Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
blauen Fleck auf meinem Rücken in der Form ihrer knochigen Kniescheibe.«
    Er grunzte und fuhr los, und unser Trip in die Stadt verlief dann auch so unangenehm, wie man erwarten konnte. Ich saß vornübergebeugt auf dem Sitz, die Arme hinter dem Rücken gefesselt, meine Hände schmerzten in den zu engen Handschellen, meine Schulter tat weh und Blut sickerte aus dem Schnitt auf meiner linken Wange. Er hatte mich nicht einmal angeschnallt. Man musste nicht betonen, dass wir nicht sonderlich nett plauderten. Nach etwa drei Minuten Fahrzeit schaltete er einen Radiosender direkt von den Bahamas ein, vermutete ich. Unglücklicherweise sang er die Calypsomusik mit, als wäre er Harry Belafonte auf einem Bananenboot, aber ohne das nötige Talent. Ich saß regungslos da und lauschte einer Menge schräger day-os, und ließ mir zur Ablenkung möglichst viele Wege einfallen, diesen Blödmann umzubringen, und danach überlegte ich mir, was ich diesem Schwachkopf wenigstens alles Schreckliches antäte, wenn er mir endlich die Handschellen abnahm.
    Geschwisterliebe
    Kelly, ihr Autounfallopfer und Sissys Konkurrentin, starb nicht, doch ihr Rückgrat war so schwer verletzt, dass sie im Rollstuhl sitzen musste. Die Ältere fand das krank, aber Sissy war außer sich vor Freude, weil der Junge versprach, dass er seine Schwester beim nächsten Wettbewerb nicht mitmachen lassen würde, damit Sissy gewinnen könnte. Der Vater des Jungen hatte beschlossen, eine schönheitschirurgische Operation an Sissys Narben vorzunehmen, irgendeine neue Technik mit Laser. Bald waren die Narben unsichtbar und Sissy war wieder schön und sie gewann tatsächlich! Aber die Ältere war traurig und es gefiel ihr gar nicht, wie der Junge die anderen behandelte. Er nannte sie jetzt seine Sklaven und Dienstboten und sagte ihnen jeden Tag, was er von ihnen verlangte, sonst würde er der Polizei das Mordvideo zeigen.
    Einmal versuchte die Ältere, die belastenden Aufnahmen zu finden, um sie zu verbrennen, aber er hatte sie zu gut versteckt. Jedes Mal, wenn sie ärgerlich wurde und sich ihm widersetzte, schmeichelte er ihr und griff unter ihre Bluse und küsste dann ihre Brüste, bis sie nicht mehr klar denken konnte. Sie liebte ihn so sehr, sie konnte einfach nicht anders, egal wie sehr sie es versuchte.
    Und so ging das Leben im Haus des Jungen lange weiter. Sie wurden alle größer, aber die Aufgaben des Jungen blieben bestehen und seine Drohungen ebenfalls. Aber dann geschah eine Katastrophe, mit der niemand gerechnet hatte. Eine Frau vom Jugendamt stand eines Morgens vor der Tür und sagte, sie hätte den leiblichen Vater der Älteren gefunden. Er lebte in Florida und verlangte das Sorgerecht für seine Tochter. Die Ältere starrte die Frau bloß ungläubig an und die Eltern des Jungen sagten: Nein, sie wollten sie adoptieren, sie wollten alle drei Kinder adoptieren, aber die Sozialarbeiterin schüttelte den Kopf und sagte, das sei wundervoll für Sissy und Bubby, aber nunmehr unmöglich für die Ältere. Sie sagte, sie würde die Ältere am nächsten Morgen abholen, sie müsste packen, was sie im Flugzeug mitnehmen wollte, den Rest würde man nachschicken.
    In dieser Nacht lag die Ältere in den Armen des Jungen und schluchzte an seiner Brust.
    »Aber er hasst mich. Mama sagte, er hasst mich und wollte mich nie wieder sehen. Ich will nicht gehen.«
    »Psst, Süße, es ist in Ordnung. Ich werde ihn töten, dann kannst du wieder bei uns leben.«
    Die Ältere schüttelte an seiner Brust den Kopf, aber ihr war klar, dass es vielleicht das Einzige war, was ihr noch übrig bliebe. Ihr gefielen die Morde nicht, aber dies war etwas anderes. Der Mann holte sie weg von dem Jungen und allen Menschen, die sie liebte. Inzwischen mochte sie sogar Sissy.
    Sie redeten die ganze Nacht darüber und der Junge sagte, er würde seinen Eltern erzählen, dass er es sich anders überlegt hatte wegen der Vanderbilt University, er wollte jetzt lieber ein College in Miami besuchen. Sie hatten dort sowieso ein Strandhaus, erzählte er ihr, es hatte seinen Großeltern gehört und er könnte dort wohnen, und sie ebenfalls, wenn er ihren Vater getötet hatte und sie das College besuchte. Es klang gut, aber sie weinte, als die Mutter und der Vater des Jungen sie zum Abschied umarmten und ihr sagten, sie würden sie mit den anderen Kindern oft besuchen kommen.
    Die Sozialarbeiterin begleitete sie im Flugzeug zum Miami International Airport und die Ältere fürchtete panisch das Treffen mit

Weitere Kostenlose Bücher