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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Schlangengöttin. Sie trug die goldene Maske der Scheibe auf dem Gesicht.

    In ihrer Hand hielt sie einen gebogenen Opferdolch.
    »Warum bedrohst du unsere Welt?«, fragte ich sie. »Warum bringst du uns Plagen und Schrecken?«
    Sie antwortete mir mit einer Stimme der Verführung und des Zaubers. »Maz-Sherah«, sagte sie, »ich bin nicht die dunkle Mutter, die du fürchtest. Medhya schläft, während du den Schleier durchquerst. Die Große Schlange ist bei dir, selbst wenn du gequält wirst. Du musst die Maske finden, die ich verloren habe, und sie herbeischaffen, denn deine Existenz – und die Existenz deiner Kinder – hängt davon ab.«
    »Ich verstehe nicht«, erwiderte ich. Ich griff nach ihr, obgleich sich Schlangen um ihre Taille wanden und ihre Nacktheit bedeckten. Die Vipern an ihrem Hals bissen nach meinen Fingern, als ich meine Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte, um ihr die Maske herunterzureißen, damit ich sie sehen konnte. Beinahe berührte ich mit der Hand die Goldmaske, aber die Vipern fügten mir schmerzhafte Bisse zu. Ihr Gift wurde zu Flammen, die an meinen Fingerspitzen entlangliefen. Auf diese Weise sah ich, als ich meine Hand zurückzog, das, was die Magier »Glorreiche Hand« nannten: die Hand eines Mörders, auf deren Fingerspitzen Flammen brannten – eine diabolische Kerze, mit der man Dämonen und die Toten beschwören konnte.
    »Wie kann es sein, dass ich Kinder habe?«, fragte ich, während ich meine brennende Hand ansah.
    Sie nickte. »Zwei entstammen der jungen Frau. In deinen Lenden lebt die Schlange des Lebens. Der Maz-Sherah trägt den Samen des Stammes in sich. Du erschaffst eine Blutlinie des Maz-Sherah.«
    »Aber in dem Glas«, entgegnete ich, »jenseits des Schleiers,
sah ich nur eines. Einen Knaben. Und sie... opferte mein Kind dem Moor. Als Opfergabe für...«
    »Für Medhya«, ergänzte sie meine Worte. Die maskierte Göttin blickte zu mir herab und legte ihre Hand auf meine brennende Handfläche. Sie umschlang meine Finger mit den ihren. »Was wie ein Opfer aussah, war in Wahrheit eine Taufe. Was wie ein Kind aussah, waren zwei, da durch den Maz-Sherah Zwillinge geboren werden. Eines aus Feuer und eines aus Blut, eines, das den Schleier zerreißt, und eines, das ihn flickt.« Das Feuer aus meiner Hand sprang auf die ihre über und lief schnell an ihrem Arm entlang, bis zu ihrer Schulter hin. Ich sah zu, wie ihr gesamter Leib zu brennen begann, ihre Schlangen sich wanden und von ihr herunterfielen. Schließlich war die goldene Maske geschmolzen und rot wie Lava und begann von ihrem Gesicht zu fließen, um schwarze Asche zurückzulassen. Ihre Worte drangen an mein Ohr, während ihr Leib mit großer Wucht explodierte. Der entstehende Feuerball verschlang alles um mich herum, mit Ausnahme meines eigenen Körpers. Ich trat durch das Feuer, während sie sprach: »Die Maske wurde gestohlen, Maz-Sherah, und in die Ferne jenseits des Meeres gebracht. Es ist eine Maske der Entfesselung, und du musst sie finden, um dein Schicksal zu erfüllen.«
    Ich vernahm die Stimme von Artephius, die diese durch die Droge verursachte Feuervision durchdrang. Seine Worte holten mich in die fensterlose Kammer zurück, wo er mich mit frischem Blut versorgt hatte, um die Wirkung des Blütennektars fortzuspülen.
    Er sagte: »Dieses Wesen steuert seiner Vernichtung entgegen. Schnell, das Blut, bringt das Blut. Sein Blut kocht unter der Haut. Das Blut! Das Blut!«

    Ich spürte es ebenfalls, ein schreckliches Brennen in meinem Leib, und ich erinnerte mich an alles, was mir Kiya über die Auslöschung erzählt hatte. Es handelte sich dabei um einen Zustand des Bewusstseins, aber ohne jede Fähigkeit, ohne eine Bewegung, mit unendlichem Durst und mit endlosem Leben in jedem Partikel des Seins – und gleichzeitig war es seine eigene Hölle. Ich glitt vor und zurück durch den Schleier und erblickte zahlreiche schreckliche und wundersame Dinge. Doch die Göttin war nicht dort, ebenso wenig wie die Schlange. Da spürte ich, wie mich der Wahnsinn überkam, während ich mich fragte, ob mein Bewusstsein wohl zwischen den Welten festgehalten werden würde, wenn ich hier, auf dem Tisch des Wundarztes, der Auslöschung anheimfiel.
    In der Nacht spürte ich, wie frisches Blut meinen Gedanken eine zusammenhängende Form verlieh. Ich kehrte von den Visionen und dem Chaos zurück. Über mir sah ich das behelmte Gesicht des Alchimisten und die Gaze seiner Finger, mit denen er meine Lippen auseinanderhielt und mir Blut

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