Die kalte Nacht des Hasses
spielen konnte, und Bubby mit einem Schläger sogar den Ball traf.
Das Beste an allem aber war der Junge. Er war der Älteren ergeben und sie liebten einander sehr. Sie spielten immer noch das Spiel und erledigten ihre geheimen Aufgaben. Einmal mischten sie einer anderen Teilnehmerin eines Wettbewerbs ein Abführmittel in das Essen, damit sie nicht gegen eine der Schwestern antreten konnte. Ihr wurde schlecht und sie musste ins Krankenhaus. Manchmal tat es der Älteren leid, Menschen wehzutun, aber der Junge sagte, dass sie ihre Aufgaben nur gegen böse, gemeine Menschen richteten. Und bislang hatte er Recht gehabt. Die Mädchen, die sie sich als Ziel auserkoren hatten, waren wirklich gemein und schrecklich, und jeder, der sie kannte, hasste sie.
Mehr noch, als das Spiel zu spielen, gefiel es der Älteren, mit dem Jungen zu schlafen. Er war so klug, so gerissen, und er wusste, wie man ein Kondom benutzte, damit sie nicht schwanger wurde. Er interessierte sich mittlerweile sehr für Fotografie und machte manchmal Fotos von ihnen zusammen im Bett. Einmal hatte er eine Videokamera benutzt, die seine Eltern ihm zu Weihnachten geschenkt hatten. Sie schauten sich ihren selbstgemachten Porno immer und immer wieder an, und jedes Mal, wenn sie das taten, erregte es sie beide sehr. Sie verbrachten jeden Augenblick, den sie hatten, zusammen, und sie liebten sich jedes Mal und sprachen über die Zukunft, die vor ihnen beiden lag, wenn der Junge Highschool und College hinter sich hatte. Er sagte, eines Tages würde sie Miss Amerika oder sogar Miss Universum sein. Und sie glaubte ihm. Sie glaubte alles, was er sagte, weil seine Vorhersagen immer eintrafen.
9
Buds Ford Bronco stand vor der Wache, als Black mich absetzte. Gut, dann konnte Bud mich nach Hause fahren, nachdem ich mit Charlie gesprochen hatte. Kaum war ich zur Eingangstür hereingekommen, hörte ich Charlie auch schon meinen Namen blöken. Eine Minute später schoss Bud um die Ecke und hastete auf mich zu.
»Charlie hat gesehen, dass Nick dich gerade abgesetzt hat, gehen wir. Er hat mich dazugebeten, weil er mit uns beiden reden will. Ich wollte dich schon anrufen. Beeil dich. Er ist auf dem Kriegspfad.«
Ach was? Wirklich?
Als wir Charlies Büro betraten, rauchte er seine Pfeife, sah aber nicht im Geringsten so aus, als wollte er damit Friedenszeichen von sich geben.
»Setzen«, befahl er, aber er wirkte insgesamt bei Weitem nicht so beunruhigt, wie ich erwartet hatte, was mir nur recht war.
Wir setzten uns. Charlie paffte einen Moment an seiner Pfeife, bis sie genauso in Flammen stand wie er. »Was zur Scheiße ist hier los, wenn ich fragen dürfte?«
Ich wappnete mich für etwa zwanzig Sch-Worte, sein üblicher Durchschnitt, wenn er frustriert war, und hoffte, dass er die Frage Bud gestellt hatte.
»Und, Detective Morgan, ich warte?«
»Selbstverständlich, Sir. Wir haben die Leiche gestern Morgen gefunden, nachdem wir von der Schwester des Opfers, Brianna Swensen, gebeten worden waren, nach ihr zu sehen. Sie konnte sie telefonisch nicht erreichen und bat Bud, einmal in ihrer Ferienwohnung nachzusehen. Wir waren ohnehin unterwegs zum Schießstand, also bin ich mitgekommen. Da haben wir das Mordopfer entdeckt.«
»Tja, was für ein Zufall, oder?« Er wandte Bud seinen Blick zu. »Ich entnehme Morgans Aussage, dass Sie mit diesen beiden Frauen wohl bekannt sind, oder, Davis?«
Bud entschied sich zur Ehrlichkeit. »Ich gehe mit Brianna Swensen aus, Sir, seit Neujahr.«
»Ach was? Sie sind mit der Schwester des Opfers zusammen? So viel dazu. Sie lassen ab sofort die Finger von diesem verfickten Scheißfall. Wieso bin ich eigentlich der letzte beschissene Idiot, der überhaupt erfährt, was zur Hölle hier los ist?«
»Ich glaube, Sie waren bis eben nicht in der Stadt, Sir.« Ich ging so dezent vor, wie ich konnte, aber ich war eben nicht der dezente Typ.
»Ja, ich war nicht in der Scheißstadt, Detective, aber ich habe ein Handy, das tatsächlich auch anderswo klingelt, wenn ich nicht hier bin. Warum zur Scheiße habe ich all das nicht früher erfahren?«
Man muss das erklären. Charlie ist ein Südlicher Baptist, der den Namen des Herrn niemals beschmutzen würde, aber andere Schimpfworte, die seine religiösen Ansichten nicht berühren, sind ihm seiner Meinung nach offenbar sehr wohl erlaubt. Er verwendet bestimmte Obszönitäten oft und gern – und ausgesprochen gekonnt, möchte ich hinzusetzen. Bud und ich sind das gewöhnt. Wir zucken
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