Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg

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jeder durch eine Axt verursachten Schnittwunde, und jedes Mal, wenn ein Schwert in Fleisch schnitt, veränderte sich das Gebrüll der Menschenmenge, während sie uns – den Dämonen – zuzujubeln schienen. Sie hatten aufgehört, die Namen ihrer sterblichen Meister zu schreien. Stattdessen wurden die Namen »Falkner der Schlächter«, »Midias der Blutige« und »Ewen der Peiniger« gerufen. Viele Lampen und Fackeln wurden angezündet, damit der Rand der Arena besser erleuchtet wurde. Diese Beleuchtung erhellte ihn auf eine Art, die mir zuvor nicht aufgefallen war. Mir wurde bewusst, dass wir in einer Arena kämpften, die wie eine Scheibe geformt war – wie die Scheibe selbst. Dieses Spiel war ein Spiel der Anhängerinnen und Anhänger von Taranis-Hir. Selbst diejenigen von uns, die wir unsere Existenz verteidigten, spielten hier zum Vergnügen der Myrrydanai persönlich. Die Scheibe, die am Hals der Sterblichen gehangen hatte, wenn wir sie niedergemetzelt hatten, war genau die gleiche Scheibe, in der wir auch kämpften.
    Ich warf einen Blick durch den blauen Rauch hindurch,
während wir drei die Sterblichen niedermetzelten, um uns den Weg zum Opfer zu bahnen. Dort, in dem Pavillon, erblickte ich die große Königin dieses Landes und ihren König, obwohl ihre Gesichter aus der Entfernung nur verschwommen zu erkennen waren. Überall um sie herum konnte man Priester in weißen Roben sehen.
    Wir alle waren mit Blut bedeckt, ich schmeckte es auf der Zunge. Midias war sogar von Kopf bis Fuß davon durchnässt. Schweiß drang mir aus den Poren und verlieh mir fast das Gefühl, wieder sterblich zu sein. Etwas aber beschäftigte mich, das ich nicht mehr empfunden und an das ich auch nicht mehr gedacht hatte, seit ich zum Vampyr geworden war:
    Ich spürte die Herrlichkeit, am Leben zu sein .
    Aus einem Käfig hinter mir war ein Tier herabgestürzt. Ich sah mich um und erhob mein Schwert, für den Fall, dass irgendein Kämpfer oder eine Kämpferin aus dem blauen Rauch hervorkäme. Es handelte sich bei der Bestie aber um einen großen Tiger. Und auch noch ein anderes Tier war aufgetaucht: ein Wolf, wie ich noch keinen zuvor gesehen hatte. Er war schwarz und hatte die Größe eines Mannes. Allerdings duckte er sich und beobachtete die Lage, statt jemanden anzugreifen. Weder der Wolf noch der Tiger schienen Interesse an dem Spiel zu haben, obwohl sie nicht weit von der Stelle entfernt wachsam dastanden, an der sie auf dem Boden aufgekommen waren.
    Midias rannte in Richtung eines Kämpfers, der in eine offene Falltür hineingestürzt war, es aber noch geschafft hatte, sich an deren Rändern festzuklammern. Der Krieger hatte einen Dreizack und ein Netz bei sich und umkreiste Midias, der den Hurenkamm durch die Luft schwang. Ewen hieb mit einem
Krummschwert nach einem behelmten Mann, doch dieser wich ihm aus. Ewen drehte sich um, bückte sich und ergriff ein Kurzschwert, das er dem Mann in den Bauch rammte, als er sich wieder aufgerichtet hatte.
    Die Tiere bewegten sich langsam – der Tiger strebte auf Midias zu, aber der Wolf zog sich ans andere Ende der Arena zurück, als wäre er verwundet.

    Als wäre der Augenblick in der Zeit erstarrt, hörte ich eine Explosion, draußen in der Dunkelheit jenseits des Fackelscheins. Der blaue Qualm des Weihrauchs sowie der Lichtblitz, der zu sehen war, zwangen mich, die Szene, die sich vor mir abspielte, in mich aufzunehmen – Midias, der mit seiner Waffe zum Schlag ausholte, die Arme ausgestreckt, während ihm sein Umhang von den Schultern fiel und sich sein dichtes schwarzes Haar über seinen Rücken ergoss; Ewen, der in Midias’ Richtung sprang, um die Bestie aufzuhalten; der Tiger, der mit seiner kraftvollen Anmut auf Midias zusprang.
    Weiter hinten erblickte ich durch Licht und Rauch hindurch das jungfräuliche Opfer, das mit entblößten Brüsten, geflochtenem flachsfarbenem Haar und hinter dem Rücken gefesselten Händen dastand. Außerdem sah ich undeutlich die Menschenmenge, die schrie, als hegte sie gar nicht den Wunsch nach diesem Ausgang des Spiels.
    Über uns befand sich das Spinnennetz aus Netzen, Masten, Flaschenzügen, Seilen, Ketten und Gegengewichten.
    Das Opfer beendet das Spiel .
    Ich eilte zu dem Feuerring und sprang durch das Feuer bis in seine Mitte. Dort rollte ich auf die Füße der Jungfrau zu und packte erst diese und dann ihre Beine, um mich wieder aufzurichten.
Ihr Gesicht war angespannt und zeigte Furcht und Scham. Sie war nicht von Natur aus schön, aber