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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Händedruck war kalt und flüchtig. »Nehmen Sie Platz«, sagte er kühl und deutete mit der linken Hand auf die acht Lederstühle auf der Seite der Verteidigung. Adam zögerte, dann wählte er einen Stuhl genau gegenüber einem Gesicht, von dem er wußte, daß es Roxburgh gehörte. Er legte seinen Aktenkoffer auf den Tisch und setzte sich. Vier leere Stühle standen rechts von ihm, in Richtung Slattery, drei zu seiner Linken. Er kam sich vor wie ein einsamer Eindringling.
    »Ich nehme an, Sie kennen den Gouverneur und den Justizminister«, sagte Slattery, als wäre jedermann diesen beiden Männern schon persönlich begegnet.
    »Keinen von beiden«, sagte Adam mit leichtem Kopfschütteln.
    »Ich bin David McAllister, Mr. Hall. Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte der Gouverneur schnell, ganz der Politiker, der es allen recht zu machen versucht, mit einem unglaublich raschen Aufblitzen makelloser Zähne.
    »Ganz meinerseits«, sagte Adam, kaum die Lippen bewegend. »Und ich bin Steve Roxburgh«, sagte der Justizminister.
    Adam nickte ihm nur zu. Er hatte sein Gesicht in den Zeitungen gesehen.
    Roxburgh ergriff die Initiative. Er begann zu reden und deutete auf die Leute, die neben ihm saßen. »Das sind Anwälte aus meiner Berufungsabteilung in Strafsachen. Morris Henry, Kevin Laird, Hugh Simms und Joseph Ely. Diese Männer bearbeiten alle Fälle, in denen die Todesstrafe verhängt wurde.« Sie alle nickten gehorsam, behielten aber ihre argwöhnischen Mienen bei. Adam zählte elf Männer an der anderen Seite des Tisches.
    McAllister entschied sich dafür, die Mitglieder seiner Truppe, die alle entweder unter Migräne oder unter Hämorrhoiden zu leiden schienen, nicht vorzustellen. Ihre Gesichter waren verzerrt von Schmerz oder vielleicht auch von sehr angestrengtem Nachdenken über anstehende juristische Probleme.
    »Ich hoffe, wir haben uns keines Frühstarts schuldig gemacht, Mr. Hall«, sagte Slattery und setzte eine Lesebrille auf. Er war Anfang Vierzig, einer der von Reagan ernannten jungen Leute. »Wann gedenken Sie Ihren Antrag offiziell beim Bundesgericht einzureichen?«
    »Heute«, sagte Adam nervös, verblüfft über das Tempo der ganzen Sache. Aber während der Fahrt nach Jackson war er zu dem Schluß gekommen, daß dies eine positive Entwicklung war. Wenn Sam einen Aufschub erhielt, dann von einem Bundesgericht, nicht von einem Gericht des Staates.
    »Wann kann der Staat reagieren?« fragte der Richter Roxburgh.
    »Morgen früh. Vorausgesetzt, der Antrag beinhaltet dieselben Argumente wie der, der beim Staatsgericht eingereicht wurde.«
    »Das tut er«, sagte Adam zu Roxburgh, dann wandte er sich an Slattery. »Man hat mich für elf Uhr hergebeten. Wann hat die Zusammenkunft begonnen?«
    »Die Zusammenkunft hat begonnen, als ich es für richtig hielt«, sagte Slattery mit eisiger Stimme. »Haben Sie damit irgendwelche Probleme?«
    »Ja. Es ist offensichtlich, daß diese Konferenz schon vor geraumer Zeit begonnen hat, ohne mich.«
    »Was haben Sie dagegen einzuwenden? Das ist mein Büro, und ich lasse Sitzungen beginnen, wann immer ich will.«
    »Ja, aber es ist mein Antrag, und ich wurde hierher gebeten, damit er diskutiert werden kann. Ich finde, ich hätte von Anfang an bei diesem Treffen zugegen sein sollen.«
    »Trauen Sie mir nicht, Mr. Hall?« Slattery lehnte sich auf den Ellenbogen vor. Offensichtlich genoß er die Situation.
    »Ich traue niemandem«, sagte Adam und starrte Seine Ehren an.
    »Wir versuchen lediglich, Ihnen entgegenzukommen, Mr. Hall. Ihrem Mandanten bleibt nicht mehr viel Zeit, und ich versuche nur, die Dinge zu beschleunigen. Ich dachte, es würde Sie freuen, daß wir in der Lage waren, diese Zusammenkunft so schnell anzusetzen.«
    »Vielen Dank«, sagte Adam und schaute auf seinen Notizblock. Es folgte ein kurzes Schweigen, die Spannung ebbte ein wenig ab.
    Slattery hielt ein Blatt Papier in der Hand. »Reichen Sie Ihren Antrag noch heute ein. Der Staat legt seine Erwiderung morgen vor. Ich werde mich übers Wochenende damit beschäftigen und am Montag meine Entscheidung bekanntgeben. Für den Fall, daß ich beschließe, eine Anhörung anzusetzen, muß ich von beiden Parteien wissen, wie lange es dauern wird, sie vorzubereiten. Wie steht es mit Ihnen, Mr. Hall? Wieviel Zeit brauchen Sie, um sich auf eine Anhörung vorzubereiten?«
    Sam hatte noch zweiundzwanzig Tage zu leben. Jede Anhörung mußte gezwungenermaßen eine übereilte Angelegenheit sein mit flinken Zeugen und,

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