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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Hangars in die Dunkelheit. Daoud ging mit seinem Enkel unter dem Umzugswagen in Deckung. Leroy packte Lincolns Arm und zog ihn mit zu den herabgestürzten Platten des Wellblechdachs, als auch schon das Licht der Scheinwerfer in den Hangar fiel. »Verdammter Mist«, knurrte Leroy, riss eine glänzende Webley & Scott mit Holzgriff aus seinem Gürtel und ließ wütend die Trommel kreisen. »Man ist dir hierher gefolgt, Lincoln«, sagte er im heftigen Flüsterton.
    »Nein, nicht mir, sondern dir oder Daoud«, entgegnete Lincoln.
    Hinter ihnen, aus Richtung des Lagerfeuers, hörten sie Rufe.
    Leroy duckte sich hinter ein Stück Wellblech. »Mein Daddy ist im Knast gestorben«, sagte er. »Hör zu, Lincoln … es ist noch dunkel draußen. Wir brauchen bloß einen oder zwei von denen abzuknallen … wenn die anderen dann vor Panik in Deckung gehen, robben wir uns raus und hauen ab.«
    Die Autos, deren Scheinwerfer jetzt über den Umzugswagen glitten, blieben vor dem Hangar stehen. An den Scheinwerfern huschten Silhouetten vorbei, als Männer rings um den Hangar Posten bezogen. Einige von ihnen waren mit Gewehren bewaffnet, andere trugen Plastikschilde. Eine Stimme, die Lincoln zu kennen meinte, ertönte aus einem Megaphon. »Hier spricht das FBI. Wir wissen, dass Sie da drin sind. Sie sind umzingelt. Sie haben zwei Minuten, um mit erhobenen Händen herauszukommen.«
    In der Mitte des Hangars rollte Daoud unter dem Umzugswagen hervor und stand auf. Er hob eine Hand, um die Augen vor dem Scheinwerferlicht abzuschirmen, und ging in Richtung Megaphon. Auf halber Strecke tauchte plötzlich die Hand mit der Pistole hinter seinem Rücken auf. Lincoln hörte das Ploppen zweier schallgedämpfter Schüsse, bevor der Ägypter von einer Maschinengewehrsalve niedergestreckt wurde. Schluchzend kam der dicke Enkelsohn unter dem Umzugswagen hervorgekrochen und schlang die Arme um seinen toten Großvater. Dann stand er schwerfällig auf, spähte durch die Tränen in die Scheinwerfer und zog die Pistole aus seinem Schulterhalfter. Bevor er sie ganz draußen hatte, bohrten sich Kugeln in seine Brust.
    Mit grell leuchtenden Handlampen rückte eine Front bewaffneter Männer in schwarzen Windjacken näher. Als einer von ihnen sich umdrehte, um einen Befehl zu rufen, sah Lincoln hinten auf seiner Jacke die großen weißen Buchstaben »FBI«.
    »Warte, bis wir das Weiß in ihren Augen sehen können«, flüsterte Leroy Lincoln zu, der sich hinter einem Pfeiler neben dem Texaner versteckte. »Ich erledige den Anführer.«
    Die FBI-Agenten, deren Lampen die Dunkelheit durchbohrten, schlichen jetzt an dem Umzugswagen vorbei auf die Wellblechplatten hinten im Hangar zu. Lincoln erkannte die untersetzte Gestalt von Felix Kiick ganz vorn, tief geduckt mit einem Megaphon in der einen Hand, einer Pistole in der anderen. Als Kiick etwa fünfzehn Schritte entfernt war, hob er das Megaphon an die Lippen. »Das ist Ihre letzte Chance – Leroy Streeter, Lincoln Dittmann, Sie können nicht entkommen. Kommen Sie mit erhobenen Händen raus.«
    Kiick ging langsam weiter, während er sprach. Leroy stützte seinen Schussarm mit der linken Hand ab, drückte den linken Ellbogen fest gegen den Bauch und hob die Webley & Scott, um auf Kiicks Kopf zu zielen. Lincoln hatte gehofft, das Ganze würde ohne Widerstand über die Bühne gehen, aber der Einsatz war katastrophal gelaufen. Eigentlich hätten die Agenten draußen am Lagerfeuer schon hinten am Hangar sein sollen, als die Autoscheinwerfer auf der Abfahrt des Pulaski Skyway in Sicht kamen. Leroy und Daoud wären durch die näher kommenden Fahrzeuge abgelenkt gewesen und hätten kampflos überwältigt werden können. Jetzt blieb Lincoln nichts anderes übrig, als Kiick vor der Kugel zu retten. Mit einer blitzartigen Bewegung hob er seinen Stock und ließ ihn mit voller Wucht auf Leroys Handgelenk krachen. Kiick fuhr zusammen, als er den Knochen splittern hörte. Als Leroy zu Lincoln aufblickte, stand ihm der blanke Hass in den Augen. Seine Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Worte, bis er schließlich krächzte: »Du bist einer von denen!«
    »Felix, wir sind hier«, rief Lincoln und kam hinter dem Wellblech zum Vorschein.
    Kiick kam näher und leuchtete auf Leroy, der verblüfft auf seine schlaff herabhängende Hand stierte. Sein Revolver lag auf dem Zementboden. Zwei FBI-Agenten packten Leroy unter den Armen und schleppten ihn zu ihren Fahrzeugen. Mit einem Taschentuch nahm Kiick Leroys Waffe auf und hielt sie

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