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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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die den Geschäften der Familie Probleme bereiten, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nein, ich verstehe nicht, was du meinst. Warum erklärst du es mir nicht?«
    »Beleidige ihn einfach nicht, okay?«
    Wir stiegen ein und Black nannte Señor Felipe, den man nicht beleidigen durfte, eine Adresse. Felipe schaute mich über die Schulter an und ich versuchte mir sein Gesicht für zukünftige »Gesucht: tot oder lebendig«-Poster aus Florida einzuprägen. Er war mittleren Alters, klein und schlank, Halbglatze, ordentlich gestutzter Schnauzer und Kinnbart, und dazu kleine schwarze Fuchsaugen, die einen beobachteten, ohne viel zu zwinkern. Josés Lieblingskiller, kein Zweifel, der mich umlegen würde, wenn ich mich weigerte, seinem Meister bei Tacos Gesellschaft zu leisten. Er grinste und zeigte mir eine Reihe scharfer Fuchszähne, meine Analogie war also nicht schlecht.
    Wir fuhren schweigend den ganzen Weg, was mir gut passte. Ich war immerhin Polizistin, schon vergessen? Obergauner zu Hause zu besuchen, ganz zu schweigen davon, von ihnen Geschenke anzunehmen, war nicht gut, unter Polizisten sah man das sehr ungern. Andererseits würde ich vielleicht etwas Nützliches über meinen Fall rauskriegen, oder Ortegas Fall. Ich bezweifelte es, aber unmöglich war es nicht.

15
    Der Oberboss lebte in dem alten, wohlhabenden Viertel Coconut Grove. Warum überraschte mich das bloß nicht? Sein Haus war nicht so angeberisch, wie ich erwartet hatte, ganz sicher nicht so wie die Villa des Bruders von Blacks anderem Paten unten in New Orleans. Aber es war pastellrosa, was ich natürlich ziemlich schwer zu verdauen fand.
    Als wir aus der Limo stiegen, schaute ich mich nach ein paar Flamingos um. Aber es war keiner zu sehen. Und Sonny Crockett auch nicht. Das Einzige, was ich erblickte, war ein dunkelhäutiger Schlägertyp ganz in Schwarz, der eine kleine, aber effektive Maschinenpistole hielt. Meine Güte, Black und seine Freunde, was will man machen?
    »Sag mal, Black, ist das unser Empfangskomitee? Dann hätte ich wohl besser meine Kevlar-Weste anlegen sollen.«
    »Er ist ein Empfangskomitee, das schon, aber nicht unseres.«
    »Okay. Jetzt fühle ich mich besser. Vor allem, da Ortega mir ja auch meine Pistole und Marke zurückgegeben hat.«
    »Ich bin ebenfalls bewaffnet. Nicht, dass wir in Anwesenheit von Josés Männern Waffen brauchen würden.«
    »Black, ich schwöre, irgendwann wirst du mich noch in Schwierigkeiten bringen.«
    »Meine Pistole ist hier unten registriert. Alles ganz legal.«
    »Ja, aber auf wen?«
    »Auf mich.«
    »O Gott.«
    »Ich habe dir doch gesagt, José ist mein Patenonkel, und zwar der echte, der bei meiner Taufe war. Es freut ihn, wenn ich bei ihm wohne, wenn ich Miami besuche, und er stellt mir zur Verfügung, was immer ich brauche. Ich sehe ihn nicht oft, also ist es schön, dass ich mit dir hier runterkommen konnte.«
    »Ja? Hoffen wir bloß, dass Charlie und meine neuen Freunde hier in der Stadt nicht mitkriegen, mit wem wir unsere Abende verbringen.«
    »Werden sie nicht. Gehen wir. José wartet.«
    Die riesigen Höhlenräume im Haus waren vor allem in Wasserblau, Gold und Braun gestrichen. Sehr Süd-Florida, mit sich drehenden Deckenventilatoren, deren Rotorblätter wie Palmwedel geformt waren, die ganze Show. Natürlich hatte die Hütte trotzdem eine Klimaanlage, was mir gut passte.
    José Rangos saß auf einer großen gefliesten Terrasse in der Nähe eines beleuchteten Pools im Garten. Die gesamte Terrasse war von einem Fliegengitter umgeben, neben dem Pool brannten ein paar Fackeln. Er trug komplett weiß, ein lockeres Seidenhemd und eine Hose, Gürtel und Segelschuhe, und außerdem hatte er buschiges weißes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst war, vermutlich stilisierte er sich mir zuliebe zum Engel. Ich fand, dass er mehr wie Albert Einstein aussah. Er rauchte eine dicke Zigarre, die nicht weiß war und die Illusion irgendwie kaputt machte, ganz zu schweigen von der Luftqualität. Aber es ging eine angenehme abendliche Brise, die unsere Haut wärmte und den Tabakgestank zum Nachbarn rübertrieb. Kein Meer in Sicht.
    »Das ist also die berühmte Polizistin, von der ich so viel gehört habe.«
    Ich verpasste Black einen erstklassigen Das-zahl-ich-dir-heim-du-wirst-schon-sehen- Blick, woraufhin er entschuldigend die Augen aufriss. Aber ich spielte mit.
    »Es ist sehr nett, Sie kennenzulernen, Mr Rangos.« Beinahe hätte ich wegen des gesamten mexikanischen Dekors Señor gesagt,

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