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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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ging der entsetzliche Gestank nach verwesendem Fleisch aus!
    Sofie drückte ihren Schal enger vor die Nase und trat vorsichtig näher. Sie hatte im Lauf der letzten Jahre ja schon viel gesehen, aber das hier toppte so ziemlich alles.
    Auf der penibel gepflegten gläsernen Ablage thronte eine ein same, mit Küchenkrepp ausgeschlagene offene Tupperware-Box, darin etliche Fleischscheiben – beziehungsweise das, was das Ge wimmel an Maden, Fliegen und Würmern davon übrig gelassen hatte. Geschickter konnte man eine Petrischale zur Aufzucht und Pflege von Mikroorganismen kaum improvisieren.
    Wobei kaum davon auszugehen war, dass das die ursprüngliche Absicht des abwesenden Herrn Schmidt gewesen war. Sah eher so aus, als hätte er aus irgendeinem Grund alles mal kurz stehen und liegen lassen. Ganz offensichtlich hatte er gleich wieder zurückkehren wollen, um seine Steaks in die Pfanne zu werfen.
    Dazu war es allerdings nicht gekommen. Irgendwas schien ihm zugestoßen zu sein …
    »Wow! So was nenn ich a gscheids Gammelfleisch. Scheint jedenfalls kein Vegetarier zu sein, der Herr Schmidt.«
    Fassungslos starrte Joe auf das seltsame Biotop, dann wandte er sich ab, etwas blass um die Nase.
    Sofie nickte nachdenklich und zückte mehrere Plastiktüten, die sie in der Zwischenzeit in einer der Schubladen gefunden hatte.
    »Ich nehm das Zeug am besten gleich mit und bring’s ins In stitut. Morgen kann ich dir dann wahrscheinlich schon sagen, um was für Fleisch es sich handelt. Und mit etwas Glück auch, wann dieser Schmidt ungefähr die Wohnung verlassen hat.«
    Sorgsam steckte sie die Box in die Tüten.
    »Forensische Entomologie. Sobald man das Alter der Maden bestimmt hat, weiß man auch, ab wann sie ungestört futtern und sich vermehren konnten.«
    Joe pfiff anerkennend durch die Zähne. »Mit anderen Worten: Wann ungefähr der Typ das Zeug offen hingestellt hat?«
    Sofie nickte. »Wissen wir denn inzwischen sonst noch was über ihn, außer, dass er auf Jungs steht und ein Faible für teure Designermöbel hat?«
    Joe zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich hab den Kollegen von der Spurensicherung schon Bescheid gesagt. Vorher wollte ich mich aber selbst schon mal umsehen. Dubioser Typ, dieser Schmidt. Ich hab nirgends irgendwas Persönliches entdeckt, weder Fotos noch Briefe oder Rechnungen, nicht mal ein Buch.« Er deutete nach hinten. »Keine Dokumente, auch kein Reisepass oder ein Führerschein.«
    »Also auch kein Handy?«
    Joe nickte. »Hatte er vermutlich alles bei sich, als er die Wohnung verließ.«
    »Wie sieht’s mit einem Festnetzanschluss aus? Oder einem PC ?«
    »Du meinst, wegen der Daten?« Joe schüttelte leicht gefrustet den Kopf. »Fehlanzeige. Abgesehen von ein paar frisch ge reinigten Klamotten. Und dem Ding hier. Lag unter seinem Liebesnest.«
    Joe zückte eine rot glänzende Visitenkarte mit schrill gelber Aufschrift: Gay Sauna Giesing. Deine heiße Adresse für alles, was Jungs Spaß macht.
    »Besser als nix, würde ich sagen«, kommentierte Sofie. »Vielleicht ist er da ja Stammkunde. Sollte man auf jeden Fall mal vorbeischauen.«
    Joe rollte die Augen. »Und dann? ›Servus, wir suchen einen Herrn Schmidt. Den Vornamen? Wissen wir leider nicht. Auch nicht, wie alt er ist und wie er aussieht. Vielleicht können Sie uns trotzdem weiterhelfen?‹ Oder so was in der Richtung?«
    Sofie biss sich betreten auf die Lippen. »Stimmt auch wieder.«
    »Mach dir nix draus! Gleich morgen früh klemm ich mich ans Telefon und kontaktier als Erstes die Hausverwaltung. Der Typ muss ja einen Mietvertrag haben.« Joe hielt inne. »Es sei denn, die Wohnung läuft nicht auf seinen Namen. Was ich mir leider nur zu gut vorstellen könnte.«
    »Dann schauen wir eben, dass wir über seine DNA weiterkommen. Vielleicht hat Herr Schmidt uns ja wenigstens seine Haarbürste dagelassen.«
    Hastig steuerten die beiden das Badezimmer an.
    Rasierzeug, zwei gebrauchte Zahnbürsten, Vaseline, ein paar Aspirin – und ein Kamm, ohne ein einziges Haar darin.
    Na super!
    Eher ratlos griff Joe nach dem Handrasierer und hielt ihn gegens Licht.
    »Sieht nicht so aus, als ob da noch was zu holen wäre.«
    »Besser als nichts. Den nehmen wir zur Sicherheit mit.«
    Sofie zückte eine Tüte, in der sie den Rasierer verstaute.
    Joe sah sich mit gerunzelter Stirn weiter um.
    »Das war’s dann wohl. Oder?«
    Nicht ganz. Eine Möglichkeit gab es vielleicht doch noch.
    Sofie nahm die beiden Zahnbürsten genauer in Augenschein.
    »Ich werd die

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