Die kalte Spur
entgegnete Bleeker ungeduldig. »Sie erklären ausdrücklich, daß eine Vergiftung von fremder Hand ausgeschlossen ist. Und finden Sie es denn nicht durchaus plausibel, daß Cathay angesichts der zu erwartenden Enthüllungen über sein Vorleben in Verzweiflung geriet und beschloß, sein Leben selbst zu beenden? Er wußte ja nicht, daß seine Frau und sein Anwalt mit dem Blade ein Übereinkommen getroffen hatten«
»Ich bleibe dabei«, sagte Griff, »daß Cathay keinen Selbstmord beging! Er war nicht in einer Situation, die einen Selbstmord rechtfertigte. Obendrein hätte er sich nicht dieser Methode bedient, um aus dem Leben zu scheiden. Er...«
Griff brach mitten im Satz ab und starrte Bleeker an.
»Mein Gott!« murmelte er.
»Was ist los?«
»Jetzt hab ich's! Es klingt zwar gänzlich absurd und verrückt, aber gleichzeitig durchaus logisch. Das muß der Schlüssel zu dem Geheimnis dieses Falles sein. Hier liegt auch die Erklärung dafür, warum Morton sterben mußte. Das hat ihn das Leben gekostet.«
»Nun, was meinen Sie denn?« fragte Bleeker gereizt. »Erinnern Sie sich«, sagte Griff, »daß in der Nacht, als...« Er hielt plötzlich inne, kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben es mit einem schlauen Burschen zu tun. Bevor wir definitive Beweise haben, ist es unzweckmäßig darüber zu sprechen.«
Bleeker runzelte verärgert die Stirn. »Ich habe Sie mit der Durchführung von Ermittlungen beauftragt«, sagte er eisig »und habe deshalb das Recht, von Ihnen informiert zu werden.«
»Ja, sobald die Zeit reif ist, werde ich Sie informieren«, erwiderte Griff. »Mein Gott, wir haben uns bis jetzt im Kreise gedreht und den Angelpunkt des Ganzen übersehen...«
»Zur Stunde versuchen wir«, begann Bleeker wieder voller Nervosität, »das Mädchen ausfindig zu machen, das sich Mary Briggs nannte. Wir haben...«
»Ich bin ihr bereits auf der Spur«, unterbrach ihn Griff. »In Kürze werde ich wissen, wo sie steckt. Aber sie ist nicht die Schlüsselfigur, um die sich alles dreht. Es kommt jetzt vielmehr darauf an, Mrs. Blanche Malone aufzustöbern, solange sie noch am Leben ist. Sie ist die entscheidende Figur in dem Puzzlespiel.«
»Aber was hat sie denn mit dem Fall zu tun? Warum ist Mrs. Cathay so darauf aus, mit ihr in Verbindung zu treten?« Griff lächelte sarkastisch. »Bleeker«, sagte er. »Ich werde Ihnen nicht helfen. Sie verfügen über die gleichen Fakten wie ich- Versuchen Sie nun, die Lösung selbst auszuknobeln.«
»Sie wissen irgend etwas, das mir unbekannt ist. Und zwar handelt es sich um den springenden Punkt des Ganzen, von dem Sie vorhin sprachen.«
Griff schüttelte den Kopf. »Nein, Sie wissen genausoviel wie ich.«
»Warum wollen Sie es mir nicht sagen?«
»Weil wir beide etwas sehr Wichtiges übersehen haben. Und wenn Sie selbst darauf kommen, wird Ihnen viel besser zumute sein, als wenn ich es Ihnen verrate. Diese Nuß sollen Sie selbst knacken.«
»Für jemanden, der von mir engagiert ist«, sagte Bleeker wütend, »geben Sie sich reichlich wenig Mühe zu Vernünftiger Zusammenarbeit!«
Griff lachte. »Also gut, ich werde Ihnen einen Tip geben.«
»Und der wäre?«
»Erinnern Sie sich daran, daß ich Ihnen versprach, über die Angelegenheit Decker Auskunft zu geben, sobald der Zeitpunkt dafür gekommen wäre?«
Bleeker riß neugierig die Augen auf.
»Dann wollen Sie mich jetzt also einweihen?«
»Ich kann zur Zeit nur Vermutungen aussprechen...«
»Nun?«
»Meines Erachtens hat Decker sowohl mich als auch die Polizei belogen. Ich glaube, daß er den Mann, der Shillingby ermordete, genauer sehen konnte, als er zugeben wollte. Und das hat ihn in Schrecken versetzt. Er befürchtet eben, daß die Gangster ihn umbringen könnten, um ihn endgültig zum Schweigen zu bringen.«
»Das kann man sich aber doch an den fünf Fingern abzählen«, sagte Bleeker enttäuscht.
Griff lächelte noch immer. »Seien Sie nicht zu voreilig mit Ihren Schlußfolgerungen«, meinte er. »Ich glaube, ich kann Ihnen - und vielleicht auch Decker - eine Überraschung bereiten...«
Er nickte und drückte auf einen Klingelknopf. Einen Augenblick später öffnete sich eine Tür, und ein Mann in Livree erschien. Er machte eine etwas servile Verbeugung und sagte: »Haben Sie einen Wunsch, Sir?«
»Das ist mein Diener«, sagte Griff zu Bleeker.
»Ich bin zwar kein Detektiv«, erwiderte Bleeker, »aber darauf bin ich schon von selbst gekommen.«
»Sehen Sie«, sagte Griff
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