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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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Einwilligung bekommen Sie von mir gar nichts. Haben Sie mich verstanden?«
    Sofie und Joe wechselten einen raschen Blick. Das Staffelholz ging nun wieder an sie.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen da widersprechen muss, Herr Ministerialdirigent. Aber laut Paragraf 81g der Strafprozessordnung sind die Behörden dazu berechtigt, molekulargenetische Untersuchungen auch ohne Einwilligung des Betroffenen durch führen zu lassen, sofern sie ausschließlich zur Feststellung des DNA -Identifikationsmusters verwendet werden«, ratterte sie den entsprechenden Gesetzesabschnitt herunter.
    »Eine entsprechende richterliche Verfügung hab ich im Handumdrehen. Keine Sorge«, ergänzte Joe und zückte sein Handy, während er Siebert erneut fixierte. »Jetzt liegt es ganz an Ihnen.«
    Sieberts Blick wanderte von Joe zu Sofie. Die ungesunde Röte von vorhin war einer grünlichen Blässe gewichen. Sein Mund klappte ein paarmal auf und zu – dann ließ er sich kraftlos auf ein Sofa fallen und senkte den Kopf.
    »Na schön. Sie haben gewonnen«, murmelte er und drehte nervös einen der beiden Kaffeebecher, die vor ihm auf dem Wohnzimmertisch standen. »Ja, es stimmt. Mychaijl und ich haben uns regelmäßig getroffen.«
    Joe runzelte fragend die Stirn. »Mychaijl?«
    Siebert nickte beklommen. »Mychaijl Surtis. Mychaijl kam aus der Ukraine, hatte sich hier aber einen deutschen Namen zugelegt. Auf mein Anraten hin.«
    »Und die Wohnung …«, hakte Sofie behutsam nach.
    Fast tat ihr der Mann leid. Das Outing fiel ihm sichtlich schwer. Trotzdem, es half nichts. Hier ging es nicht um irgendeinen Imageschaden, sondern um einen Menschen, der vorsätzlich verbrannt worden war, nachdem jemand ihn heimtückisch mit gepanschtem Wodka schachmatt gesetzt hatte.
    Siebert nickte langsam. »… lief auf meinen Namen.«
    »Das heißt, Sie haben Herrn Surtis finanziert?«
    Siebert nickte erneut und nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher. Dann setzte er ihn hart ab und blickte entschlossen auf.
    »Aber ich habe Mychaijl nicht umgebracht. Das schwör ich Ihnen! Außerdem war ich in der Nacht, in der er auf so tragische Weise ums Leben kam, gar nicht in München, sondern in Regensburg.«
    Joe nickte nachdenklich. »Das ist uns bekannt, Herr Siebert. Aber es hätte ja trotzdem sein können, dass Sie …«
    Mit energischem Kopfschütteln fiel Siebert ihm ins Wort. »Wie meine Frau Greta Ihnen neulich schon sagte: Ich habe dank der Tablette tief und fest geschlafen.«
    Sofie holte tief Luft und nahm den erneut in sich zusammengesunkenen Herrn Ministerialdirigenten scharf ins Auge.
    »Weiß Ihre Frau denn von Ihrer – Neigung? Oder wusste sie vielleicht sogar von Ihrer Beziehung zu Herrn Surtis?«
    Ein Flackern trat in Sieberts Augen, nervös musterte er den zweiten Kaffeebecher auf dem Tisch.
    »Um Gottes willen, natürlich nicht!«
    Und wenn doch?
    Korallenrote Lippenstiftreste klebten am Rand des zweiten Bechers, wie Sofie jetzt erst bemerkte. Ein kühner Gedanke schoss ihr durch den Kopf …

47
    Mahlzeit!
    E nttäuscht war er, ihr Ex, und sauer dazu – eine Gefühlslage, die bei Joe Lederer von jeher für ein gewisses Explosionspotenzial sorgte. Die anderen Verkehrsteilnehmer bekamen es zu spüren – kurz gesagt: Er fuhr die Strecke von Harlaching zurück zur Rechtsmedizin wie die gemeine Wildsau.
    »Lackl, bleeder!«, beschimpfte er einen jugendlichen Autofahrer, der mit Mamas schwerem BMW offenbar noch Schwierigkeiten hatte. »Rindvieh, ausgschamtes!«, einen Radlkurier, der seiner Ansicht nach nicht schnell genug auf die rechte Spur wechselte.
    Inzwischen düsten sie bereits den Giesinger Berg hinunter. Ein bisschen fühlte es sich an wie Fliegen – aber dazu war Sofie jetzt nicht in der richtigen Stimmung.
    »Du, ich möcht fei schon noch lebend im Institut ankommen«, sagte sie. »Warum sagst ned lieber, was dir so gewaltig stinkt?«
    »Als ob ich scho jemals an Unfall gebaut hätt!«, fuhr Joe kurz auf, um das Tempo dann doch merklich zu drosseln. »Hat ja megamäßig was gebracht, die ganze Aktion. Gut, jetzt haben wir aus seinem eigenen Mund ghört, dass er der Lover von diesem Ukrainer war. Aber sonst? Den Mörder haben wir damit noch lang ned. Zefix, wenn wir nur wüssten, von wem die Fingerabdrücke auf der Wodkaflaschn stammen!«
    »Mmh«, murmelte Sofie mehr zu sich selbst. »Mal schaun.«
    »Is des ois, was du dazu zu sagen hast? Und was soll des überhaupt heißen – mal schaun?«
    »Mal schaun heißt mal schaun. Ned mehr und ned

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