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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Königin geworden.
    Ich konnte sie zwar nicht deutlich erkennen, doch mir fielen ein glänzendes Diadem auf ihrer Stirn und herrliche Pelze auf, die ihren Leib bedeckten. Dann hörte ich, wie sie nach der Wache rief, als wäre sie wegen einer Verzögerung bei irgendeiner abendlichen Veranstaltung zornig geworden.
    Ich konnte mich nicht einmal mehr an unsere Liebe erinnern, da Alienora beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte, eine abscheuliche Tat begangen hatte, die selbst der Toten nicht würdig gewesen war. Die Quelle ihrer Macht waren die Sumpfmagie und die Myrrydanai-Schatten.
    Mit ihrer Hand umklammerte sie jenen Stab meines Stammes, der von den Priestem der Nahhashim angefertigt worden war. Sein Licht schien mir in die Augen – eine Lichtquelle aus den Knochen der Nahhash-Priester in dem Stab selbst -, so, wie ein beinahe blendender Blitz aussehen würde, wenn ihn ein Mensch in Händen hielte. Dieser heilige Gegenstand der uralten Priester der Medhya war mir vor elf Jahren, nach meiner Ankunft in diesem Lande, gestohlen worden. Es handelte sich bei ihm um eine Quelle vampyrischer Kraft, die Alienora von den Myrrydanai übergeben worden war.
    Ich musste diesen Stab wieder besitzen, um den Rest der Prophezeiungen zu erfüllen. Da gab es Zeremonien, die mir damals noch unbekannt waren; Kräfte des Stabes der Nahhashim, die ich noch nicht aus dem Stab freigesetzt hatte, bevor
er mir bei meiner Gefangennahme weggenommen worden war.
    Ein Ritter auf dem Rücken eines Pferdes ritt hinter Alienoras Wagen her. Sein Pferd war schwarz, seine Robe dunkelrot. Er trug die Rüstung einer Person, die einer großartigen Zeremonie beiwohnt: sie war bronzen und glänzte im Fackelschein wie Gold. Sein Helm hing an seinem Sattelknopf, und obwohl ich sein Gesicht nicht deutlich erkennen konnte, so erkannte ich doch seine Stimme, als er den Soldaten Befehle zurief, die neben ihm liefen. »Vertreibt diese Dämonen!« Es war Corentin Falmouth, mein Bruder aus dem Schoße meiner Mutter und von dem Samen von Kenan Sensterre, dem Jäger, der sich gegen mich gewendet und mich in den Krieg geschickt hatte. Sein Haar war kurz geschnitten, und er zog sein Schwert aus der Scheide, als wollte er zu mir herreiten und mir eigenhändig den Kopf abschlagen. »Vertreibt sie! Unsere Herrin soll nicht auf die Verdammten treffen!«
     
    Ein schwarzer Stoffbeutel wurde mir über den Kopf gezogen und bedeckte mein Gesicht vollständig. Ich fühlte mich, als würde ich zu meiner eigenen Hinrichtung geführt werden. Ewen? Ich sandte den Gedanken in den abgeschwächten Strom und hoffte, er könnte mich hören. Hoffte, dass er noch atmete.
    Ich fühlte Knüppelhiebe gegen meinen Rücken und Schläge, die mit den Heften von Schwertern ausgeführt wurden, gegen mein Gesicht und meinen Kopf. Wächter und Ritter schlugen auf mich ein, bis ich keinen Kampfgeist mehr besaß und auch nicht glaubte, dass ich mich je wieder von diesem Angriff erholen könnte. Das Einzige, was ich sah, war die Schwärze des
Stoffes. Dennoch schmerzte mein Kopf mehr vor Fragen und Verwirrung – ich hatte nur so kurz die Freiheit kosten dürfen.
    Wo bist du, Merod? In mir? Warum schweigst du jetzt? Sind dies die Qualen vor meiner Auslöschung? Waren die Jahrtausende deiner Existenz umsonst? Waren die Prophezeiungen denn Lügen? Befindet sich unsere grausame Mutter Medhya, deren Blut in unseren Adern fließt, auf dieser Erde der Sterblichen? Zertrampelt sie hier ihre Kinder... und die Prophezeiungen der Worte des Blutes haben dennoch keine Bedeutung? Wo ist der Krieg, der uns versprochen wurde? Warum werde ich überhaupt Maz-Sherah genannt? Ich verfüge nicht über Kraft, nicht über Stärke, nicht über einen Willen. Was ist noch übrig, für das ich kämpfen könnte? Unsere Welt geht ihrem Ende zu. Das Neue Finstere Mittelalter ist angebrochen. Die Göttin, der die Priester in uralter Zeit das unsterbliche Blut, das Fleisch und den Geist stahlen, trachtet nun danach, unter Sterblichen zu wandeln. Ich bin nichts. Ich bin niemand. Ich bin untot und wurde wieder zum Leben erweckt, damit ich die Vernichtung der gesamten Menschheit beobachten kann.
    Der Schmerz durch die Prügel wurde zu groß, der Druck durch das Silber an meinem Hals verstärkte sich wie in einem Schraubstock. Ich wurde ohnmächtig, indem ich mich an all das zu erinnern versuchte, was mir Calyx in jenen Sekunden gesagt hatte, bevor der Tag angebrochen war.
    Als ich erwachte, fand ich mich in einem Eisenkäfig wieder,

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