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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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trist machten, mochten schon unzählige verzweifelte Eltern beschritten haben, die sich um ihre Kleinen sorgten.
    Sofie wurde bereits von einem smarten, aber sichtlich nervösen Assistenzarzt erwartet.
    »Ist die Kleine inzwischen wieder ansprechbar?«, fragte Sofie auf dem Weg zum Aufzug.
    Der junge Kollege zuckte bedauernd mit den Schultern. »Leider nein. Alles ziemlich rätselhaft. Uns rennt die Zeit davon. Und dann sind da auch noch die Eltern des Mädchens, die uns im Nacken sitzen …«
    Sie hatten kaum die Liftkabine verlassen, als sich ein Mann und eine Frau auf Sofie stürzten.
    »Können Sie unserer Nessie endlich helfen?«, zeterte die Frau. Blondierte Strähnen hingen zerzaust um ihr hübsches, tränennasses Gesicht. »So kann des doch ned ewig weitergehen!«
    »Ihr werdets alle eures Lebens nimmer froh, wenn des Madl nimmer aufwacht. Darauf könnts Gift nehmen!« Der Mann, offensichtlich der Vater des Mädchens, versperrte ihnen den Weg und ballte die Fäuste.
    »Die Kollegen hier und ich werden tun, was wir können«, sagte Sofie beschwichtigend. »Verlassen Sie sich drauf! Ich bin Rechtsmedizinerin und …«
    »A Gerichtsmedizinerin?«, brüllte er völlig außer sich. »Was soll jetzt des heißn? Habts ihr die Nessie etwa schon aufgegeben? Könnts es wohl gar nimmer erwarten, bis gstorbn is und bei euch auf dem Tisch landet, oder was?«
    »Jetzt beruhigen Sie sich doch bitte wieder! Ich bin Rechtsmedizinerin und keine Pathologin.«
    »Und? Was macht des für an Unterschied? Aasgeier seids ihr doch trotzdem alle miteinand!«
    Sofie schluckte. Das alte Missverständnis, das ihr Berufsstand nicht zuletzt den Unmengen an US -Serien verdankte, die inzwischen überall auf der Welt über den Bildschirm flimmerten …
    »Rechtsmediziner untersuchen ja nicht nur Menschen, die eines unnatürlichen Todes gestorben sind«, erklärte sie geduldig. »Wir kümmern uns zum Beispiel auch um Fälle wie den Ihrer Tochter, bei denen die Ärzte auf die speziellen Kenntnisse von Chemikern und Giftexperten angewiesen sind. Und jetzt würde ich mir gern selbst ein Bild von Vanessas Zustand machen, wenn Sie erlauben.«
    Der Assistenzarzt neben ihr atmete tief durch und drückte auf die Klingel neben dem Zugang zur Intensivstation.
    Vanessas Vater schnappte nach Worten, ließ die beiden aber schließlich stumm vorbei.
    Schon öffneten sich die Türen.
    Es ist immer ein schlimmer Anblick, jemanden zu sehen, der intubiert und mit zahlreichen Schläuchen verkabelt ist, doch das leblose kleine Wesen in dem großen Bett ließ Sofie umso heftiger schlucken. Das dreieckige Gesichtchen war blass. Unter der gelben Bettdecke zuckte der Körper der Kleinen krampfartig.
    »Dr. Rosenhuth von der Rechtsmedizin«, stellte sie sich dem älteren Kollegen vor, der soeben die leise piepsenden Monitore hinter dem Bett der kleinen Patientin mit sorgenvoller Miene kontrollierte.
    »Oberarzt Dr. Sonner. Ein Glück, dass Sie gleich selbst kommen konnten«, sagte der faltenzerfurchte Silberkopf mit dem wachen Blick. »Ich fürchte, wir sind hier mit unserem Latein so gut wie am Ende.«
    Sofie beugte sich über die Kleine.
    »Wo war das Mädchen denn, ehe es in diesen Zustand fiel?«
    »Auf einem Spielplatz«, sagte Dr. Sonner. »Jedenfalls nach Angaben der Mutter. In einem Moment noch friedlich gespielt, im nächsten schon bewusstlos im Sandkasten. Den Mageninhalt haben wir untersucht. Vanessa Füracker muss heute Morgen etwas stark Glukosehaltiges gegessen haben.«
    »Eine Allergie vielleicht? Eine Art anaphylaktischer Schock?«, sagte Sofie, der immer unbehaglicher zumute wurde.
    »Auf den ersten Blick würde ich sagen, nein. Der Verlauf ist eher unsymptomatisch. Trotzdem habe ich natürlich sicherheitshalber sofort entsprechende therapeutische Maßnahmen eingeleitet. Der Mutter wäre eine Lebensmittelunverträglichkeit allerdings sicher bekannt.«
    »Oder auch nicht…«, sinnierte Sofie. »Vielleicht hat das Mäd chen ja unterwegs etwas gefunden und einfach in den Mund gesteckt? Auf welchem Spielplatz ist das Ganze denn vorgefallen?«
    »Richtung Giesing«, sagte Dr. Sonner nach einem Blick auf die Unterlagen. »Kurz vor der Wittelsbacherbrücke.«
    Sofie spürte ein leichtes Kribbeln im rechten Nasenflügel, wie immer, wenn sie auf einer heißen Spur war.
    Just auf diesem Spielplatz hatte sie heute früh die tote Maus entdeckt.
    Zufall?
    Für ihren Geschmack ein Zufall zu viel.
    Sofie räusperte sich und versuchte, nach außen hin cool zu

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