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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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wisperte in sein Ohr. Seine anfänglich steinerne Miene wich bald einem verdutzten Grinsen.
    Was ging da vor, sapperlot? Genervt legte Manu die Schere beiseite und versuchte angestrengt, einzelne Worte des Getuschels zwischen Vroni und ihrem Bruder zu erhaschen.
    Keine Chance. Nicht bei dieser Entfernung und dem Lärm.
    Da half nur eins: Hastig drückte sie dem verdutzten Kunden vor ihr ein paar Frauenmagazine in die Hand, langte nach einer zweiten Trockenhaube und verstaute ihn energisch darunter.
    »So, Herr Denninger. Heut lass ma des mit dem Föhn. Ihr Haar wird’s Ihnen danken.«
    Manu ignorierte den Protest ihres empörten Kunden und huschte unauffällig näher zu Vroni und Joe.
    Zu spät. Oder etwa doch nicht?
    Mit verschwörerischem Grinsen schüttelten die beiden sich die Hand.
    »Also gut. Dann machmas so.«
    Vroni nickte verschmitzt. »Und richt dich a bissl her, hörst?«
    »Des darfst mir glaubn, Vroni. Bis dann!«
    Joe tippte grüßend an die Stirn, warf Manu ein breites Grinsen zu – »Servus, Schwesterherz!« – und machte sich vom Acker.
    Stirnrunzelnd sah Manu ihrem Bruder nach, dann ballte sie die Fäuste. Sie hatte mehr als genug gehört. Ihr sauberer Herr Bruder wollte also wieder auf Freiersfüßen wandeln, dieser – Depp!

11
    Highway to Hell
    W as hatte eine tote Maus in einem Seziersaal verloren?
    Gar nichts.
    Und wenn man sie genau auf dem Spielplatz entdeckt hat, an dem ein kleines Mädchen auf unerklärliche Weise ins Koma gefallen ist?
    Dazu musste man schon Sofie Rosenhuth heißen und ein Faible für sehr spezielle Gedankengänge haben.
    Sofie holte den kleinen Kadaver aus dem Pappbecher und legte ihn auf das Kopfteil des Seziertisches. Als sie die Lupe heranzog, machte sie sich noch einmal klar, dass eine Sektion des Tieres ihre einzige Hoffnung war, während die Kollegen in der Toxikologie Vanessas Blut- und Urinproben untersuchten. Was auch immer die kleine Vanessa in diesen lebensgefährlichen Zustand versetzt hatte – es machte Sofie wütend. Und gleichzeitig: eiskalt.
    Die Maus war winzig und starr. Vor ihrem kleinen Maul stand rosafarbener Schaum. Sofie griff zu einer Einwegpipette und zog das Sekret auf. Danach begann sie aufmerksam das struppige Fell zu untersuchen – und wurde tatsächlich fündig: Zwischen den Rippen entdeckte sie einen krustigen roten Fleck.
    Hatte jemand der Maus etwas gespritzt? Und wenn ja – was? Und warum?
    Die Jägerin in Sofie war erwacht.
    Um Genaueres herauszubekommen, würde sie ins Innere des winzigen Körpers schauen müssen. Sie hielt kurz inne und checkte mit einem raschen Blick den Sezierraum. Sie konnte ja selbst kaum glauben, was sie da gerade machte. Wenn jemand sie dabei erwischte – am Ende noch die Falk persönlich –, war sie hier im Institut gleich mal so was von unten durch.
    An diesen Tischen wurden Menschen seziert, keine Mäuse.
    Draußen war alles ruhig. Die Kollegen schienen noch beim Essen in der Cafeteria zu sein.
    Sofie wandte sich wieder dem Tierkörper vor ihr zu, stupste ihn vorsichtig mit dem Skalpell an und überlegte fieberhaft. Wenn sie den Kadaver nicht irgendwie fixierte, konnte er ihr während der Sektion leicht wegrutschen. Ihr Blick fiel auf den Pappbecher, in dem sie das Tier transportiert hatte, wanderte von dort zur Schere, dann zu den Injektionskanülen.
    Ja, so könnte es vielleicht gehen …
    Sie musste schlucken, als das Tierchen fast wie gekreuzigt vor ihr lag, die kleinen Pfoten mit Kanülen auf dem aufgeschnittenen Becher fixiert. Sie war nun mal kein Tierarzt.
    Aber ohne Obduktion keine Gewissheit.
    »Krass«, sagte eine tiefe Stimme anerkennend. »So was hatten wir hier auch noch nie!«
    Sofie zuckte zusammen und starrte in ein nicht gerade alltägliches Männergesicht. Brauen, Kinn und Lippen waren gepierct, die Ohren mit silbrigem Schwermetall zugeballert. Auf dem Kopf stand ein rostroter Iro, während die Seiten penibel ausrasiert waren.
    »Stefan Moosbichler«, sagte der Mann grinsend. »Obduk tionsassistent. Und Sie müssen die Neue aus Berlin sein.«
    »Bin ich.« Sofie suchte nach den richtigen Worten. »Und hier offenbar …«
    » … auf einer ganz heißen Spur«, ergänzte er. »Stimmt’s?«
    Sein kurzärmeliges Shirt, über das er nun rasch einen grünen Kittel zog, hatte gerade noch farbenfrohe Tätowierungen an bei den Unterarmen entblößt. In der JVA Moabit war solcher Körperschmuck der letzte Schrei gewesen.
    Ob das auch für die Häftlinge in Stadelheim galt?
    Sofie

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