Die kalte Nacht des Hasses
haben, war Black ziemlich gut darin geworden, mich zu ignorieren, wenn es ihm passte. »Nach dem, was dir heute zugestoßen ist? Da werde ich wohl besser mitkommen, und sei es nur, um deine Verletzungen zu verarzten.«
»Sehr lustig.« Sehen Sie, Black selbst konnte auch schön sarkastisch werden.
Dreißig Minuten später bogen wir vom Ocean Highway auf das Grundstück der Swensen-Schwestern. Die Aussicht war in der Dunkelheit verschwunden, deswegen konnten wir das Meer nicht sehen, wir konnten nur das ärgerliche Rauschen der Wellen hören. Hildes Haus war jetzt schwarz wie ein Grab, und ich vermutete, dass auch keine verzweifelten Freunde mehr darin herumlungerten. Ich fühlte mich besser, mit meinen Waffen am Mann, und hatte das Gefühl, dass auch Black ein oder zwei Waffen irgendwo an sich versteckt hatte. So war es meistens. Aber seine Bekanntschaften waren mir nicht ganz geheuer, das musste ich zugeben.
Wir blieben vor der Haustür stehen, die nach meinem hastigen Abgang hinter Vasquez vor ein paar Stunden immer noch offen stand.
»Okay, Black, du weißt Bescheid. Es ist kein Tatort, außer dass ich hier angegriffen worden bin, und das tut nichts zur Sache. Wir dürfen hier sein, also können wir so viel schnüffeln, wie wir wollen.«
Ich drückte die Tür auf und betätigte den Lichtschalter drinnen. Eine Leuchte in der Ecke ging an.
Black trat herein und sagte: »Das Haus steht hier schon eine Weile. Das wurde in den Vierzigern oder Fünfzigern gebaut, wette ich.«
»Kann ich mir gut vorstellen. Willst du mir helfen, ihre Sachen zu durchsuchen?«
»O ja. Ich war bei der Armee mal eine Weile bei der Militärpolizei. Habe ich dir das je erzählt?«
Ich hatte das Gefühl, dass es eine Menge an Black gab, was ich noch nicht wusste. Mit seinem Hintergrund tat er ziemlich geheimnisvoll, und ich wusste jetzt auch, dass es dafür gute Gründe gab.
Es störte mich, dass er immer wieder so enge Verbindungen zu Kriminellen unterhielt, ich versuchte aber, es nicht zu zeigen. Er konnte ja nichts dafür, in welche Familie er hineingeboren worden war. »Nein, wie lustig, das musst du vergessen haben. War das vor oder nach deinen Tagen beim Sondereinsatzkommando?«
»Vor. Lange vor.«
»Dann weißt du ja, wie man ein Zimmer durchsucht, nehme ich an.«
»Ja. Ich bin ziemlich gut darin.«
»Du nimmst Wohnzimmer und Küche. Ich kümmere mich um Schlafzimmer und das Büro. Leg alles so zurück, wie es war. Brianna wird vermutlich jemandem herkommen lassen, der am Ende Hildes persönliche Dinge packt, und wir müssen die Bude ja nicht komplett durcheinander hinterlassen.«
»Durcheinander war nicht mein Ziel.«
Er begann mit einer Kommode, auf der Hildes schnurloses Telefon stand. Ich wartete, während er das blinkende rote Lämpchen an dem schwarzen Gerät betätigte. Zwei Sekunden später durchbrach eine Männerstimme die Stille.
»Hey, Mädchen, bist du aus Missouri zurück? Ruf mich an, sobald es geht, dann erzähle ich dir das Neueste.« Kein Name, aber vielleicht würden wir den in der Rufnummernanzeige sehen.
Zwei verschiedene Männerstimmen hinterließen ähnliche Nachrichten, aber ebenfalls keine Namen. Der vierte Anruf stammte von ihrem ehemaligen Freund, alias dem Doofkopf, der mich angegriffen hatte. Ich erkannte seinen leichten Akzent, obwohl wir während unserer Schlägerei nicht viel geredet hatten. Er klang wie ein echter Latin Lover. Und kämpfte auch wie einer. Mehr Flucht als Kampf.
Black und ich sahen einander an, als seine Stimme ein zweites Mal ertönte. »Okay, ich gebe auf. Bitte, Hilde, ich will dich zurück. Sag mir, was ich tun muss. Ich werde alles tun, was du sagst, aber komm zurück nach Hause.« Es folgte eine Pause und Black und ich starrten einander weiter an. »Bitte, Hilde, es geht mir schlecht ohne dich. Es tut mir leid. Ich mache so was nie wieder. Versprochen. Aber ruf mich an und lass mich zu dir kommen. Ich mache alles wieder gut, ich schwöre es bei Gott.«
Während die Maschine zurückspulte, klickte ich mich durch die Rufnummernanzeige und schrieb Namen und Nummern auf. Zwei von ihnen waren als unbekannt gelistet, eine stammte von einem Schönheitssalon in South Beach. Carlos Vasquez hatte aus dem Ocean Club angerufen, aber ich bezweifelte, dass er sich im Moment dort aufhielt, dann wäre er viel zu leicht zu finden, vor allem für einen erfahrenen Killer. Wir würden später trotzdem nachsehen. Kein offizieller Besuch, nur einmal umschauen, falls wir irgendwann mal
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