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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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musste ihr das passieren? Das verstehe ich einfach nicht. Sie ist noch nicht mal von hier. Und es ist mir egal, was sie in der Vergangenheit getan hat. Sie hat es nicht verdient, zu sterben.«
    »Nein, nein, das ist schon okay, du musst kein schlechtes Gewissen haben. Es ist schwer, all das zu beantworten, wenn man durcheinander ist. Ich kann das verstehen, glaub mir.« Und ich konnte es wirklich verstehen. Ich hatte so viele liebe Menschen verloren, dass mir überhaupt keine Familie mehr geblieben war. Die Erinnerungen daran waren so tief vergraben, die Falltüren waren zugeschlagen und verriegelt, so dass ich sie nie wieder aufkriegen würde. Black sagte, ich müsste mich meinem Schmerz stellen, ihn durcharbeiten, ich müsste einen Kuhfuß nehmen und diese Verliese aufbrechen, aber er hatte gut reden. Psychologen redeten immer bloß, aber sie waren ja auch nicht diejenigen, die den Pfeil ins Herz geschossen bekamen, oder? Also ließ ich alle diese Erinnerungen schön in den dunklen Ecken meiner Psyche. Brianna würde das auch lernen, wenn sie Glück hatte.
    Sie weinte noch ein wenig. Bud und ich warteten noch ein wenig.
    Dann richtete sich Brianna etwas auf und sah mich an. Ihre Augen fokussierten nicht mehr wirklich, aber ihr Make-up sah immer noch prima aus. Ich hatte das Gefühl, das Darvocet übernahm jetzt die Führung. Sie sagte, und ihre Stimme klang dabei undeutlicher: »Okay, jetzt geht es mir besser. Es ist ganz einfach. Hilde mochte das Leben in South Beach, ich nicht. Ich fand es zu aalglatt und wild und, ehrlich gesagt, auch blöde. Es ging immer nur um Schönheit und ultradünne, muskulöse Körper. Ich meine, alle dort unten waren halb oder ganz magersüchtig. Das war wirklich scheußlich. Man würde doch denken, die South Beach Diet hätte ein paar dieser Leute dazu gebracht, sich gesünder zu ernähren, aber Fehlanzeige. Ich konnte es gar nicht erwarten, diese langweiligen, selbstbezogenen Typen los zu sein, aber Hilde sah das anders. Sie genoss die Action und die angeberischen Männer in den Clubs, die sie anmachten. Vor allem mochte sie Prominente.«
    »Nur damit ich das richtig verstehe. Willst du sagen, dass sie viele Liebhaber hatte?« Da war es, die Frage hing jetzt zwischen uns in der Luft wie ein großer, hässlicher Heliumballon, gefüllt mit einem abscheulichen Duft, und seine stinkige Explosion würde unsere sich gerade entwickelnde Freundschaft zerstören.
    Brianna holte tief Luft. »Ich will sagen, dass sie wirklich gerne trank und tanzte und sich amüsierte, und wenn sie high war, hatte sie auch gerne Sex, manchmal mit Männern, die sie kaum kannte. Das fand sie richtig scharf – sie nicht zu kennen, meine ich. Manchmal ging sie mit ihnen nach Hause oder ins Hotel, aber sie hat sie nie mit zu uns genommen. So dumm war sie nicht, Gott sei Dank. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass das gefährlich wäre, dass sie sich irgendwann Ärger einhandeln würde, aber sie sagte, sie hätte einen sechsten Sinn bei Männern. Sie sagte, sie könnte die Irren schon nach fünf Minuten aussortieren.«
    Ganz offensichtlich hatte sie den Irren nicht erkannt, der sie in den Schönheitsköniginnen-Aufzug gesteckt, ihre Lippen abgeschnitten und eine von Shakespeare inspirierte Warnung auf die nackte Haut gepappt hatte. Nicht rechtzeitig jedenfalls. Diese Information verkomplizierte meine Ermittlung und konnte zu zahllosen Verdächtigen in Hunderten von Meilen Entfernung führen, deren Namen ich nie in Erfahrung bringen können würde. Ich schrieb das meiste dessen, was Brianna mir berichtet hatte, in meinen Notizblock, was mir einen Augenblick zum Nachdenken verschaffte. Bud und Brianna sagten nichts. Ich hatte das Gefühl, dass Bud ebenso schockiert war wie ich.
    »Glaubst du, sie ist vielleicht diese Woche feiern gegangen, nachdem sie hier angekommen ist, und hat jemand kennengelernt?« Das klang ziemlich scheußlich. War aber unumgänglich.
    Brianna schaute gequält, aber ehrlich. »Das wäre natürlich möglich. Sie hat gern neue Leute kennengelernt, aber es schien mir, als wäre sie etwas ruhiger geworden, seit sie sich von Carlos getrennt hat. Sie hat gesagt, dass er ihr immer noch viel bedeutet.« Sie sah mich an. »Bist du ganz sicher, dass sie es war, die ihr gefunden habt? Keiner von euch hat sie zuvor gesehen. Vielleicht ist es jemand anders, die aussieht wie sie, aber nicht sie ist?«
    »Wir haben eine Menge Fotos in der Wohnung gefunden, Bri. Eines war von dem Sieg in Kansas City. Es tut

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