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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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besten absetzen könnte. Viel zu verlieren hatte er nicht.
    Mit seiner kleinen Umzugsfirma ging es stetig bergab. Er hatte nun mal weder das Kapital noch die Leute, um mit den Großen, die inzwischen den Markt beherrschten, auch nur halbwegs konkurrieren zu können. Immer seltener hielt er sich daher in den muffigen Geschäftsräumen auf und haute ab, sobald die erstbeste Möglichkeit es erlaubte.
    Nur draußen fühlte er sich wohl.
    Mit dem Hund an seiner Seite die Isar entlangzutraben gab ihm das Gefühl von Jugend und Freiheit zurück, eine Illusion, die allerdings rasch wieder zerstob, wenn er sich mit seiner Familie konfrontiert sah.
    Wie zum Beispiel jetzt.
    Nebenan zeterten die beiden Kinder um einen Ball. Aggressiv schob sich die Jungenstimme über das weinerliche Organ der kleinen Schwester.
    »Des sag i fei der Mama, dass du mir den Ball auf die Nasn gschossn hast!«, jammerte das Mädchen.
    »Gar ned wahr! Warst ja nur wieder amoi zu bleed, um ihn zu halten …«
    Aufgelöst erschienen die beiden in der Küche.
    Zwei Loser. Jetzt schon, wie er unwillkürlich dachte.
    »Gehma ins Schyrenbad?«, bettelte sein Sohn. »Bitte, Papa! Gleich wenn die Fleischpflanzl fertig san. Die Mama hat’s versprochen. Heut hams doch den ersten Tag wieder auf!«
    Er zuckte die Achseln. Hatte plötzlich diese unverwechsel bare Mischung aus Chlorwasser, Sonnenöl und ranzigen Pommes in der Nase, die Jahr für Jahr gleich blieb, und dazu den Anblick von knackigen Hintern und jungen Titten vor Augen …
    Mit diesen beiden Schreihälsen, die neben ihm erbittert um jedes Fleischpflanzl stritten, waren seine Chancen, auch nur in die Nähe einer der Bikini-Schönheiten zu kommen, gleich null.
    »Du gehst gefälligst mit dene zwoa!«, unterbrach die schrille Stimme seiner Frau seine Träumereien. »Das ist das Mindeste, was ich von dir erwarten kann. Ich will später zur Sonja, die macht mir die Nägel – schwarz natürlich, die regulären Preise im Nagelstudio kann ich mir ja schon lang nimmer leisten.«
    »Des werma dann schon sehn«, knurrte er, während der Hund sich enger an sein Bein schmiegte.
    »Nix werma!«, keifte sie. Von vorn war sie noch abstoßender, in ihrem fettbespritzten Shirt und den beigen, ausgeleierten Leggings. »Als ob ich die ganze Woche über ned genug zu tun hätt mit dene zwoa. Da kannst du dich doch wenigstens an einem Tag wie heut um deine Kinder kümmern. Hätt ich doch nur auf meinen Vater gehört. Der hat von Anfang gwusst, dass du ein Haderlump bist!«
    »Gehma, Papa? Jetzt gleich?«
    Er schlug nach der kleinen Hand seiner Tochter, die sich vorsichtig genähert hatte.
    »Blasts mir den Schuh auf, Schrazn, elende! Mir glangt’s für heut. Raus mit euch! Sonst fällt der Watschnbaum gleich um.«
    Die Kinder verschwanden. Seine Frau hatte ihm erneut den Rücken zugekehrt und stocherte lustlos weiter in den Pfannen.
    Weinte sie?
    Das hätte ihm gefallen.
    Aber es war nur ein lautes, empörtes Schnauben, das sie ausstieß.
    Früher hatte sie schier gejauchzt, wenn er sie rangenommen hatte, so lange, bis seine Ohren dröhnten. Ihre spitzen Brüste hatten dabei gebebt und ihn nur noch schärfer werden lassen …
    Wie lang war es eigentlich her, dass er sie zum letzten Mal nackt gesehen hatte?
    Die Erregung fuhr ihm in die Lenden.
    Er trat hinter sie, umschlang sie fest, schob seine Hände unter das Shirt. Kein BH , was ihm nur recht sein konnte. Den Geruch nach Zwiebeln und Fett versuchte er zu ignorieren, während er begann, ihre Brustspitzen zu kneten. Jetzt musste er nur noch diese verdammten Leggings runterschieben …
    Der heiße Bratenwender traf seine Wange und ließ ihn aufschreien.
    Um ein Haar wäre er ihr an die Gurgel gegangen.
    »Perversling!«, schrie sie. »Dreckiger Depp, dreckiger! Moanst vielleicht, ich lass mich von dir mitten in der Küch vernaschen? Lass mi in Frieden, du …«
    Schon war er aus der Küche gestürmt, packte seinen Jogginganzug, die Laufschuhe und die schicke verspiegelte Sonnenbrille.
    Ein Pfiff.
    Dann war Rüdiger an seiner Seite.

22
    Tag der Arbeit
    T ote Mäuse in glitzerndem Bonbonpapier.
    Eine grinsende rothaarige Giraffe in einem winzigen fliegen den Jaguar-Cabrio, das seltsam mechanische Atemgeräusche von sich gab.
    Vanessas kleine Kinderhand in einer flaschengrünen Tulpe, erst zur Faust geballt, dann, als sie sich öffnete, nichts als ein Häufchen Asche darin.
    Dazwischen immer wieder: Joe, breit lächelnd, und Charly, der Polizeireporter, der sie neulich

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