Die kalte Nacht des Hasses
zeigen.«
Shaggy sagte: »Ich sage euch alles, was ich weiß, aber nur, wenn ich mitfahren darf. Ihr könntet den Ort sowieso nicht finden. Es ist ganz weit draußen.«
Ich zögerte. »Wir brauchen Charlies Erlaubnis für so was.«
»Er will uns zeigen, wo Costin sich mit ihm treffen soll, Claire. Was ist denn los mit dir?«
»Was ist mit dir los? Du hältst dich an keine Regeln mehr. Dafür können sie uns die Marken wegnehmen. Das will ich nicht riskieren.«
»Dann bleibst du eben hier. Das halte ich sowieso für die bessere Idee. Aber ich hole ihn raus und werde meine Vernehmung mit ihm zu Ende bringen. Und dann kann er mir zeigen, wo der Täter steckt oder bald sein wird. Das ist nicht so ungewöhnlich. Teufel, Claire, wir haben solche Sachen schon öfter gemacht.«
Ich schwankte, denn wir hatten so was in der Vergangenheit tatsächlich schon mehrfach gemacht, aber meine Instinkte warnten mich, dass diese Geschichte ganz schnell ganz schief gehen würde. »Ich bleibe nicht hier. Und ich gehe nicht ohne Charlies Einverständnis.«
»Okay, verdammt noch mal, ich rufe ihn an.«
Bud zog sein Handy heraus und ich war augenblicklich erleichtert. Lynchjustiz geht mir gegen den Strich, selbst wenn der Henker nur ein wütender, durchgeknallter Polizist war. Er wählte die Nummer des Sheriffs und verwandelte sich augenblicklich in einen ruhigen und freundlichen Mitarbeiter. Wie erfreulich. »Sheriff, tut mir leid, Sie noch einmal zu stören, aber ich hätte gern die Erlaubnis, Shaggy aus seiner Zelle zu holen. Er glaubt, er wüsste, wo Costin sich versteckt, aber er sagt, er kann es uns nicht beschreiben, er muss es uns zeigen, sonst würden wir es nie finden.«
Während er Charlie zuhörte, starrte er mich wütend an, in Bezug auf mich war er nicht so ruhig und freundlich. »Ja, Sir.« Pause. »Ja, Sir, sie steht neben mir.«
Er reichte mir das Handy.
Ich nahm es. »Ja, Sir.«
»Ist damit alles in Ordnung, Detective?«
»Es sieht so aus, Sir. Er redet nicht, wenn wir ihn nicht mitnehmen.«
»Worin besteht Shaggys Verbindung zu Walter Costin?«
»Da bin ich nicht sicher. Das versuchen wir herauszufinden. Es gibt definitiv eine, Sir. Ich glaube, sie kennen einander alle, seit sie Kinder waren, einschließlich Brianna. Ich habe in Costins Wohnung einige Videobänder gefunden, die das zu beweisen scheinen. Ich weiß nur noch nicht genau, wie alles zusammenhängt.«
Ich zögerte, ich wollte es ihm nicht sagen, tat es dann aber doch. »Eines davon scheint einen Mord zu dokumentieren, aber ich denke mir, vielleicht ist es auch nur ein Amateurfilm von Jugendlichen. Ich bin nicht sicher.«
»Wollen Sie mich verarschen? Sie sind nicht sicher?« Eine Menge leiser, gedämpfter Flüche, dann: »Dann holt ihn eben raus, wenn es sein muss. Aber legt ihm Handschellen an, verstanden? Und vermasselt die Sache nicht, sonst werfe ich euch alle drei in den Knast.«
Vielleicht war das McKays Bud-hinter-Gittern-Vision, aber jedenfalls hatten wir jetzt Charlies Einverständnis. In Wahrheit konnte ich mir natürlich gar nicht vorstellen, dass Shaggy uns irgendwelche Schwierigkeiten bereiten würde oder versuchen sollte, zu entkommen. Er war doch sowieso nur zeitweilig in Haft, um Gottes willen. Soweit ich wusste, könnte Charlie ihn ohnehin nicht mehr viel länger festhalten als vielleicht bis morgen früh. Andererseits war er jetzt der Beihilfe des Mordes verdächtig, was ihn gefährlich werden ließ, selbst für Bud und mich.
»Okay«, sagte ich. »Gehen wir.«
Bud verschwendete keine Zeit, sondern packte Shaggys Arm und zog ihn nach draußen. Wir meldeten uns in der Zentrale ab und sagten, es würde nicht lange dauern. Wir setzten Shaggy auf den Beifahrersitz von Buds Geländewagen. Bud fuhr. Ich saß hinter Shaggy, falls der irgendwas Dummes versuchte. Aber was zum Teufel sollte ich machen, wenn er raussprang und davonlief? Ihm in den Rücken schießen? Das war doch lächerlich. Ich könnte niemals auf Shaggy schießen. Aber Shaggy würde uns das nicht antun. Er würde nicht fliehen. Das konnte mir niemand einreden.
Shaggy wies Bud an, die I-44 entlangzufahren. Das taten wir. Alle schwiegen, bis es mir zu den Ohren herauskam.
»Okay, Shag, Zeit zu Reden. Was läuft mit dir und Costin? Wer ist der Mann auf dem Bett in dem Film? Haben diese Kinder ihn wirklich getötet, oder war das nur ein Amateurfilm?«
»Meine Güte«, sagte Bud.
Shaggy starrte geradeaus in das Licht unserer Scheinwerfer, das zwischen dem lichten
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