Die kalte Spur
lächelnd, »als die Polizei erfuhr, daß ich Thomas Decker von der Bildfläche verschwinden ließ, versuchte man fieberhaft, ihn in Hotels und Pensionen ausfindig zu machen. Man konzentrierte sich dabei vor allem auf jene Personen, die sich in der Mordnacht ein Zimmer mieteten. Ich sah das voraus und steckte Decker dorthin, wo sie ihn am wenigsten vermuten würden und wo er für mich jederzeit verfügbar ist.«
Bleekers Augen wurden immer größer. Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen. In diesem Augenblick aber nickte Griff dem Mann in der Livree zu und sagte: »Nehmen Sie Platz, Mr. Decker. Ich möchte, daß Sie sich mit diesem Herrn unterhalten.«
Der Mann zögerte einen Moment, trat dann eilig heran und setzte sich linkisch auf einen Sessel. »Jetzt haben Sie die Katze aus dem Sack gelassen«, sagte er nervös. »Was haben Sie vor?«
»Mr. Decker«, begann Griff in höflichem Ton, »Sie haben mir und der Polizei mitgeteilt, daß Sie den Mann, der den grauen Cadillac fuhr, nicht genau erkennen konnten.«
»Jawohl.«
»Und deshalb wären Sie als Zeuge für die Polizei wenig nützlich gewesen.«
»Ja, das habe ich den Beamten erklärt.«
»Und«, fuhr Griff fort, »da Ihre Aussage für niemand nachteilige Folgen mit sich gebracht hätte, wäre es ja ganz einerlei gewesen, ob Sie diese Aussage machten oder nicht.« Decker fuhr sich schweigend mit der Zunge über die Lippen. »Deshalb müssen Sie etwas für sich behalten haben« Decker warf Bleeker einen Blick zu und sagte dann zu Griff: »Zum Kuckuck, ich habe Sie engagiert, um mich zu schützen! Was soll also der Unfug mich in Gegenwart eines Dritten auszufragen?«
Griff zog ein Foto aus der Jackentasche, auf dem das Gesicht eines Mannes mit hohen Backenknochen, finsteren Augen, einer ziemlich hohen Stirn und einer leicht gebogenen Nase zu sehen war.
»Schauen Sie sich das Foto einmal an«, sagte er.
Decker nahm die Aufnahme in die Hand und betrachtete sie. »Haben Sie den Mann schon einmal gesehen?«
»Nein, wer ist er denn?«
»Das ist das letzte Foto von Philip C. Lampson, der auch »Cincinnati Red< genannt wird.«
Decker starrte das Foto mit weitaufgerissenen Augen an. »Sie versuchen mir eine Falle zu stellen!« rief er.
Griff holte einen Zeitungsausschnitt aus der Tasche.
»Bitte vergleichen Sie die beiden Aufnahmen. Auch in der Zeitung ist Lampson abgebildet.«
Decker betrachtete beide Bilder. Er schien plötzlich erleichtert zu sein.
»Das war nicht der Mann, der den grauen Cadillac fuhr«, sagte er.
Griff nickte. »Das habe ich mir gedacht. Schenken Sie uns also reinen Wein ein, Mr. Decker!«
»Der Mann versuchte mich daran zu hindern, daß ich sein Gesicht sah«, sagte Decker. »Aber durch einen Windstoß rutschte ihm der Hut vom Kopf. Es war hell genug um ihn zu erkennen. Ich würde ihn bei einer Gegenüberstellung sofort wiedererkennen. Aber es ist bestimmt nicht der Mann hier auf dem Foto. Er hatte nicht so hohe Backenknochen, und die Augen standen nicht so weit auseinander.«
Griff warf Bleeker einen Blick zu.
»Rufen Sie Ihre Zeitung an«, sagte er, »und lassen Sie Ihre Reporter Decker >aufstöbern<. Mir ist es einerlei, wo sie ihn finden — nur hier nicht. Geben Sie durch: als Decker ein Foto von Lampson vorgelegt wurde, erklärte er, daß Lampson mit Sicherheit nicht der Fahrer des Wagens gewesen sei.«
»Und jetzt wollen Sie mich also der Lampson-Bande ausliefern?« fragte Decker wütend.
»Seien Sie nicht kindisch!« erwiderte Griff scharf. »Lampson würde Sie am liebsten mit einer Leibwache umgeben. Sie sind für ihn ja unschätzbar.«
»Aber ich war fest davon überzeugt, daß es Lampson sei«, sagte Decker.
»Ja, das dachte die Polizei auch. Warum haben Sie mir nicht die Wahrheit gesagt?«
»Das weiß ich nicht. Ich glaube, ich hatte Angst.«
Bleeker ging ans Telefon und rief den Blade an.
Während er mit der Redaktion sprach, holte Griff aus der Schreibtischschublade einen Revolver.
»Haben Sie eine Waffe bei sich?« fragte er den Verleger. Bleeker ließ den Hörer auf die Gabel fallen und machte ein entsetztes Gesicht. »Nein, ich halte nichts davon, ein Schießeisen bei mir zu tragen.«
»Stecken Sie den Revolver in die Tasche.«
»Warum?«
»Weil wir jetzt zu Mr. Kenneth Boone gehen. Und der Herr könnte eventuell ungemütlich werden.«
»Aber ich bitte Sie! Gehen Sie nicht zu weit, wenn Sie derlei unternehmen, ohne die Polizei vorher zu verständigen?«
»Wir werden noch viel weitergehen«,
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