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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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er. »Zum Glück wird ja die Hausratversicherung für den Schaden aufkommen. Aber der ganze Ärger, bis es wirklich so weit ist!«
    »Leider nein«, musste Joe einräumen. »Woher wissen Sie eigentlich, dass es ein Mann war?«
    Greta Sieberts dünne Lider zuckten.
    »Da war so ein junger Kerl, der sich in den letzten Wochen immer wieder in unserer Straße herumgetrieben hat«, sagte sie. »Ich hab meinen Mann darauf aufmerksam gemacht, aber Konni hat ja wirklich Wichtigeres im Kopf. Wer hätte denn ahnen können …« Sie presste sich die Hand vor den Mund.
    »Können Sie den Mann vielleicht näher beschreiben?«, fragte Sofie. Leider ließ ihr Nasenflügel sie im Stich und dachte nicht daran zu jucken.
    »Ganz normal.« Greta Siebert zuckte die Achseln. »Blond. Eher muskulös. Sportlich gekleidet, in Jeans und Turnschuhen – wie diese jungen Leute heute eben so aussehen.« Sie begann zu hüsteln und musste sich schließlich abwenden, weil ihr Gesicht rot anlief, so sehr hatte sie sich offenbar verschluckt.
    »Jetzt bringen Sie mit Ihren aufdringlichen Fragen auch noch meine Frau ganz durcheinander«, bellte Siebert. »Wir sind die Geschädigten, falls Sie das vergessen haben sollten. Ich werde mich an Ihre Vorgesetzten wenden, damit dieser Albtraum endlich ein Ende hat. Und jetzt verlassen Sie gefälligst unser Grundstück! Alle weiteren Befragungen nur noch nach Anmeldung.« Er nahm den Arm seiner Frau. »Komm, Greta! Ich bring dich ins Haus.«
    Die beiden entfernten sich in Richtung Villa, ohne Joe und Sofie noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
    »Ich weiß schon, weshalb ich die Großkopferten noch nie hab leiden können«, sagte Joe. »›Wir sind die Geschädigten‹«, imitierte er in gespieltem Falsett den Ministerialdirigenten. »Der Tote interessiert die doch einen Dreck!«
    Sofie hatte auf einmal schmale Augen bekommen und lugte angestrengt zu den Tulpenrabatten.
    »Hat die Spusi hier eigentlich schon alles abgegrast?«, fragte sie und setzte sich in Bewegung.
    »Was glaubst du denn?«, sagte Joe, der ihr folgte.
    »Und was ist das?« Blitzschnell bückte sich Sofie und kam mit einer Flasche wieder nach oben. Zwischen dem Glas und ihrer Hand befand sich ihre Jacke. »Wodka Absolut«, buchstabierte sie.
    »Edle Marke«, sagte Joe.
    »Wenn du es sagst.«
    »Du meinst, die Flasche war womöglich auch mit im Gartenhäuschen?«, fragte Joe.
    »Genau das werden wir herausfinden.« Sie trug das Beweis stück vorsichtig zu Joes Dienstwagen und ließ es auf die Rückbank fallen, nachdem er aufgeschlossen hatte. »Du bringst das Ding wohlbehalten zu uns ins Institut, okay? Ich kümmer mich dann später drum und geb dir Bescheid, sobald wir mehr wissen.«
    »Später? Das heißt, du willst gar nicht mit?« Er klang enttäuscht.
    »So ist es. Es gibt da nämlich jemanden ganz Bestimmten, der mich um einiges dringender braucht.« Sofie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. »Und da zisch ich jetzt hin.«

20
    Böses Gutti
    K ein einziges Kinderlachen.
    Stattdessen: das Summen der Überwachungsmonitore.
    Das regelmäßige Zischen, Pumpen und Surren der Beatmungsgeräte.
    Das mechanische »Plopp« am Ende eines jeden Atemzyklus.
    Das leise Huschen dienstbarer Geister.
    Hie und da gedämpftes Flüstern.
    Es gibt noch Schlimmeres als bleierne Stille …
    Behutsam schlich Sofie an den großen Klinikbetten vorbei. Kissen, Decken und Wände waren in bunten Farben und fröhlichen Mustern gestaltet – und dennoch ließen sie alles für keinen Moment vergessen, dass in jedem dieser chromblitzenden Gestelle ein kleiner Mensch um sein Leben rang, unterstützt von einem wahren Maschinenpark an Hilfsgeräten, Schläuchen und Kabeln.
    Endlich hatte Sofie ihr Ziel erreicht. Über dem Bett der kleinen Vanessa prangte eine freundlich grinsende Giraffe mit roter Mähne und riesigen Augen an der Wand.
    Das dreieckige Gesichtchen des Mädchens war eingefallen und blass, aus der Stupsnase ragten zwei dünne Plastikschläuche, doch die Augen waren geöffnet und der Mutter zugewandt.
    Sofie atmete tief durch und räusperte sich.
    Katrin Füracker sah auf, die Augen rot gerändert, darunter lagen tiefe Schatten.
    »Mei, des is aber liab, dass Sie bei uns vorbeischaun, Frau Doktor«, wisperte sie. »Der Nessie geht’s schon wieder viel besser. Gell, Prinzessin?«
    Behutsam strich Katrin ihrer Tochter eine Strähne aus dem Gesicht. Dann fasste sie nach der schmalen Kinderhand, die unter der Decke hervorlugte, und streichelte sie

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