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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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mal richtig gut.
    In diesem Moment setzte sich ein paar Meter weiter das alte Kettenkarussell in Bewegung, begleitet von ausgelassenem Kinderjauchzen. Die silbernen Sitze flitzten an Sofie und Joe vorbei durch das strahlende Blau des Himmels.
    Hatte sie ausgerechnet heute wirklich nichts Besseres zu tun, als sich daheim durch das Chaos in ihren Umzugskartons zu wühlen?
    Sofie atmete tief durch und griff erneut in die Tüte.
    Sie war gerade dabei, nicht nur einen guten Vorsatz in den Wind zu schießen, sondern gleich einen ganzen Strauß davon. Vor allem aber: Hatte sie sich nicht geschworen, Joes Annäherungsversuchen gegenüber standhaft zu bleiben?
    Andererseits: Was war denn schon Schlimmes dabei, mit dem Ex ein bisschen über die Dult zu schlendern? Rein freundschaftlich natürlich.
    Um die Kartons konnte sie sich auch am späten Nachmittag kümmern. Und die paar Mandeln bedeuteten auch nicht gleich den kompletten Weltuntergang.
    Sofie gab sich einen Ruck. »Also gut. Wenn ich schon mal da bin … Aber höchstens für ein Stündchen, dass das klar ist!«
    »Logisch!« Schlagartig hellte Joes Gesicht sich auf.
    Seite an Seite ließen die beiden sich mit der bunten Menge ausgelassener, fröhlicher Menschen durch die Budengassen der Tandler und Töpfer, der Goldschmiede und Antiquitätenhändler treiben.
    Küchenreiben und Räucherstäbchen, Bratpfannen und Reisig besen, Porzellan und Putzmittel, Korbmöbel, Holzspielzeug und Liebesäpfel – fast nichts, was es auf der Dult nicht gab.
    Natürlich auch den Autoscooter. Und die Schießbude, wo Sofie prompt auch diesmal – genau wie früher – Joe übertrumpfte und ihm breit grinsend eine rote Rose schoss.
    Fast schien es ihr, als wäre die Zeit stehen geblieben.
    Alles war da, so wie immer. Auch das Riesenrad. Wenn man diese Minimühle überhaupt so nennen konnte.
    Schwindlig geworden war ihr damals trotzdem – und wie! Was aber wahrscheinlich weniger am Schaukeln gelegen hatte als an jenem dermaßen himmlischen ersten Kuss.
    Sofie warf einen verstohlenen Blick auf Joe, der scheinbar unbekümmert dicht an ihrer Seite schlenderte, dann auf die leere Stelle an ihrem rechten Ringfinger.
    Ein paar Jahre später hatte er dann um ihre Hand angehalten. Natürlich auch im Riesenrad, ganz standesgemäß. Kaum hatte sie strahlend genickt, hatte er den Arm fest um ihre Schulter gelegt und sie einfach nur angesehen aus seinen verschmitzt zwinkernden braunen Augen, denen man einfach nicht böse sein konnte. Hatte Sofie jedenfalls gedacht, damals.
    Ihre Schritte wurden schneller, ihre Miene verhärtete sich.
    Was vorbei war, war vorbei.
    Auch Joe schien es plötzlich eiliger zu haben. Ob er sich wohl auch an jenen lauen Frühlingsabend erinnerte, an dem sie beide die Welt hätten umarmen können vor lauter Glück?
    Kurz trafen sich ihre Blicke, dann wandten sie sich beinahe erschrocken wieder voneinander ab.
    Vielleicht sollte sie jetzt am besten nach Haus gehen.
    In diesem Moment dudelte ihr Handy.
    Erik? Der hatte ihr gerade noch gefehlt!
    »Hi, Sofie, ich bin’s. Stör ich gerade?«
    »Geht so.«
    Kurz schaute Sofie zu Joe.
    »Was gibt’s denn? Hast du heut nicht frei?« Sofie gab sich keine Mühe, ihren Missmut zu verbergen.
    »Das schon. Aber wie ich dich kenne, freust du dich, wenn du so bald wie möglich mehr weißt zu den Zahn- und Kieferknochenproben, die du uns geschickt hast.«
    Von einem Moment auf den anderen war Sofie ganz bei der Sache. Die odontologische Analyse, natürlich! Womöglich ihre einzige Chance, die Identität des Mannes, der in dem Siebertschen Gartenpavillon ums Leben gekommen war, näher bestimmen zu können.
    Schnell winkte sie Joe zu sich und stellte das Handy auf laut.
    »Sieht ganz so aus, als hättest du mal wieder ins Schwarze getroffen, Sofie. Material und Technik der Zahnfüllungen und Wurzelstifte deuten jedenfalls darauf hin, dass das Gebiss des Mannes nicht in Deutschland behandelt worden ist. Die Kollegen und ich tippen eher auf den Osten. Wahrscheinlich Ukraine.«
    Was mit ziemlicher Sicherheit bedeutete, dass auch der Rest des Mannes von dort stammte. Sie würden also in Kontakt mit den ukrainischen Behörden treten müssen. Eine zähe und ziemlich langwierige Angelegenheit.
    Sofie musste schmunzeln. Jedenfalls für Joe. Nicht für sie. Ihren Job als Rechtsmedizinerin hatte sie nämlich, wie es aussah, fast vollständig erledigt.
    »Super. Danke dir! Das hilft uns schon mal sehr weiter.«
    »Und sonst? Wie geht’s dir, Sofie? Ich

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