Die Kaltzeller
das Mädchen. „Wir können uns bis zu einem gewissen Grad mit den Kaltzellern verständigen und sind dadurch hinter einige Geheimnisse gekommen. Doch nun zurück zu meinem Bericht! Die reglose Gruppe wurde wie eine Herde vorwärtsgetrieben und in eine Art Hütte eingesperrt. Dann hielten die Eindringlinge so etwas wie eine Konferenz ab. Man erkannte es daran, daß ihre rüsselartigen Gebilde ständig in Bewegung waren. Wenige Tage später wurden die Gefangenen in dieses Gefängnis gebracht, um das herum dann der riesige Kuppelbau entstand. Wir sind nun die zweite Generation, die hier lebt, ohne jemals die Außenwelt gesehen zu haben.“
„Sie haben diese Häuser selbst gebaut?“
Brenda schüttelte den Kopf. „Die – die Kaltzeller bauten sie für uns. Wir haben nur die Gärten und Blumenbeete angelegt. Durch den Schacht bekommen wir Regen und ein wenig Sonnenschein. Es scheint, daß sie oben Spiegel und Brenngläser angebracht haben. Sie versorgen uns auch mit Lebensmitteln. Da sie unser Klima nicht ertragen können, wird uns alles durch die Luftschleusen in den Mauern zugeleitet.“
„Wie ich“, erinnerte Darragh sich mit grimmigem Lächeln. „Auch hinter mir öffnete sich plötzlich eine solche Luftschleuse.“
„Wir bildeten ein Komitee“, fuhr Brenda fort. „Wir – das heißt, unsere Großeltern. Zur Zeit hat Orrin Lyle die Führung. Sie vererbte sich von seinen Vorfahren auf ihn. Er kann sich auch mit den Kaltzellern verständigen. So bekommen wir, was wir benötigen, selbst Medikamente. Neben der Verwaltung hat das Komitee die Aufgabe, die Fluchtpläne auszuarbeiten.“
Die Tür öffnete sich. Lyle trat ein. In seiner Begleitung befand sich einer der Männer, der zuerst das Wort an Darragh gerichtet hatte.
„Fühlen Sie sich jetzt besser, Mr. Darragh?“ fragte er.
„Schlechter, wenn Sie es genau wissen wollen“, erwiderte Darragh. „Ich werde mich erst dann wohlfühlen, wenn ich diesem Rattenloch entkommen bin.“
Lyle deutete auf seinen Begleiter. „Dies ist Sam Criddle, der stellvertretende Bürgermeister unserer Gemeinde. Er möchte Ihre Vorschläge hören und seine Meinung dazu sagen. Bis jetzt ist er lediglich der Ansicht, Sie müßten froh sein, Ihre Abenteuer lebendig überstanden zu haben.“
„Zugegeben, das ist ein Punkt, über den ich mich selbst wundere“, sagte Darragh. „Warum haben sie mich hier hereingeschafft und nicht draußen getötet? Die Kaltzeller, die das Schiff nach der Landung bestiegen, waren doch bewaffnet.“
„Ich habe mir schon meine Gedanken darüber gemacht“, meinte Criddle. „Ich kann nur eine Erklärung finden. Wahrscheinlich hat man Sie für jemand aus der Siedlung gehalten, der irgendwie entkommen konnte. Was war also logischer, als daß man Sie hierher zurückbrachte.“
„Sehr logisch“, nickte Darragh spöttisch. „Aber ich werde entkommen und Sie alle mitnehmen.“
„Und wie?“ fragte Criddle neugierig.
„Man müßte versuchen, eines der Schiffe in den Schacht zu ziehen.“
„Mit Gewalt?“ fragte Lyle erschrocken.
„Wenn es sein muß!“
Lyles Blicke richteten sich auf Criddle. „Sam, dieser Mann ist gefährlich. Wenn wir uns mit ihm einlassen, laufen wir Gefahr, daß er unsere Fluchtpläne zunichte macht.“
„Unsinn“, sagte Darragh ärgerlich. „Ich habe nur einen Vorschlag gemacht. Man kann darüber diskutieren.“
„Ich finde auch, man sollte ihn zumindest anhören“, schaltete Criddle sich ein.
„Ich glaube, es ist besser, du verschwindest, Sam!“
„Aber warum? Ich … “
„Ich befehle dir, uns allein zu lassen!“
Criddle stand auf, biß sich auf die Lippen und verließ den Raum. Brenda stand ebenfalls auf, ihre hellen Augen funkelten Lyle an.
„Dies ist mein Haus, Orrin. Wenn du jemand als Gast zu mir bringst, erwarte ich, daß du ihn als Gast behandelst und nicht beleidigst.“
„Es scheint, daß deine Gäste dir mehr wert sind als ich“, sag te Lyle bissig. „Dann ist es wohl am besten, ich gehe auch.“ Er trat an den Tisch, auf dem Darraghs Messer lag, die einzige Waffe, die ihm geblieben war, und griff danach.
„Das Messer gehört mir“, sagte Darragh kühl.
„Es gehörte Ihnen“, erwiderte Lyle. „Ich beschlagnahme es. Alle Waffen werden in einem Depot aufbewahrt, das mir untersteht.“ Er ging zur Tür, aber Darragh vertrat ihm den Weg.
„Ich sagte, dieses Messer gehört mir, Mr. Lyle!“
„Und ich sagte, daß es beschlagnahmt ist“, wiederholte Lyle.
Darragh packte. den
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