Die kalte Koenigin
es nicht zulassen, dass diese Sterblichen dich dorthin schicken.
Dann hob ich den Dreizack auf, den ich hatte fallen lassen, als das Spiel begonnen hatte. Damit holte ich aus, hieb nach diesem Rath Eberkopf und traf ihn direkt unterhalb seiner linken Brust. Ich stieß meine Waffe so tief hinein, wie ich nur konnte. Aber seine Haut war zäh – das Fleisch an seiner Brust erschien wie eine riesige Narbe, die niemals völlig ausgeheilt war, und es fühlte sich wie das Leder eines Bullen an, als ich den Dreizack hineindrückte.
Er hieb mit der Axt nach unten und erwischte mich über meinem linken Knie, doch ich entwand mich ihm, bevor er sie zu tief hineinbohren konnte. So stark zu bluten, war für mich eine neue Erfahrung, denn wenn wir uns im Vollbesitz
unserer Kräfte befanden, vollzog sich die Heilung innerhalb von Sekunden. Doch das Silber ließ meinen Körper schwach bleiben, und ich wusste, dass ich, wenn es dem Eber gelingen sollte, noch einen weiteren guten Treffer zu landen, endgültig besiegt sein würde. Mein Tod wäre mir jedenfalls gewiss.
Plötzlich hörte ich das Klirren von Metall und Türenschlagen. Hinter uns waren vier weitere Käfige von unten aufgetaucht und hingen nun etwa einen halben Klafter über dem Boden. Sie schwangen an dem Gerüst aus Masten leicht hin und her.
Ein lauter Schrei und donnernder Applaus waren von der Menge zu vernehmen, die zusah.
Die Insassen der Käfige stürzten herab, und dies lenkte auch Rath Eberkopf ab. Ich ging zu der auf dem Boden liegenden jungen Frau und zog das zweischneidige Schwert, das Ewens Waffe gewesen war, unter ihrem Leib hervor.
Der blaue Rauch erschwerte es mir zu erkennen, wer unsere neuen Gegnerinnen und Gegner sein mochten. Aber sehr bald hatte es einer von ihnen auf Rath Eberkopf abgesehen.
Als ich mich umdrehte, ging Rath mit einem zweischneidigen Schwert auf den Vampyr Midias los, der eine Waffe in der Hand hielt, die ich nur einmal zuvor gesehen hatte, und zwar in den fernen Kriegen. Von manchen wurde sie »Hurenkamm« genannt, von anderen »Faschine«. Es handelte sich bei ihr um eine Art Harpune mit zahlreichen Stacheln, von denen jeder länger war als der vorherige, bis sich an der Spitze eine lange, sensenähnliche Klinge wölbte. Midias holte zum Schlag aus, so dass sie jeden, der seinen Weg kreuzte, niedermähen würde.
Ich stürzte mich ebenfalls in den Kampf gegen Rath, und während Midias seinen Hurenkamm in Raths Brust versenkte,
griff ich von hinten an und bohrte ihm das zweischneidige Schwert mitten in den Hals, so dass sein Rückgrat durchtrennt wurde.
Einen Augenblick lang stand Eberkopf noch still da, während Midias und ich ein Stück zurücktraten.
Dann stürzte er zu Boden. Sobald er dort lag, kniete sich Midias über ihn, zog ihm den Helm vom Kopf und durchschnitt seinen dicken Hals mit einem Krummschwert. Er hielt das helmlose Haupt in die Höhe, der Menschenmenge entgegen, deren Jubelrufe, ebenso wie auch das Trommeln, verstummt waren. »Hier ist euer Meister! Rath, der die Teufel des ersten Spiels bezwang! Rath, der zwölf Spiele überlebte, damit er als Gott unter euch leben konnte! Aber nun haben wir, Midias von Kalos und der Falkner von Alkemara, euren Gott in die Knie gezwungen!«
»MIDIAS!«, jubelte die Menge. »DER DRACHE DES OSTENS! DER HERR DER VERDAMMTEN! GROSSER MIDIAS, SCHLÄCHTER VON RATH DEM EBER!«
Da grinste er und blickte mit einem Funkeln in den Augen zu mir herüber.
»Sie preisen uns erst, und dann metzeln sie uns nieder!«, meinte ich nur.
»So, wie es immer war und immer sein wird. Und nun, mein Freund, nun liegt das Spiel in unseren Händen!«, entgegnete Midias, während er sich mir näherte. »Wir müssen das Opfer erreichen, denn es hält das Endspiel bereit.«
Ich warf einen Blick zum anderen Ende der Arena, zu der jungen Frau, die unser Opfer war.
»Wir trinken von ihr, und wir sind die Sieger dieser Nacht«, erklärte er.
Dafür empfand ich ein Gefühl der Dankbarkeit. Ich kniete neben Ewen nieder. Das Silber des Netzes fühlte sich an meinen Fingern wie Domen an, daher machte ich mich auf den Weg, um die Pike zu holen und damit das Netz von ihm herunterzuziehen. Er lag da, aus seinen Wunden sickerte noch immer Blut, doch der Blutstrom hatte sich verlangsamt. Ich nahm seine Hand in die meine und umklammerte sie fest. »Nimm meine Kraft in dir auf«, sagte ich.
Er schien mich nicht zu sehen, ergriff aber ebenfalls meine Finger.
»Steh auf!«, schrie Midias mich an. »Es ist
Weitere Kostenlose Bücher