Die kalte Nacht des Hasses
Familie, die dich wirklich stört, Claire. Vielleicht ist es die Tatsache, dass wir schon eine Weile zusammen sind. Vielleicht weißt du, dass es an der Zeit wäre, dass du dir überlegst, wo du stehst, oder wir gehen besser getrennte Wege. Vielleicht willst du dich einfach nur diesem kleinen Problem nicht stellen.«
Ich runzelte die Stirn. Diesen Themenwechsel fand ich blöd. Was hatte es mit den Rangos zu tun? »Ich habe dir nie irgendwas versprochen, Black.«
»Ja. Und genau das könnte das Problem sein.«
Mir gefiel überhaupt nicht, wohin das jetzt führte. Im einen Augenblick sprachen wir über seine Familie, dann plötzlich stand alles auf dem Spiel. »Hör mal, lass uns ein andermal darüber reden. Ich muss diese Akte lesen und herauskriegen, ob ich eine Spur finde. Unsere persönliche Beziehung wird warten müssen.«
Black nickte. »Siehst du, und ich weiß genau, wo deine Prioritäten liegen. Du hattest in der Vergangenheit nicht viel Privatleben, und jetzt sieht es für mich so aus, als hättest du das Gefühl, eines zu haben, würde dich ganz schön einengen.«
»Kannst du bitte mal mit diesem Analysedreck aufhören?«
»Nein, denn ich finde, es ist Zeit, dass wir dieses Gespräch führen. Ich habe selbst ein paar Dinge, die mir nicht gefallen, und es ist an der Zeit, sie auf den Tisch zu bringen.«
Das überraschte mich, ja, normalerweise hatte er an mir nicht viel herumzumeckern. Ich sah ihn an, ich war nicht sicher, was jetzt kam, und wollte es nicht unbedingt zu hören kriegen. Wir hatten, seit wir zusammen waren, nur selten gestritten, aber ich hatte das Gefühl, jetzt würde es richtig losgehen, o ja. »Okay, Black, wie du willst. Ich zuerst. Es gefällt mir gar nicht, dass du mich als eingeschworene Gesetzeshüterin zu Treffen mit stadtbekannten Kriminellen schleppst. Nervt’s schon? Du bist dran.«
»Erstens nervt es mich, dass du manchmal einfach losmarschierst, ohne auf Verstärkung zu warten, und dabei fast draufgehst. Ja, das nervt mich allerdings. Zweitens nervt mich, dass du Risiken eingehst, die du nicht eingehen solltest, du bist einfach wahnsinnig unvorsichtig, und eines Tages wirst du kein Glück mehr haben und dabei draufgehen. Das will ich aber nicht. Und es gefällt mir nicht, mich vor dem Anruf zu fürchten, dass ich dich im Leichenschauhaus abholen kann.«
Ich lachte, und: Ja, das klang garantiert total verächtlich. »Also wirklich, Black. Ich bin Polizistin. Ich habe einen gefährlichen Job und bin verdammt gut darin. Wenn du eine Hausfrau suchst, die dir Chocolate Chip Cookies backt und deine tollen Seidenhemden bügelt, dann bin ich sicher, die Frauen werden von hier bis Alaska anstehen, um dir die Ehre zu erweisen.«
Nach diesem Ausbruch wurde Black ganz still und wechselte mit voller Intensität in seine Therapeutenrolle. »Was willst du damit wirklich sagen?«
Ich sprang auf, ich war stinksauer. »Ich will genau das sagen, was ich sage, und wenn du mir mal einen Augenblick zuhören würdest, statt jedes gottverdammte Wort, dass ich sage, gleich zu analysieren, würdest du mich vielleicht sogar hören können.«
Mann, das traf ihn. Blacks Kiefer arbeitete unter seiner gebräunten Haut, aber er behielt sich definitiv stählern unter Kontrolle. Er behielt sich immer unter Kontrolle. »Okay, dann frage ich dich offen, damit wir beide wissen, wo wir stehen. Ich will eine Ansage von dir, Claire. Ich habe es satt, immer zu dir nach Hause zu kommen, wenn du mit den Fingern schnipst. Ich will, dass du bei mir einziehst, damit wir zumindest einen Hauch von normalem Leben haben und ein wenig Zeit miteinander verbringen können, wie ein normales Paar. Ich habe immer wieder meine Pläne geändert und meine Arbeit vernachlässigt, um es dir recht zu machen. Aber wann hast du dasselbe mal für mich getan? Ich will keine beiläufige Affäre mehr mit dir. Ich will mehr als das. Aber was willst du?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste auch nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, was ich wollte. Das Gespräch gefiel mir gar nicht und ich wollte ganz sicher nicht irgendwelche Ansagen machen. Ich wollte eine ganze Menge nicht. Ich wich seinem gnadenlosen Blick aus. »Mir gefällt es, so wie es jetzt ist.«
»Meinst du?!«
Ich wandte mich um und sah ihn an. Auch ich konnte ruhig bleiben. »Wieso reden wir eigentlich plötzlich darüber, was dir nicht passt? Es gefällt mir ganz und gar nicht, wenn deine Freunde meine professionelle Integrität beschädigen.
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