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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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von diesem Ort zu verschwinden – um die anderen Vampyre zu finden, die noch existierten.
    Etwas regte sich in meinem Blut, meine Sinne schärften sich jedoch zu schnell.
    Hinter den Rittem und Wachen erblickte ich die Schatten, die dieses Land verseucht hatten. Ihre Finstemis wurde durch menschliche Haut verdeckt, sie trugen lange weiße Roben. Ihr Erscheinungsbild war das von älteren Magiern, doch ihre Haut
saß locker und passte ihnen nicht gut. Ihre Augen waren leer, ich vernahm ihr Flüstern wie die Geräusche von Heuschrecken in einer Sommemacht. Ich fragte mich, wie sich Sterbliche so durch Schatten beherrschen lassen konnten, doch die Macht dieser Bluthunde der Medhya war groß.
    Zwei Männer versuchten Netze über uns zu werfen, während drei andere, die über keine Waffen verfügten, auf die andere Seite der Fackeln zurückwichen. Die Ritter waren tapfer und gingen mit ihren Waffen beherzt auf uns los. Sie versuchten uns mit ihren Schwertern zu treffen, aber ich entrang dem ersten Ritter, der mich angriff, das seine und riss ihm im Eifer des Gefechtes den Arm ab. Dann schwang ich das Schwert gegen seine Kameraden. Ewen hatte bereits einen Wächter gepackt und ihn emporgehoben, dem bevorstehenden Einbruch der Dunkelheit entgegen. Er schoss beinahe senkrecht in die Höhe, als er den Mann am Hals packte.
    Ein Speer bohrte sich mir in die Seite und grub sich tief in mein Fleisch. Ich zog seinen Besitzer an mich und sandte ihn in die Umarmung des Todes. Nachdem ich ihn weggestoßen hatte, zog ich den Speer wieder heraus, doch andere umringten mich und rückten näher an mich heran, ihre Dolche, Schwerter und Äxte in Bereitschaft. Ich stieß mit den Krallenfortsätzen an den Spitzen meiner Flügel nach ihnen und packte einen von ihnen, der in meiner Nähe stand – doch als ich erkannte, dass ich einen zitternden Knaben von vierzehn Jahren in meinen Händen hielt, warf ich ihn in den Schmutz hinab.
    Da hörte ich aus einiger Entfernung den scheußlichen Klang eines Signalhoms.
    Der Kreis um mich machte langsame Schritte nach hinten. Die Männer blickten sich gegenseitig an, wie in einer stillen
Übereinkunft. Sie erweiterten nun ihren Kreis und bewegten sich noch weiter nach hinten, auf die Fackeln und die Myrrydanai-Priester dahinter zu.
    Da sah ich Ewen, der ein Stück zu mir herunterglitt, bereit, erneut anzugreifen. Hinter ihm bemerkte ich etwas, von dem ich dachte, es handelte sich um einen Schwarm von riesigen Vögeln, der sich rasch über einen Himmel bewegte, der sich damit verdunkelte. Ihre Flügel schienen länger zu sein als die unseren, und sie bewegten sich wie Pfeile, die direkt auf uns abgeschossen wurden. Ich hörte, wie von den Männern Schreie aufstiegen: »Morns! Morns!« Einige von ihnen brüllten den Knaben zu, sie sollten sich ducken, und andere rannten zu den Fackeln, um sie auszugraben, als wäre dies die beste Verteidigung vor dem Angriff dieser Wesen. Calyx’ Worte – »Hütet euch vor den Morns« – klangen mir nun in den Ohren.
    Ich breitete die Flügel aus und stieg in die Nacht empor, auf Ewen zu. Als sich meine Flügel ausgebreitet hatten und ich an dem unsichtbaren Luftstrom entlang rasch nach oben strebte, spürte ich erneut jene Vornehmheit, das Gefühl, von dem niedrigen Reich der Sterblichen nicht berührt werden zu können, oder auch dem Sog der Erde nicht ausgesetzt zu sein. Ich sah die Wesen, als sie auf uns zusteuerten, wobei sie den Himmel verdunkelten. Wenn ich nun daran zurückdenke, scheint mir, es war, als beobachtete ich Drachen – ebenso, wie mich mein eigener Stamm an Drachen erinnerte, wenn wir uns mit unseren lederartigen Flügeln und gebogenen Klauen in die Luft erhoben.
    Ihre Leiber schienen so glitschig wie Aalhaut, jedoch mit einem blauen Fleckenmuster. Ihre Flügel wirkten wie graue Membranen, die fest über die Wirbelsäule gezogen und straff
wie eine Trommelbespannung über die stacheligen Spitzen, die herausragten, gespannt waren. Ihr Haar schien so weiß wie das Mondlicht, obwohl einige von ihnen sich den Kopf rasiert hatten. Sie kreischten wie Habichte, die gemeinsam angreifen. Mit ihren langen Krallen packten sie Ewen, als er erneut aufzusteigen versuchte. Er wurde von sieben dieser Kreaturen bedeckt und zu Boden geworfen, als wäre er eine leichte Beute für sie.
    Ich hörte, wie die Sterblichen aufschrien: »Morns! Moms!« Sie liefen davon und zerstreuten sich aus Angst vor diesen Wesen in alle Himmelsrichtungen.
    Drei dieser Kreaturen

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