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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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bleiben. Ihr rasch aufbrausendes Temperament hatte ihr schon mehr als einmal einen Streich gespielt. Nicht zuletzt deshalb hatte man ihr schon im Kindesalter den halb ironisch gemeinten, halb liebevollen Spitznamen kalte Sofie verpasst, gab es auf Gottes schöner Erde doch kaum jemanden, der sich schneller aufregen konnte als sie.
    Eines jedenfalls stand fest. An der ganzen Sache war etwas faul. Oberfaul sogar.
    »Blut- und Urinproben sind schon vorbereitet?«
    »Können Sie gleich mitnehmen«, sagte Dr. Sonner. »Wie lange wird die Tox brauchen?«
    Gute Frage. Sofie hatte ja noch nicht mal das Labor zu Gesicht bekommen – dank ihrer reizenden neuen Kollegin, dieser wandelnden Tiefkühlpackung auf flaschengrünen Stelzen.
    Sofie räusperte sich. »Ich mach Dampf. Versprochen! Vorher möchte ich aber noch ein paar Worte mit Vanessas Eltern wechseln.«
    Draußen vor der Tür traf Sofie auf die beiden, mittlerweile zu einem verzagten Häuflein zusammengesunken. Der Zorn in den Augen des Vaters hatte inzwischen lähmender Angst Platz gemacht. An seiner Seite hing die Mutter, ein wimmerndes Bündel. Voller Erwartung sahen sie Sofie an, kaum dass sich die Türen zur Intensivstation hinter ihr geschlossen hatten.
    »Und? Was ist mit unserer Nessie? Gehts ihr endlich besser? Wird sie überleben?«
    Sofie wich den Fragen aus.
    »In ein paar Stunden wissen wir hoffentlich mehr. Vorher würde ich aber gern von Ihnen wissen, was Ihre Tochter heute Morgen gegessen hat. Vielleicht Schokolade? Brot mit Nutella? Gummibärchen oder so was?«
    »Zum Frühstück? Naa. Die Nessie is a rechte Naschkatz. Aber in der Früh gibt’s bei uns immer was Gscheids. Heut war’s a Wurst brot.« Katrin Füracker schnäuzte sich und rieb sich die mascaraverschmierten Augen. »Wo sie Gelbwurst doch so gern mag.«
    Das allerdings passte überhaupt nicht mit den Erkenntnissen der Kollegen zusammen. Seltsam. Sofie hakte nach.
    »Und später dann, am Spielplatz? Haben Sie da irgendjemand Fremden gesehen?«
    Kopfschütteln. Grübeln.
    »Doch, ja«, sagte Katrin Füracker plötzlich. »Da war jemand bei den Büschen. In einem dunklen Kapuzenshirt. Aber der war schnell wieder weg.«
    » Der? Also ein Mann? Sind Sie ganz sicher?«, fragte Sofie.
    »Eher ned. Wenn, dann war es a ganz junger Bursch. Aber jetzt, wo Sie es sagen … Kann vielleicht auch eine Sie gewesen sein, so groß und dünn, wie die Madln heut manchmal sind. Wieso? Meinen Sie, dieser Jemand hat Nessie was Komisches gegeben?«
    »Das werden wir hoffentlich bald herausfinden. Die Kollegen werden sich auf jeden Fall bei Ihnen melden, sobald wir mehr wissen.«
    Katrins Hand schnellte vor und umklammerte Sofies Handgelenk wie eine Eisenfessel.
    »Ich werd für Sie beten«, flüsterte sie. »Aber bitte: Retten Sie unser Kind!«

10
    Sauber eingewickelt
    H endl mit Kartoffelsalat. Oder doch a gscheide Haxn oder ein Schweinernes mit Dunkelbiersoß und Knödel?
    Wenigstens der Nachtisch stand fest, Gott sei Dank. Bayerische Creme mit frischen Erdbeeren vom Markt. Und dazu vielleicht a Glasl von ihrem selbst gebrauten Hollersekt?
    Das Tischtuch musste sie noch bügeln. Und Blumen besor gen. Aber was für welche? Rote Rosen? Vroni schüttelte energisch den Kopf. Zu eindeutig. Lieber was Unverfängliches. Nur was?
    Von diesem Essen hing ja praktisch alles ab, da musste jedes Detail passen, zu hundert Prozent.
    »Jetzt entspannens Eahna erst amal, Frau Ilmberger! Ist die Temperatur so recht?«
    Vroni nickte und legte den Kopf tiefer in die Wölbung des Waschbeckens, das Manu sorgfältig mit einem weichen Handtuch ausgeschlagen hatte. Der warme Wasserstrahl, der zarte Blütenduft des Shampoos und die sanft massierenden Hände an ihrem Kopf blieben nicht ohne Wirkung. Wohlig atmete Vroni tief ein und schloss die Augen.
    Das roch ja gerade wie – Flieder? Genau! Die Blüte des Frühlings. Und einer neu beginnenden Liebe. Aber auch die Blüte, die die Treue zweier Liebenden auf die Probe stellt …
    »So, Frau Ilmberger. Fertig. Wenns Eahna jetzt bitte aufrichten?«
    Irritiert schlug Vroni die Augen auf. Für ihre Sofie konnte sie beide Hände ins Feuer legen. Aber wie sah es mit Joe aus?
    Manu schlang ein Handtuch um Vronis Kopf.
    »Darf’s vielleicht noch eine Spülung sein? Oder eine kleine Tönung? Ich hätt da ganz was Feines …«
    Vroni räusperte sich. »Mach nur, Manu! Du weißt ja eh am besten, was mir steht. Hauptsache, es schaut gut aus. Ich hab nämlich was ganz Besonderes vor heut

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