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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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geraten ist. Die fragliche Person hat Sie mit einem Langstreckenläufer verglichen. Sie hat gesagt, wenn Sie mal was angefangen haben, würden Sie es auch zu Ende bringen.«
    Martin zählte zwei und zwei zusammen. »Oskar Kastner kann nicht Ihr richtiger Name sein«, überlegte er laut. »Ein KGB-Überläufer, der unter einem Decknamen in Brooklyn lebt –, das kann nur bedeuten, dass Sie genau wie die anderen sowjetischen Überläufer im Zeugenschutzprogramm des FBI sind. Nach Aussage Ihrer Tochter sind Sie 1988 hergekommen, was bedeutet, die CIA hat Sie längst aufs Abstellgleis geschoben. Was darauf schließen lässt, dass Ihr Freund in Washington, von dem Sie meinen Namen haben, der FBI-Mann ist, der Sie betreut hat.«
    So also hatte Crystal Quest von Stellas Besuch im Billardsaal Wind bekommen! Irgendwer beim FBI hatte gehört, dass ein Ex-CIA-Typ in Crown Heights Detektiv spielte und Kastner Martins Namen gegeben. Die FBI-Mitarbeiter, die Leute im Schutzprogramm überwachten, ließen bestimmt rein routinemäßig einen »Kontakt«-Bericht zirkulieren, wenn ein ehemaliger KGB-Offizier die Absicht bekundete, einen ehemaligen CIA-Offizier zu engagieren – selbst wenn der fragliche Fall nicht das Geringste mit CIA-Operationen zu tun hatte. Irgendwo in den labyrinthischen Korridoren von Langley musste ein Alarm losgegangen sein, der höchstwahrscheinlich mit Quests Kopf verdrahtet gewesen war.
    Bedeutete das, dass Kastners verschwundener Schwiegersohn irgendwie Kontakt zu früheren oder laufenden CIA-Operationen hatte? Martin hielt es nicht für ausgeschlossen.
    »Er ist ganz schön schnell für einen Langstreckenläufer«, sagte Kastner jetzt zu seiner Tochter. »Mein FBI-Freund hat mir erzählt, die CIA hat Sie 1994 entlassen. Den Grund hat er mir nicht verraten, nur dass Sie nichts gestohlen oder Geheimnisse verkauft oder sich sonst was Unerfreuliches in der Art geleistet haben.«
    »Ich bin erleichtert, dass ihr zwei auf derselben Seite seid«, warf Stella ein.
    Martin wedelte mit der Hand, um Kastners Zigarettenrauch zu vertreiben. »Warum haben Sie nicht die CIA gebeten, Ihren Schwiegersohn zu suchen?«
    »Hab ich ja. Die haben ein paar Regeln großzügig ausgelegt und die Datenbanken nach vermissten Personen durchsucht, die tot wieder aufgetaucht waren. Leider passte Samats Beschreibung auf keinen davon.«
    Martin schmunzelte. »Leider?«
    Kastners zerfurchtes Gesicht verfinsterte sich. »Ich spreche Ihre Sprache mit Akzent – Stella verbessert mich laufend –, aber ich wähle meine Worte mit Bedacht, als hinge mein Leben davon ab.«
    »Für Kastners Akzent verbürge ich mich«, sagte Stella lachend.
    »Sie nennen Ihren Vater Kastner?«
    »Klar. Sie haben sich doch schon gedacht, dass es nicht sein richtiger Name ist – den Namen hat ihm das FBI verpasst, als er ins Zeugenschutzprogramm kam. Meinen Vater Kastner zu nennen ist zwischen uns ein Dauerwitz geworden, nicht, Kastner?«
    »Es erinnert uns daran, wer wir nicht sind.«
    Martin wandte sich an Stella. »Jetzt, wo ich Ihren Vater kennen gelernt habe, wird mir einiges klar.«
    »Was denn?«, erwiderte sie.
    »Mir ist klar, warum Sie so schnell mitgespielt haben, als ich Sie heute Morgen in aller Herrgottsfrühe angerufen habe. Sie haben kapiert, dass ich dachte, das Telefon könnte angezapft sein. Sie sind die Tochter Ihres Vaters.«
    »Ich habe sie dazu erzogen, am Telefon diskret zu sein«, bestätigte Kastner mit sichtlichem Stolz. »Sie kennt sich mit den Tricks in unserem Gewerbe gut genug aus, um bei Leuten vorsichtig zu sein, die sich Gegenstände in einem Schaufenster anschauen, für die sie sich wohl kaum interessieren dürften. Frauen und Angelruten zum Beispiel. Oder Männer und Damenunterwäsche.«
    »Sie hätten wirklich nicht zweimal um den Block zu gehen brauchen«, sagte Stella zu Martin. »Ich verspreche Ihnen, mir ist auf dem Weg zu Ihnen niemand gefolgt. Auch nicht auf dem Weg nach Hause.«
    »Und wie kommt es dann, dass die Leute, für die ich mal gearbeitet habe, mir davon abraten, mich auf Fälle einzulassen, die mit verschwundenen Ehemännern zu tun haben?«
    Kastner bewegte den Joystick, und der Rollstuhl fuhr mit einem Ruck auf Martin zu. »Woher wissen Sie, dass die Bescheid wissen?«, fragte er leise.
    »Eine Frau namens Fred Astaire hat mir was ins Ohr geflüstert.«
    Kastner sagte: »Ich sehe es Ihnen an den Augen an, dass Sie diese Fred Astaire nicht für eine Freundin halten.«
    »Es kostet viel Energie, jemanden nicht zu

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