Die kalte Nacht des Hasses
Kollegen in Miami informiert, dass ich in der Stadt war und später bei ihnen vorbeischauen würde, um ihre Unterstützung bei einem Gespräch mit einem Bürger der Stadt zu erhalten. Ich klärte, dass meine Genehmigung, als Polizist aus einem anderen Staat eine verborgene Waffe zu tragen, mit ihnen okay war, ebenso wie mit den Flughafen-Sicherheitsleuten. Danach überprüfte ich, dass meine beiden Waffen geladen waren, die Glock versteckt unter meinem übergroßen Shirt, die .38er an meinem Knöchel, Extramunition steckte in meinen Taschen.
Ja, Leute, ich war ziemlich selbstsicher, als wir aus der Eingangstür der burgunderroten-dunkelblauen Hotellobby in die grelle Nachmittagssonne hinausspazierten. Ich werde immer paranoider in meiner Befürchtung, von irgendwem angegriffen zu werden. Kaum nachvollziehbar, oder?
Der Strand erstreckte sich auf der dem Hotel gegenüberliegenden Straßenseite hell und sandig und warm, und ich wollte mich nur zu gern hinlegen und mich mal in Ruhe sonnen. Der Tag wäre perfekt, die Luft geschmeidig, die Sonne hell, die Temperatur betrug wunderbare 26 Grad. Das Paradies, o ja, so konnte man es ruhig nennen. Schade auch, dass ich noch dringender, als mich zu sonnen, einem gewissen Carlos Vasquez auf die Nerven gehen wollte.
Die weiße Stretchlimousine von vorhin wartete am Bürgersteig auf uns. Ich blieb stehen und starrte sie einen Augenblick an, dann stemmte ich die Absätze meiner schwarz-orangenen Nikes endgültig in den Boden. Black stoppte neben mir.
»Was ist?«, fragte er.
Ich sagte: »Findet du nicht, dass wir in dem Ding ein bisschen auffällig unterwegs sind?«
»Könnte schon sein.«
»Wie wär’s, wir nehmen einfach ein Taxi? Oder mieten für ein paar Stunden einen unauffälligeren Wagen?«
»Ich bin sicher, es gibt im Hotel einen Wagen, den wir nehmen können. Ich habe in meinen Resorts jedenfalls immer Fahrzeuge für die VIP s. Lass mich mal fragen.«
Ach was? Er schnipst mit den Fingern und es geht?
Innerhalb von Minuten fuhr ein mit einer weißen Weste bekleideter Parkwächter einen Lincoln Continental vor, schwarz mit braunen Ledersitzen. Okay, immer noch ein bisschen protzig, aber bei Weitem nicht so auffällig wie ein riesiger Hummer, es würde gehen. Blacks Handy klingelte zum zigsten Mal, seit wir Missouri verlassen hatten. Er sah aufs Display und sagte dann: »Da muss ich rangehen. Warte einen Augenblick.«
Er trat ein paar Schritte zur Seite und redete sehr leise und höchst ernsthaft mit jemandem, also genoss ich einfach die Gegend. Das Meer erstreckte sich kobaltblau bis zum Horizont, verziert mit helleren Streifen Türkis und Aquamarin, und große Wellen schlugen schaumig an den Strand. Ich liebte dieses Geräusch, ich hatte es schon immer geliebt. Ich kannte mich in Miami gut aus, ich hatte hier sogar einmal sechs Monate lang gelebt, in einem der wenigen Pflegeheime, die ich nicht gehasst und/oder aus denen ich weggelaufen war.
Black klappte sein Handy zu und kam zu mir zurück. Oh-oh, er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, ein Sturm braute sich zusammen.
»Es ist etwas passiert, um das ich mich kümmern muss. Ich suche mir einen anderen Fahrer und du nimmst den Lincoln. Ich die Limo. Treffen wir uns hier – wann? Reichen dir zwei Stunden?«
Ich fragte nicht, was geschehen war. Er lebte sein Leben, ich meines. Manchmal trafen sich die Stränge, manchmal nicht.
»Es könnte etwas länger dauern. Wie wäre es mit drei Stunden? Und ich kann selbst fahren. Ich kenne mich aus und weiß den Weg zu Hildes Haus.«
Black schaute überrascht. »Du kennst dich in Miami aus?«
»Ja, ich habe hier mal gelebt. Sieht nicht so aus, als hätte sich viel verändert.«
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass du hier gelebt hast?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Warum sollte ich?«
»Weißt du noch, was passiert ist, als du das letzte Mal alleine losgezogen bist? Schwierigkeiten folgen dir wie dein verfluchter Schatten.«
Ich wollte gerade beleidigt sein, aber er hatte ja recht. So was war in der Vergangenheit durchaus mal vorgekommen, eigentlich ständig. Ich beruhigte ihn. »Ich wühle bloß ein bisschen in Hildes Sachen rum. Dann packe ich ein paar Dinge für Brianna ein und komme wieder hierher zurück. Oh, und ach ja, habe ich ganz vergessen: Ich bin bis an die Zähne bewaffnet und eine ordnungsgemäß ausgebildete Gesetzeshüterin.«
»Warte, bis ich mit meinem Termin fertig bin, bevor du dich auf Vasquez stürzt,
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