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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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sowjetischer Name und steht für Marx, Engels, Lenin – die Organisatoren der Revolution. Deshalb hat der KGB mich für einen eingefleischten, zählebigen Kommunisten gehalten. Zählebig war ich allerdings«, fügte er mit einem finsteren Lachen hinzu. »Sie konnten mich jedenfalls nicht umbringen.«
    Ohne mit seinen schweren Lidern zu blinzeln oder die Augen zu verengen, verhärtete sich Akims Miene. Martin fragte sich, wie er das anstellte. Vielleicht lag es an den Schatten, die auf seinem Gesicht spielten, vielleicht waren seine Pupillen kleiner geworden. Die Wirkung war auf jeden Fall beängstigend.
    Akims Stimme verlor ihre Trägheit. »Pippen war der CIA-Agent, der getarnt als Sprengstoffexperte mit Verbindung zur IRA die Hisbollah im Bekaa-Tal infiltriert hat. Sie und die CIA haben sich, wie es heißt, getrennt, obwohl ich peinlicherweise gestehen muss, dass keine meiner Quellen herausfinden konnte, warum. Es erschreckt Sie, dass ich so gut informiert bin, richtig? Wissen Sie, in Israel kann man wie in jedem anderen zivilisierten Land Informationen so mühelos kaufen wie Zahnpasta. Jetzt behaupten Sie, ein Privatdetektiv namens Odum aus Brooklyn zu sein. Einige glauben, das sei wieder nur eine ersponnene Identität. Andere sagen, Odum sei der, der Sie waren, bevor Sie Pippen wurden.«
    »Ich habe tatsächlich für die CIA gearbeitet. Aber das ist vorbei. Odum kommt meinem wahren Ich am nächsten.«
    Akim nahm das mit einem argwöhnischen Nicken hin. »Zeit für meine Insulinspritze«, verkündete er. Er winkte mit einem kleinen Finger, an dem ein dicker Goldring mit einem Diamanten prangte. Martin folgte ihm die schmalen Stufen hinunter und dann über den Rasen, vorbei an dem Swimmingpool, wo drei Frauen in hauchdünnen, tief ausgeschnittenen Kleidern Mah-Jongg spielten. Auf einmal sehnte er sich nach der Zeit, in der er als Detektiv mit simplen Fällen zu tun hatte wie Mah-Jongg-Schulden und entführte Hunde und von Tschetschenen betriebene Krematorien in Little Odessa. Er musste übergeschnappt gewesen sein zu glauben, er könne einen Ehemann ausfindig machen, der untergetaucht war und nicht gefunden werden wollte. Als sie die schattige Veranda hinter dem Haus erreichten, bedeutete Akim seinem Besucher, in einem der Korbsessel Platz zu nehmen. Zwei von Akims Armeniern mit Sportsakkos, unter denen sich die Pistolenhalfter deutlich abzeichneten, standen in der Nähe. Ein Mann in einem weißen Krankenhauskittel drückte etwas Flüssigkeit aus einer Nadel, um etwaige Luft aus der Spritze zu befördern. Akim ließ sich auf den Stuhl sinken und zog das Hemd aus der Hose, um seinen prallen Bauch zu entblößen. Er trank einen Schluck frischen Orangensaft durch einen Plastikhalm, während der Pfleger ihm die Nadel unter die Haut stach und das Insulin injizierte.
    »Vielen Dank, Earl. Wir sehen uns morgen früh.«
    »War mir ein Vergnügen, Mr. Shitkin.«
    Als der Pfleger außer Hörweite war, sagte Akim: »Wie Sie sehen, benutze ich noch ab und an den Namen Shitkin. Schon komisch, wie man einen Decknamen lieb gewinnen kann, der einem das Leben gerettet hat.« Am Pool kreischte eine der Frauen ausgelassen auf. Akim brüllte verärgert: »Ruhe bitte, Ladys. Ich habe Besuch.« Dann sagte er, während er sich die Stelle am Bauch massierte, wo er die Spritze bekommen hatte: »Also, was kann ich für Sie tun, Mr. Pippen oder Mr. Odum oder wie immer Sie sich gerade nennen.«
    »Ich bin wirklich Privatdetektiv«, sagte Martin. »Ich wurde engagiert, Ihren Neffen Samat zu suchen, der anscheinend seine Frau sitzen gelassen hat. Ich hatte gehofft, Sie würden mir sagen, wo ich ihn finden kann.«
    »Was will seine Frau denn, Unterhalt? Einen Anteil an seinem Ersparten, vorausgesetzt er hat welches?«
    »Ich wurde von der Schwester der Frau und dem Vater engagiert –«
    »Der mittlerweile verstorben ist.«
    »Sie sind wirklich gut informiert. Die beiden haben mich beauftragt, Samat zu finden, damit er sich scheiden lässt. Seine Frau ist streng gläubig. Ohne die Scheidung kann sie nicht wieder heiraten, keine Kinder mit einem anderen Mann bekommen.«
    Akim stopfte sich das Hemd wieder in die Hose. »Haben Sie seine Frau kennen gelernt?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Haben Sie gesehen, wie sie sich anzieht? Wer würde sie schon heiraten wollen? Wer würde mit ihr ins Bett wollen, selbst um Kinder zu zeugen?«
    »Sie ist jung. Sie ist vielleicht sogar noch Jungfrau. Der Rabbi, der sie und Samat getraut hat, glaubt, die Ehe wurde

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