Die kalte Nacht des Hasses
als ich betrunken war, ich habe sie etwas herumgestoßen, aber das ist vorbei. Ich wollte es einfach nur wieder so haben, wie es war.«
Ich war nicht sicher, ob ich viel von dem glaubte, was er mir erzählte. Er hatte in Hildes Strandhaus ziemlich heftig nach mir geschlagen. Das leise, offenbar gegen Excedrin resistente Pochen in meinem Schädel zeugte davon. Und er war nicht unbedingt vertrauenswürdig. Sehr üble Gangstertypen hatten ihre Zweifel an ihm.
»Eines noch, Hildes Schwester hat gesagt, Hilde sei eine Weile von einem Stalker verfolgt worden. Sie hat gesagt, das wäre gewesen, kurz bevor Sie beide zusammenkamen. Wissen Sie etwas darüber?«
Sein Blick huschte zur Seite. Oh, ja. Er wusste etwas darüber. Mal sehen, ob er mich anlügen würde.
»Okay, das war ich. Ich wollte mit ihr ausgehen. Das ist alles. Und ich dachte, ich mache ihr ein paar hübsche Geschenke und lade sie dann ein und erzähle ihr, dass ich es war.«
»Keine gute Idee, Vasquez. Sie haben ihr Angst gemacht.«
»Ich weiß. Deswegen habe ich ja auch aufgehört. Ich habe sie einfach geradeheraus gefragt, ob sie mit mir ausgehen will, und sie hat ja gesagt.« Er legte die Hände vor das Gesicht und weinte einen weiteren Trog voll echter Tränen. Vielleicht aus Liebe zu Hilde, wie er mich glauben machen wollte, oder vielleicht auch, weil Rangos’ Henker ihn zu Mus geschlagen hatten. Ich musste nur rausfinden, was von beidem nun richtig war.
»Okay, Carlos, jetzt muss ich Sie nur noch lebend hier rausschaffen. Kommen Sie einfach mit mir mit, tun Sie genau, was ich sage, und machen Sie nichts Dummes, okay?«
Black und José nahmen ihre Drinks auf der Terrasse. Alles ganz zivilisiert und nobel. Sie erhoben sich beide höchst höflich, als ich den blutenden Carlos anschleppte. Was für Gentlemen, wirklich.
»Wir fahren zum Ocean Club und überprüfen Vasquez’ Alibi, und dann bringe ich ihn zum Miami PD und beende mein Verhör mit ihm dort.«
Schweigen. Ich beschreibe es nur ungern als Totenstille, aber das war es. Überall standen die Bodyguards ein bisschen gerader, Finger spannten sich um Maschinengewehre, Schaufeln wurden in die Kofferräume von Pkws geworfen, alle guckten entgeistert.
Black, der immer schön ruhig bleiben konnte, sagte: »Wir würden es als eine große Gefälligkeit ansehen, wenn du ihn uns überlassen würdest, José.«
Gefälligkeit, ja? Aber ich war klug genug, einfach den Mund zu halten. Black war besser darin, die verletzten Gefühle mörderischer, empfindlicher Obergauner zu berücksichtigen als ich. O ja.
»Aber natürlich, Nicky. Was immer Claire und du für das Beste halten.«
Carlos sackte erleichtert in sich zusammen. Ich glaube, er hatte den Atem angehalten.
José sagte: »Felipe wird natürlich bei euch bleiben, aber möchtet ihr noch ein paar Männer für unterwegs haben, nur um sicherzustellen, dass er keinen Ärger macht?«
Klar, genauso gerne wie zwei Löcher im Kopf. »Nein, Sir, Mr Rangos, ich komme mit ihm klar. Ich bin darin ausgebildet, Verbrecher auf die Wache zu schaffen.« Wieder lächelte ich freundlich. Ja, das kann ich, wenn es sein muss, selten natürlich, aber es ist möglich. »Ich glaube, er hat seine Lektion gelernt, was passiert, wenn man Gesetzeshüter aus anderen Bundesstaaten angreift.«
José Rangos lachte fröhlich, ich amüsierte ihn köstlich, vermutete ich. »Ich hoffe, Sie werden uns bald wieder mit Nicky besuchen, und erweisen Sie mir dann bitte die Ehre, als meine Gäste hier auf meinem Grundstück zu residieren. Es wäre wirklich ein großes Privileg für mich.«
Das hatte ich mir schon immer gewünscht, einen Urlaub in einem Haus mit einer praktischen inquisitionsmäßigen Folterkammer in der Garage. »Das klingt wundervoll.« Manchmal lüge selbst ich.
Wir gingen. Ich muss nicht betonen, dass das Gespräch auf dem Weg zum Ocean Club wortlos ausfiel. Wir drei hatten nur wenig, worüber wir hätten plaudern können. Und auch der kleine Fuchs Felipe schien jetzt wie auf den Mund gefallen, aber dafür konnte er sicher super mit Garotten und Schlagringen umgehen. Es stellte sich heraus, dass Carlos’ Alibi höchst solide war. Er konnte nicht nach Missouri und zurück geflogen sein, nicht wenn zwanzig Zeugen das Gegenteil behaupteten, deren Bauchmuskeln noch immer von den Crunches und Ausfallschritten, zu denen er sie gezwungen hatte, schmerzten. Ich entschied mich, ihn nicht mit zur Polizei Miami zu nehmen, da die meisten Undercover-Spitzel nicht sonderlich
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