Die kalte Nacht des Hasses
Adoptiveltern ausziehen, denn die beiden Ärzte wollten ihre Praxen nach Seattle verlegen und sich dort mit den Zwillingen niederlassen. All ihre älteren Kinder waren bereits selbständig, aber sie liebten Bubby wirklich und baten ihn mitzukommen. Als sie ihren Fluchtplan vorbereitete, besprach sich die Ältere heimlich mit Bubby und sagte ihm, dass sie untertauchen würde und er dasselbe tun müsste. Sie erzählte ihm von ihrem Freund, und dass sie ihm genug Geld schicken würde, um einen sicheren Ort zu suchen, an dem er seine Ausbildung beenden und ein neues Leben beginnen könnte. Erst weigerte er sich, aber sie sagte ihm, wenn er sich erst einmal irgendwo niedergelassen hätte, würde sie fliehen und zu ihm kommen, dann könnten sie zusammen sein. Dann wären sie sicher vor dem Jungen und könnten versuchen, all die schrecklichen Dinge zu vergessen, die in ihrer Kindheit geschehen waren.
Bubby erklärte sich einverstanden und eines Tages verließ er einfach sein Zuhause und sagte seinen Eltern, er würde jetzt um die Welt reisen und überlegen, was er als Nächstes tun wollte, sie sollten sich keine Sorgen machen, er würde schon durchkommen. Keiner wusste, wohin er gefahren war. Die Ältere tat so, als wäre sie genauso entsetzt wie Sissy und der Junge über seine Entscheidung. Aber in ihrem Inneren war sie unglaublich erleichtert. Bubby war außer Gefahr, außer Reichweite des Jungen, und bald würde sie es auch sein. So begann ihr eigener geheimer Plan, zu fliehen. Sie wartete, sie überlegte alles ganz genau, sie plante jede Eventualität ein und achtete gewissenhaft darauf, dass der Junge und Sissy keine Ahnung hatten, was sie vorhatte.
Sie hasste den Jungen jetzt, sie hasste ihn für alles, was er getan hatte, dafür, ihren Freund getötet zu haben, der nichts getan hatte, außer sie zu lieben. Sie hasste es, ihn anzusehen, sie hasste es, wenn er sie in sein Bett zwang, aber sie lächelte und tat so, als würde sie ihn wieder lieben. Sie ging weiter zur Uni, als wäre nichts geschehen, sie machte ihren Abschluss und verdiente etwas Geld, und die ganze Zeit hielt sie insgeheim Kontakt zu Bubby.
Und dann kam der Tag. Bubby hatte den Weg bereitet, er hatte einen wundervollen Ort gefunden, einen Ort, über den sie ein wenig wusste, aber niemand würde dort nach ihnen suchen. Er war glücklich dort, hatte einen guten Job, den er liebte und in dem er sehr gut war. Sie wartete, bis der Junge und Sissy eines Nachts tanzen gingen, und dann ließ sie alles, wie es war, und ging für immer zur Tür hinaus.
18
Ich stocherte noch eine Weile in der Wohnung herum und fand ein paar Sachen, darunter ein altes Foto einiger Kinder, zwei Jungen und vier Mädchen. Ich machte Walter sofort als den Ältesten der Gruppe aus. Sie standen vor etwas, das wie ein verglaster Swimmingpool aussah. Der andere Junge auf dem Foto wirkte verdammt wie eine Miniausgabe Shaggy Beckers. Ein weiterer guter Grund, Shaggy in seiner Zelle zum Schwitzen zu bringen, das musste ich sagen. So wenig mir die Vorstellung gefiel, Shaggy entwickelte sich immer mehr zum Verdächtigen, oder zumindest zum Komplizen eines Verdächtigen.
Ich sah ein paar Bücher und Notizblöcke durch, fand aber nichts, außer dass Walter Costin Shakespeare mochte, was ziemlich gut zu unserem Zitat vom lächelnden Schurken passte. Ich zog die Matratze vom Bett und hätte beinahe das Stückchen durchsichtiges Klebeband übersehen, das auf dem weißen Überzug klebte. Ich riss es ab und stellte fest, dass jemand ein etwa fünfzehn mal zwanzig Zentimeter großes Rechteck ausgeschnitten hatte. Ich zog es heraus und fand drei Videokassetten in dem Versteck. Ich lächelte höchst zufrieden und zog sie heraus. Schlichte VHS -Bänder, keine Aufschrift, keine Aufkleber, aber sehr misstrauenerweckend.
Ich suchte in der Wohnung nach einem Abspielgerät, fand keines, war aber ziemlich sicher, wir würden, was Costin in seinem Bett versteckt hatte, mindestens mal interessant finden. Andererseits hatte er sich und seine Freundin beim Sex in einem Bestattungsunternehmen gefilmt, und es störte ihn nicht einmal, das im Fernsehen zu zeigen, also vielleicht stand er einfach darauf, irgendwelche Frauen aufzunehmen. Aber dann würden wir ihn wenigstens auch dafür noch drankriegen.
Nach etwa einer Stunde versuchte ich, Bud anzurufen und ihm von den Bändern zu erzählen, aber meine Handybatterie war fast leer. Ich lieh mir Obions Streifenwagen, wobei ich ihm versprach, den Wagen sofort
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