Die Kaltzeller
Zeit der ersten Invasion gab es keine Berichte, die darauf schließen ließen, daß den Kaltzellern bei der Landung und Eroberung der Erde Verluste zugefügt worden wären. Das Geschehen am Michigansee hätte die fremden Eindringlinge also über alle Maßen beunruhigen müssen. Menschen, die von den Führern der Kaltzeller als besiegt und fast ausgerottet betrachtet wurden, hatten zum erstenmal einen Teilsieg über die neuen Herren der Erde errungen.
Aber es scheint, als hätten die Kaltzeller das Ereignis auf die leichte Schulter genommen. Wohl waren Späherschiffe ausgesandt worden, um nach menschlichen Ansiedlungen Ausschau zu halten, und einige der Schiffe hatten sogar lange Zeit über den undurchdringlichen Dschungeln der südlichen Breiten gekreuzt, aber sie hatten kein Anzeichen menschlichen Lebens entdeckt. Als Monate vergingen, ohne daß die Kaltzeller durch neue Ereignisse beunruhigt wurden, begannen sie den Zwischenfall zu vergessen und in ihrer Wachsamkeit nachzulassen.
Schließlich hatten sie genügend mit sich und ihren eigenen Sorgen zu tun. Sie hatten die Erde zwar verhältnismäßig leicht erobert, sich aber auf ihr zu behaupten, stand auf einem anderen Blatt und erforderte alle Anstrengungen der Eindringlinge. So reich die Erde an Schätzen war – sie hatte in ihrem größten Teil Hindernisse, natürliche Hindernisse, errichtet, deren mächtigstes die für Kaltzeller ungewohnten Temperaturen waren.
Es kann kein Zweifel bestehen, daß die Wissenschaftler der Kaltzeller dem Problem mit allen Mitteln zu Leibe zu gehen versuchten. Ihre Überlegungen zielten darauf hin, die Erde durch eine riesige Glocke gegen die unerträglich heiße Sonne abzuschirmen. Andere schlugen vor, die Kraft der Sonnenstrahlen durch künstlich erzeugte Wolkenschleier zu paralysieren und so die Erde zu einem erträglichen Aufenthaltsort zu machen. Bevor aber diese Überlegungen aus dem Stadium der Planung in das der Entwicklung wuchsen, traten Ereignisse ein, die geeignet waren, die Gedanken der Kaltzeller aus der Zukunft in die recht rauhe Gegenwart zurückzuholen.
Es begann im August damit, daß eine Patrouille der Kaltzeller in der Nähe des Südpols, wo der Winter seine größte Strenge erreicht hatte, auf eine Gruppe Menschen traf, die keinen Versuch machten, sich der Gefangennahme zu widersetzen.
Die Kaltzellerpatrouille teilte sich. Mehrere Mitglieder blieben zurück, um die Gefangenen zu bewachen, die anderen machten sich auf den Weg, um an Hand der Spuren festzustellen, woher die Menschen gekommen waren. In einer Schlucht aus bläulich blitzenden Eisbarrieren fanden sie die Trümmer eines notgelandeten Raumschiffes, das, wie sie sofort erkannten, einem ihrer Schiffe in allen Einzelheiten nachgebaut war, oder sogar das gleiche Schiff war, mit dem vor langer Zeit die Gefangenen aus dem Stützpunkt am Michigansee geflohen waren. Die Menschengruppe wurde zunächst zu einem vorgeschobenen Beobachtungsposten gebracht, dann der Sicherheit wegen in ein größeres Hauptquartier in der Nähe des Südpols. Dort wurden sie unter strenger Bewachung isoliert untergebracht, während die Kunde von ihrer Gefangennahme von Stützpunkt zu Stützpunkt weitergegeben wurde, bis die Führung der Kaltzeller zu der Überzeugung kam, diese wenigen Menschen wären die letzten Überlebenden der Flucht vom Michigansee.
Die Unterbringung der Gefangenen am Pol war primitiv, aber dies schien die Männer nicht zu stören. Sie zeigten sich lebhaft an ihrer Umgebung und an den Gewohnheiten ihrer Bewacher interessiert, besonders an deren Ernährung, die in der Hauptsache auf einer gemüseartigen Pflanze, die in Eis und Schnee gedieh und ihre Säfte direkt aus dem Schnee zu ziehen schien, aufgebaut war.
Nach einiger Zeit wurden die Gefangenen nordwärts geflogen, in ein Gebiet, wo vor Generationen die Menschen eine Stadt mit dem Namen Buenos Aires errichtet hatten, die längst nicht mehr existierte. Hier wurden die Männer in einem großen Kuppelbau untergebracht, der ebenfalls einen tiefen, bis an den Grund des Baues reichenden Schacht hatte. Durch eine Reihe von Fenstern in den Wänden des Schachtes hatten die Kaltzeller die Möglichkeit, ihre Gefangenen zu beobachten. Die Männer bauten ein Haus mit einem flachen, niedrigen Dach. Dort hockten sie Tag und Nacht eng beieinander, niemand wußte, womit sie sich beschäftigten, niemand kümmerte sich darum, denn die Kaltzeller waren der Ansicht, daß ihnen von einer Handvoll eingekerkerter Männer
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