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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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noch nicht vorbei, Dummkopf!«
    Ich blickte zu ihm hinüber, aber er wandte mir bereits den Rücken zu. Dann erhob er seinen Hurenkamm und schwang ihn durch die Luft, in Vorbereitung auf den Tiger, der in seine Richtung rannte.
    »Die Fehde beginnt!«, brüllte er. »Es werden noch weitere kommen! Sieh hin!« Er deutete auf drei neue Käfige, die hintereinander aus den Falltüren emporschossen. »Manche sind Sklaven, manche sind Mörder, manche sind Heilige – aber alle sind für dieses Spiel ausgebildet!«
    Als Sterbliche zu Boden fielen und der Rauch sich verdichtete, sagte ich: »Ewen verliert zu viel Blut. Das Silber verlangsamt unsere Heilung.«
    Midias warf einen kurzen Blick zu meinem Freund hinüber. »Sie schicken uns keinen weiteren Vampyr, bevor einer von uns vernichtet wurde. Wir brauchen aber Hilfe.«
    »Du wirst ihn nicht töten!«, knurrte ich.
    »Dann werden wir alle hier der Auslöschung anheimfallen!«, rief er. Aus seiner Stimme waren Bitterkeit und Zorn
herauszuhören. »Denn zwei von uns können nicht die vielen bekämpfen, die herkommen werden! Beeil dich – siehst du das?« Erneut schossen drei weitere Käfige aus dem blauen Rauch, der die Arena einhüllte, nach oben. Ich konnte das Opfer, das ans andere Ende gebunden war, durch den Rauch und den Sand, der nach oben spritzte, kaum sehen, während alle Käfige auf die dachsparrenähnlichen Masten zuschossen, an denen sie aufgehängt waren.
     
    Ich kniete neben Ewen und flüsterte ihm ins Ohr: »Mein Geliebter, mein Freund, erinnerst du dich an die Kämpfe mit den Sarazenen? Erinnerst du dich daran, wie wir sie zerstückelten und ihre Häupter mit Siegesschreien in die Höhe hielten? Daran, wie wir ihre Stadt anzündeten und ihren Wein tranken? Du musst dir dies jetzt in Erinnerung rufen, Ewen. Erinnere dich an den Mut, den du als Sterblicher besaßest, und dann erinnere dich daran, dass du aus der Blutlinie des Merod Al-Kamr stammst. Du bist heilig, vom Blut und Atem, die der Medhya gestohlen und von Pythia an mich weitergegeben wurden, und von mir an dich, durch den Heiligen Kuss. Ich brachte dich in dieses Reich, weil du dort aufsteigen und zu meiner rechten Hand werden solltest. Verstehst du? Erinnerst du dich an diese Dinge? Ich werde meine rechte Hand nicht verlieren, Ewen. Verstehst du mich?«
    Ewen blickte zu mir auf und wisperte: »Lass mich gehen, Aleric. Tu das, was Midias befiehlt. Lass mich gehen. Ich möchte dich nicht in die Auslöschung bringen. Ich möchte dorthin gehen, um dich vor ihrer Umarmung zu bewahren.«
    »Wenn du sprechen kannst«, entgegnete ich, »dann kannst du auch aufstehen, Ewen. Denkst du, dass diese Fremde uns in
unserer Gefangenschaft das Blut von Sterblichen brachte, nur damit wir hier sterben? Es gibt einen Grund, warum die Götter uns beschützen und uns wieder zum Leben erwecken. Sie haben kein Mitleid mit uns, wenn wir sterben. Sie beschleunigen unseren Tod nicht, sondern wollen, dass wir kämpfen. Kämpfe also! Sie lassen uns selbst unter Schmerzen auferstehen. Kämpfe, bis der letzte Moment angebrochen ist. Selbst wenn wir zerrissen sind. Und sie tun dies, weil wir hierher gehören. Wir sind nicht die unnatürlichen Dämonen, von denen uns in unserem Reich der Sterblichen einst erzählt wurde. Du weißt, was in uns steckt, mein Bester, mein Feinster. Glaubst du denn, dass die Schlange, die der Anführer unseres Stammes ist, uns hierher bringen und fesseln ließe, wenn es uns nicht bestimmt wäre aufzusteigen? Du trägst mein Blut in dir. Du bist Blut von meinem Blute. Du bist der Maz-Sherah, so wie ich der Maz-Sherah bin.« Ich sprach schnell und drängte die Kälte, die ich in mir spürte, zurück. »Du bist für mich mehr Bruder als ein wirklicher Bruder. Du bedeutest mehr Liebe für mich als die Liebe selbst. Ich werde dich nicht deiner Auslöschung anheimfallen lassen.« Ich kämpfte gegen die überwältigende Verzweiflung an, die auch ich zu empfinden begonnen hatte. Ich weigerte mich, sie zuzulassen. Ich würde keineswegs der Auslöschung anheimfallen, und ich würde auch meinen Freund nicht zu jener Hölle auf Erden reisen lassen – zu jenem endlosen Leben, das kein Leben war. Jenem bewussten Zustand, der keinerlei Bedeutung besaß.
    Ich kroch zu der jungen Frau, die auf dem Boden lag. Von Toten zu trinken brachte uns keine Kraft, doch als ich auf ihren Herzschlag horchte, entdeckte ich, dass noch immer eine Spur Leben in ihr war. Da brachte ich sie zu Ewen und schlitzte
ihr die Kehle auf. Ich

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