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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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trotzdem a halbe Ewigkeit.« Ihre Lippen kräuselten sich. »Und falls Sie wissen wollen, wie’s mit meiner neuen Chefin so geht – na ja …«
    »Die gute Frau Dr. Falk? Ein sehr spezieller Fall!«, bekräftigte er. »Tja, und was das Heimkehren betrifft – das muss man auch erst mal lernen …«
    »Sie sind kein Münchner?«
    Die bräunlichen Sommersprossen auf seiner schmalen Nase gaben ihm etwas Vorwitziges. Charly schüttelte den Kopf. Ein Schatten ging über sein Gesicht.
    »Das ist eine – lange Geschichte.« Er sah auf die Uhr und erhob sich geschmeidig. »Wenn Sie erlauben – ich muss kurz mal telefonieren. Bin gleich wieder da.«
    Viele Knochen, dachte Sofie beeindruckt, als er im gedämpften Licht des Restaurants nach hinten verschwand. Aber durchaus anmutig verteilt. Und diese sehr spezielle Art, wie und vor allem was er sagte …
    Hast du einen Vogel!, rief sie sich selbst sofort wieder zur Ordnung. Reicht dir dein Dauerschlamassel mit dem Joe no ned?
    Sie atmete tief durch und warf einen weiteren prüfenden Blick aus dem Fenster, als sie plötzlich eine Berührung spürte: Charly Loessls Hand, die kurz ihren Rücken streifte, fragend und neugierig zugleich.
    Die blonden Härchen auf Sofies Unterarmen stellten sich auf. Sie hätte nicht behaupten können, es sei ihr auch nur im Geringsten unangenehm – ganz im Gegenteil.
    Der traute sich vielleicht was!
    In seinen Augen las sie ein winziges Lächeln.
    Mit einem dezenten Räuspern machte der Ober auf die damp fende, betörend duftende Platte aufmerksam, die er auf einem Beistelltisch herangerollt hatte.
    »Wenn Sie erlauben, werde ich die Dorade für uns beide zerlegen«, sagte Charly, während er dem Haremswächter dankend zunickte. »Vielleicht möchten Sie mir ja währenddessen erzählen, was aus der kleinen Vanessa geworden ist.«
    Vorsichtig fuhr der Löffel in seiner schlanken Hand am Grätensaum entlang und löste das erste Filet ab, das Charly mit Zitrone und Knoblauchbutter auf Sofies Teller anrichtete und zuvorkommend zu ihr hinüberschob.
    Der hat sogar im kleinen Finger Klasse, dachte Sofie, seltsam berührt. Und macht kein großes Aufhebens drum, wie gewisse andere Mannsbilder.
    »Vanessa geht’s schon wieder viel besser. Zum Glück.«
    Die Sache mit der Maus und dem Bonbon behielt sie lieber für sich. Sie musste erst Gewissheit haben und sich die Taube näher ansehen. Fragte sich nur, wann? Falls es sich wieder um eine Injektion mit GHB handelte – was sie vermutete –, blieben ihr höchstens noch zwölf Stunden Zeit. Danach würde die Substanz nicht mehr nachweisbar sein. Und das Foto von diesem rothaarigen Mädchen musste sie der Kleinen auch so bald wie möglich zeigen.
    »Gott sei Dank! Und keine Sorge: Mehr wollte ich gar nicht wissen.«
    Für einen Moment musterte Charly sie nachdenklich, dann begann er ebenso geschickt das zweite Filet für sich herzurichten. So mancher Chirurg wäre erblasst vor Neid.
    Ein kurzer Blick aus dem Fenster – immer noch war alles ruhig in Herrn Schlegls Etablissement. Vielleicht hatte Joe ja doch recht gehabt, und sie bildete sich da nur was ein?
    Und wenn. Dann hatte sie an diesem Abend zumindest den besten Fisch ihres Lebens genossen. Hingebungsvoll ließ sie jeden Bissen auf der Zunge zergehen.
    Plötzlich aber merkte sie auf. Im Parterre gegenüber wurde ein Fenster aufgestoßen.
    Sofie fuhr hoch. Klirrend fiel ihr Messer auf den gefliesten Boden.
    »Sie warten also doch auf jemanden«, sagte Charly augenzwinkernd. »Darf ich raten?«
    »Besser ned. Ich möcht bloß wissen, ob …«
    Drüben ging die Haustür auf. Kai Schlegl kam heraus und steuerte den schwarzen Hummer an.
    »Tut mir leid«, rief Sofie. »Aber … Ich muss unbedingt dem Kerl da hinterher!« Hastig erhob sie sich und stürzte zur Tür.
    »Doch nicht etwa auf Ihrem Radl?« Charly lief ihr nach und drückte im Vorbeigehen dem Haremswächter einen Geldschein in die Hand.
    Als sie vor dem Lokal standen, ließ Schlegl bereits den Motor aufheulen.
    »Darf ich Ihnen stattdessen nicht lieber meinen guten alten Dante anbieten?«

36
    In der Pampa
    D ie Tela.
    Gefürchtet wegen ihrer zahlreichen Staus und Radarfallen, würden die Giesinger dennoch nie im Leben auf diese Hauptverkehrsader ihres Viertels verzichten wollen. Hätten sie der Tegernseer Landstraße sonst einen solch liebevollen Spitznamen verpasst – und zahlreiche Geschäfte, Cafés, ja sogar eine große Postfiliale nach ihr benannt?
    Ganz bescheiden beginnt sie in

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