias. »Es handelt sich bei ihnen um Vampyre, die keine Ruhe finden.«
»Alle hier werden zu Moms werden. Oder der Auslöschung anheimfallen.«
»Ihr Dämonen!«, schrie eine Frau aus einem Käfig, der nicht weit entfernt von dem meinen lag. Sie erhob ihre Faust, als wollte sie den Zorn Gottes beschwören. »Ihr habt das Böse in unser Land gebracht! Ihr verdient Schlimmeres als den Tod!«
»Und das werden wir auch bekommen«, antwortete Kiya.
»Was hat es mit diesen Käfigen auf sich?«, fragte ich.
»Die Arena liegt über uns«, erklärte Kiya. »Gerade finden die Illuminationsnächte statt. Die Nächte des Vollmonds werden
stets mit Gemetzeln gefeiert. Die Unterhaltung dabei – besteht aus uns.«
»Wir sind das Spiel«, erläuterte jemand anders.
»Ein Theater, erfüllt von dem Reich der Hölle, liegt über uns.«
»Eine Arena des Blutes«, sagte Midias. »Ich habe solche Spiele schon in früheren Zeiten gesehen – in Rom, als ich noch jung war. In einer Zeit noch vor den Kaisem sah ich, wie mein Volk, die Etrusker, einen Sklaven gegen den anderen in den Kampf schickten – zur Unterhaltung. Und als die große Stadt entstand, wurde auch das Kolosseum gebaut, und große Gladiatoren kämpften dort gegeneinander. Genau dies hat der Alchimist erschaffen. Für die Illuminationsnächte wurden die Gräben ausgehoben, die Bühne wurde aufgebaut, das alte Theater entstand wieder neu, die Marschen wurden trocken gelegt.«
»Es ist ein Fest des Mordes«, bemerkte ein sterblicher Mann.
»Der Alchimist verfügt über Karten und Pläne für eine solche Konstruktion«, erklärte Midias. »Er ist unsterblich, so wie wir.«
»Aber kein Vampyr«, entgegnete Kiya, um trotz allem den Stolz unseres Stammes zu bewahren. »Dennoch trägt er die Essenz unseres Atems in sich.«
»Ich habe seine Werke schon zuvor zu Gesicht bekommen«, sagte Midias mit einem Nicken. »Denn einst erschuf er große Schaustücke für Rom, und auch in den Tagen, als Ägyptens Schiffe die Meere durchkreuzten, war er dabei. Er ist möglicherweise so alt wie die Priester der Medhya. Vielleicht ist er aber auch nur tausend Jahre alt.«
»Artephius«, sagte ich. Der Name jagte mir einen Schauer
über den Rücken, denn dieser ungesehene Unsterbliche hatte sein Schicksal mit dem meinen verknüpft. Ich hatte seine Gegenwart in Alkemara gespürt und sein Werk in dem Gebeinund Blutkeller unter dem umgekehrten Reich zu Gesicht bekommen. Nun war er selbst wie eine Plage hergekommen, um unser Volk gefangen zu nehmen und dieser Erde mit dem Zerreißen des Schleiers Unheil zu bringen. Und dennoch wollte ich ihm begegnen und sehen, über welche Macht er verfügte.
»Artephius.« Kiya sprach den Namen aus, als handelte es sich dabei um Gift. »Er wurde vom Teufel selbst gesandt. Er ist der Schöpfer jenes Gerätes.«
»Das Rad und der Tisch, die uns mit den Schmerzen, die sie uns bereiten, immer weiter dazu treiben, Moms zu werden.«
»Der Rote Skorpion«, sagte Midias beinahe unhörbar.
Roter Skorpion, dachte ich. Calyx hatte ihn ebenfalls erwähnt.
»Was sind Moms?«, fragte Ewen.
Kiya schloss die Augen. »Sie sind... wir. Sie sind das, was wir in dem Roten Skorpion werden, den der Alchimist ersonnen hat. Die Qualen dauern vielleicht Jahre an, aber am Ende, wenn der Extrakt beschafft wurde, sind wir der Essenz unseres Lebens beraubt. Unser Verstand wird zersplittert. Unser Wille ist dann verschwunden. Ich habe viele zu Moms werden sehen. Sie können bei Tageslicht herumlaufen und verbrennen doch nicht. Sie gehorchen nur ihren Herren, niemandem sonst, und glauben, sie seien die Kinder des Alchimisten persönlich.«
»Und sie ruhen nicht, bis ihr letzter Knochen zerfallen ist«, ergänzte Midias. »Sie machen Jagd auf sündige Menschen. Auf Vampyre. Auf die Akkaditenketzer. Auf alle, die sich dem Reich widersetzen.«
»Ihre Flügel werden wieder und wieder zerrissen, und ihre Zungen werden ihnen abgeschnitten. Tausend Mal werden sie geschnitten und aufgeschlitzt, ihre Haut wird ihnen abgezogen, bis sich ihre
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