Die Kalte Sofie
Jan am 28. April auch hier in der Sauna?«, fragte Joe.
Schlegl zuckte gelangweilt die Schultern.
»Doch, war er, Bärchen«, flötete der gefallene Engel. »Da haben wir doch meinen Geburtstag nachgefeiert. Mit dieser spit zenartigen Legionärsparty.« Er begann zu kichern. »Alle in Leder röckchen und diesen hinreißenden geschnürten Sandalen. Jan war einer von den ganz, ganz Wilden …«
Schlegl warf seinem Lover einen vernichtenden Blick zu. Dann räusperte er sich. »Wieso wollens des eigentlich alles wissn?«
Sofie und Joe tauschten einen Blick.
»Jan ist tot«, sagte Sofie. »Verbrannt im Gartenhäuschen des Herrn Ministerialdirigenten Siebert in Harlaching. Können Sie sich vorstellen, was er dort gewollt haben könnte?«
Sascha hob alarmiert die Augenbrauen, wie Sofie bemerkte.
»Ja mei. Shit happens.« Schlegls fleischige Unterlippe wölbte sich trotzig vor. »Aber woher soll ich denn wissn, was unsere Gäste privat so alles treiben?«
»Kennen Sie denn den Herrn Siebert?«, setzte Joe nach. »Kon stantin Siebert, untersetzter Typ, Mitte fünfzig, grauhaarig?«
Schlegls düstere Miene blieb unbewegt.
»Sagt mir nix«, murmelte er. »Außerdem san mir hier, wie gesagt, zu hundert Prozent diskret. Service am Kunden, wenns verstehn, was ich mein.«
»Dann gibt’s also auch keine Gästeliste?«, wollte Sofie wissen.
»Mir führen doch ned des Goldene Buch von der Landeshauptstadt München, oder was. Meinens vielleicht, einer von unsre Gäste tät Wert drauf legn, sich irgendwo zu verewigen? Hier gehts um Spaß und um Entspannung.« Der nikotingelbe Zeigefinger fuhr mit einer verschwörerischen Geste über seinen Mund. »Diese Lippen können schweign. Wia a Grab. Sonst kann ich den Laden hier nämlich glei zusperrn!«
»Wir ermitteln in einem Mordfall.« Sofies Ton wurde härter. »Da sollten Sie sich besser entschließen zu kooperieren.«
»Wenn ich aber trotzdem kein Konstantin kenn«, beharrte Schlegl. »Und a kein Siebert. Des dürfns mir glaubn.«
»Und was is mit Ihnen?«
Sofie wandte sich an den gefallenen Engel, der melodramatisch die Wimpern flattern ließ und sich hektisch Luft zuwedelte.
»Dito«, sagte er sanft. »Da kann ich mich meinem Bärchen nur anschließen.«
Eine der Türen öffnete sich.
Ein Schwall unterschiedlichster Düfte flutete in die Diele, wobei eine süßliche Note überwog. Auf der Schwelle stand ein korpulenter Mann mit Halbglatze, der nichts als ein rosafarbenes Negligé am Körper hatte, durchsichtig bis auf ein ebenfalls rosarotes Federkrägelchen, das seinen Hals umschmiegte. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als er die beiden unerwarteten Besucher entdeckte.
»Willst du wohl wieder reinkommen, du ungezogener Schlingel?« Ein kräftiger, ebenholzfarbener Arm zog ihn resolut zurück ins Spielzimmer.
»Wenn Ihnen doch noch etwas einfallen sollte, rufen Sie mich bitte an!« Joe reichte Schlegl seine Karte.
Der nahm sie mit spitzen Fingern entgegen.
»War’s des jetzt?«, knurrte er.
»Für den Moment – ja.« Joe zog Sofie zum Ausgang. »Schönen Abend noch!«
34
Geschiedene Leut
» W ar des ned der Dings?«, fragte Sofie, kaum dass die Haustür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. »Dieser Wiesnwirt? Des hätt ich auch nicht gedacht, dass ich den mal im pinkfarbenen Babydoll seh!«
»Spinn dich aus!«, spottete Joe. »Wie kommst denn auf so eine Schnapsidee? Was sollte ein Wiesnwirt ausgerechnet in einer Schwulensauna zu suchen haben?«
»Was weiß denn ich? Sind auf jeden Fall keine armen Leut, die da ein und aus gehn. Des darfst mir glauben.«
Joe fingerte schlecht gelaunt nach seinem Motorradschlüssel. »Und überhaupt. Hat so was von gar nix gebracht, des ganze Tamtam. Nix als heiße Luft.«
Sofie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Des glaub ich ned. Hast gsehn, wie dieser Sascha zusammen gezuckt is, als er den Namen von unserem Herrn Ministerialdirigenten Siebert ghört hat?«
»Na, hob ich ned.« Joe zog die Augenbrauen zusammen und musterte Sofie verkniffen. »Hat dir wohl gfalln, der Typ?«
Jessas! Wurde ihr Ex, der selbst bestimmt nix anbrennen ließ, jetzt etwa auch noch eifersüchtig auf einen halbseidenen Homosexuellen?
Verärgert blieb Sofie stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
»Sag amal, drehst jetzt du komplett durch, oder was? Ich hab nur die Augen und Ohren aufgsperrt, im Gegensatz zu dir. Die zwoa wissen mehr, als sie zugeben wollen. Des is amal amtlich. Und den Schlegl sollten wir ned aus den Augen
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