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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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normalerweise nicht mal mehr zusammen. Charlie kochte jetzt allerdings, wandte sich zum Fenster und murmelte einige erstaunlich einfallsreiche Varianten mehr oder weniger derselben Aussage. Ich wappnete mich und drückte die Schultern durch. Ich wollte Bud an meiner Seite wissen und war bereit, das darzulegen und den Ärger dafür zu kassieren.
    Wie sich herausstellte, als Charlie sich uns wieder zuwandte, erfreute sich das Sch-Wort bester Gesundheit, wenn es auch etwas überstrapaziert wirkte. Ich hatte keine Gelegenheit, auch nur eine einzige Silbe von mir zu geben, weil sein Gesicht innerhalb von zwei Sekunden von rot/wütend zu weiß/erschrocken wechselte.
    Charlie starrte in scheinbar unbegrenztem Schrecken an, was immer in der Tür hinter uns stand. Bud und ich drehten uns gleichzeitig um, um herauszufinden, was um alles in der Welt ihm derart die Sprache verschlagen hatte. Dann konnte ich spüren, wie auch ich weiß wurde, denn hinter uns, keinen Meter entfernt, stand Charlies reizende, liebenswerte Frau Ellie Lynn Ramsay, Mitglied der Erweckungsbewegung. Schlimmer noch, sie hatte ihren gleichermaßen anständigen, moralisch einwandfreien und gottesfürchtigen Priester dabei. Ich würde ihre Gesichtsausdrücke als durchaus entsetzt bezeichnen, fast schon entgeistert. Das Sch-Wort kam in den Sonntagsandachten wahrscheinlich weit seltener vor als eben hier im Raum, nahm ich an.
    Charlie schluckte. Er schaute dumm. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben so dumm schauen sehen. Ich brauchte ein paar Sekunden, um meine Verblüffung darüber zu verdauen. Schließlich räusperte sich Charlie, lächelte schwach und sagte: »Oh, Ellie Lynn und Bruder Arnold. Ich habe euch gar nicht dort stehen sehen.«
    Ja, davon konnte man definitiv ausgehen. Bruder Arnold war wohlbekannt als herzensgut und großzügig, aber ich war ziemlich sicher, dass wildes Fluchen nicht auf seiner Aufgabenliste stand. Bud und ich hatten genug Verstand, um den Blick abzuwenden und die Wand hinter Charlie anzustarren. Ich versuchte sogar, unsichtbar zu werden. Charlie schaute jetzt mit einem rot angelaufenen Gesicht beschämt. Auch das hatte ich noch nie gesehen. Und es stand ihm nicht gut.
    Ellie Lynn Ramsay fand schließlich ihre Stimme wieder, klang aber durchaus erschüttert. »Ja, Charles, ich kann sehen, dass du dir unserer Anwesenheit nicht bewusst warst. Offenbar sind wir in einem unglücklichen Moment gekommen. Wir werden jetzt wieder gehen und dich deiner Arbeit überlassen.«
    Sie verließen uns, wobei die Tür weit offen blieb und kein Zweifel daran herrschte, was sie vom Betragen ihres Ehemannes hielt. Ich wagte es nicht, Charlie anzusehen. Oder Bud. Ausdruckslos fokussierte ich meinen Blick auf den Boden, während Charlie in seinem Bürostuhl heruntersank und etwas zumindest ein bisschen weniger Obszönes vor sich hin murmelte. Es war dennoch ziemlich grafisch.
    Schließlich sagte er: »Tja, da bin ich ja wohl voll reingetreten.«
    Wir verweigerten jeden Kommentar. Charlie erhob sich, umrundete seinen Schreibtisch, schaute durch den Flur seiner Frau hinterher, schloss dann leise die Bürotür. »Ich schätze, Ihnen ist klar, dass ich durch die Hölle gehen werde, wenn ich heute nach Hause komme.«
    Ich betrachtete das als rhetorisch und sagte nichts. Bud ebenfalls.
    Der Sheriff fuhr jetzt in einem normaleren Ton fort. »Okay, das ist mein Problem und ich werde mich später damit befassen. Also – berichten Sie mir, was Sie unternommen haben, um den Fall zu lösen.«
    Ich berichtete. Er hörte zu, wobei er seinen uralten Schreibtischstuhl in Richtung Fenster drehte. Während ich den Fall darlegte, wippte er vor und zurück und amüsierte uns mit quietschenden Stuhlfedern, wobei sein Blick auf dem blauen Himmel draußen haftete.
    »Und, Sir, man hat mich vor Kurzem darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich die Reporter nunmehr in Cedar Bend zusammengefunden haben und fordern, zu erfahren, was geschehen ist. Dr. Black hat mich gebeten, Sie um Ihre Erlaubnis zu bitten, eine Pressekonferenz abzuhalten. Er möchte wissen, was genau er sagen darf.«
    Charlie dachte eine Weile über die Anfrage nach, er war jetzt deutlich ruhiger. Sein Gesicht hatte den üblichen Rotton, sein Atem ging fast normal. »Teufel, ich habe doch heute schon mit ihnen geredet und ich dachte, ich hätte ihnen genug gegeben, um sie ein paar Tage zufriedenzustellen, aber offenbar ist das nicht der Fall. Soll Nick es doch versuchen. Er ist verdammt gut darin, die

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