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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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er jemandem Geldigen ziemlich gut gefallen zu haben.«
    »Möglicherweise dem Besitzer der zweiten Zahnbürste aus seinem Badezimmer?«
    Joe zuckte mit den Schultern und zog die Nase kraus. »Keine Ahnung. Ein Herr Müller hat die neunhundert Euro plus Neben kosten pünktlich abgedrückt, Monat für Monat, seit geschlagene drei Jahr. Mehr konnten die in der Hausverwaltung mir a ned sagn.«
    Beinahe gegen ihren Willen musste Sofie laut lachen.
    »Schmidt und Müller«, sagte sie. »Pfenningguad! Wenn wir jetzt auch noch auf einen Herrn Wagner treffen, san ja alle beisammen.« Sie räusperte sich und wurde wieder ernst. »Also. Bring mas hinter uns, oder?«
    Sie drückte die Klingel.
    Eine Weile geschah nichts, dann meldete sich eine leicht nasale Männerstimme.
    »Ja?«
    Sofie stieß ihren bewegungslosen Ex aufmunternd in die Rippen. »Dein Auftritt!«
    Joe näherte sich der Sprechanlage. »Ich bin der Joe«, säuselte er in seinem betörendsten Bariton. »Sie san mir von Bekannten empfohlen worden.«
    Der Summer ertönte. Die Haustür sprang auf.
    Im Türrahmen der ersten Wohnung links stand der Typ, der Sofie schon bei ihrem Arbeitsantritt vor der Rechtsmedizin begegnet war: der Joe-Verschnitt für Arme. Für sehr Arme.
    Seine Tolle war steif vor Gel, seine schweren Lider deuteten auf regelmäßigen, nicht gerade sparsamen Alkoholkonsum hin, die massive Panzerkette um seinen kräftigen Hals verstärkte die Aura eines abgehalfterten Zuhälters, ebenso die knackengen Jeans und die schwarze Lederweste auf nackter Haut.
    »Ich glaub, Sie san hier falsch«, sagte er mürrisch in Richtung Sofie. »Only men.«
    »Des glaub ich ned.« Joe zückte seinen Ausweis. »Hauptkommissar Lederer. Die Dame hier ist meine Kollegin Frau Rosenhuth. Wir hätten da ein paar Fragen an Sie.« Sein Lächeln war formell.
    »Ohne Durchsuchungsbeschluss muss ich Sie ned reinlassn, des wissens ganz genau. Vor allem jetzt, zur Hauptgeschäfts zeit …«
    »Wir können uns auch gern im Kommissariat unterhalten«, unterbrach ihn Joe. »Dann werden Ihre Kunden Sie allerdings noch länger entbehren müssen.«
    Missmutig trat der Typ zur Seite. »Wenns unbedingt sei muass! Aber nur im Foyer. Darauf muss ich bestehn.«
    Was er als »Foyer« bezeichnete, war eine geflieste Diele, aufgestylt mit zwei künstlichen Palmen und einigen Pappsäulen undefinierbaren Stils. Hinter einem sanft geschwungenen Tresen, bezogen mit rotem Samt, stand ein schlanker junger Mann mit engelsgleichen Zügen: blonde Locken, Augen so klar wie ein Bergsee, eine Nase, als hätte Botticelli sie gemalt.
    Und splitternackt, wie Sofie zunächst dachte. Ein gefallener Engel, der soeben seine Schwingen verloren hatte.
    »Und Ihr Name wäre?«, begann Joe die Befragung seines missglückten Doubles.
    »Schlegl. Kai Schlegl.«
    »Sie sind hier der Geschäftsführer?«
    Lustloses Nicken.
    Der gefallene Engel begann zu lächeln, als habe er gerade einen köstlichen Scherz gehört. Tiefe Grübchen erschienen auf seinen Wangen.
    »Seit …?«
    »Seit drei Jahren. Aber was wollen Sie …«
    »Nur ned hudeln!«, sagte Joe und holte das Foto heraus. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Der gefallene Engel reckte seinen Hals und zog seine Lippen zu einem erschrockenen Kussmund zusammen.
    Schlegl nickte verkniffen.
    »Das ist der Jan. Der kommt ab und an zu uns. Eher unregelmäßig, würd ich sagen.«
    »Jan Schmidt?«, bohrte Joe nach.
    »Ich kenn lediglich den Vornamen. Mir san hier ganz leger.«
    »Kommt er allein?«, schaltete Sofie sich ein.
    Schlegl und der gefallene Engel tauschten einen Blick.
    »Hier muass niemand allein bleiben«, sagte Schlegl. »Deshalb kommen die Jungs ja schließlich zu uns.«
    Die Wangen des gefallenen Engels röteten sich, zwischen seinen blonden Brauen erschien eine angestrengte Falte. Er trat einen Schritt hinter der Theke hervor und entblößte dabei lange, verdammt gut geformte Beine, die in einem neckischen weißen Lendenschurz endeten.
    »Sauna mit Lichtspektrum, verspiegeltes Sternenzimmer, römisc h -griechisch, Dschungel, Rauchertreff im Freien, Cage …« Er biss sich auf die Lippen, als sei ihm schon zu viel entschlüpft. »Halt alles, was das Männerherz begehrt.«
    Schade, dachte Sofie, die ihn keinen Moment aus den Augen gelassen hatte. Optisch wirklich zum Anbeißen. Was für eine Verschwendung für uns Frauen!
    »Und wie ist Ihr Name?«, fragte sie beinahe freundlich.
    »Ich bin der Sascha«, stellte er sich vor. »Sascha Hahn. Der Freund vom Kai.«
    »War

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