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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wie er hoffte, einer schnellen Entscheidung des Gerichts. Was zu dem momentanen Streß hinzukam, war die fatale Tatsache, daß Adam keine Ahnung hatte, wie lange er brauchen würde, um eine Anhörung vorzubereiten, weil er dergleichen noch nie versucht hatte. Er war an ein paar kleineren Scharmützeln in Chicago beteiligt gewesen, aber immer mit Emmitt Wycoff in seiner Nähe. Verdammt noch mal, er war nur ein blutiger Anfänger. Er war nicht einmal sicher, wo sich der Gerichtssaal befand.
    Und irgend etwas sagte ihm, daß die elf Geier, die ihn in dieser Sekunde musterten, ganz genau wußten, daß er keine Ahnung hatte, was er tun sollte. »Ich kann in einer Woche bereit sein«, sagte er mit undurchdringlicher Miene und so viel Zuversicht, wie er aufzubringen vermochte.
    »Sehr schön«, sagte Slattery, als wäre das in Ordnung, eine gute Antwort, Adam, braver Junge. Eine Woche war annehmbar. Dann flüsterte Roxburgh einem seiner Hexenmeister etwas zu, und die ganze Horde fand es komisch. Adam ignorierte sie.
    Slattery schrieb etwas mit einem Füllfederhalter, dann überlas er es. Er gab es Breck, dem Kanzleivorsteher, der es einsteckte und hinauseilte, um irgend etwas damit zu tun.
    Seine Ehren ließ den Blick über die juristische Infanterie zu seiner Rechten schweifen, dann richtete er ihn auf Adam. »Also, Mr. Hall, da ist noch etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen möchte. Wie Sie wissen, soll diese Hinrichtung in zweiundzwanzig Tagen stattfinden, und ich wüßte gern, ob dieses Gericht weitere Anträge zugunsten von Mr. Cayhall zu erwarten hat. Ich weiß, daß dies ein ungewöhnliches Ersuchen ist, aber wir arbeiten hier auch in einer ungewöhnlichen Situation. Ich gebe zu, daß dies mein erster Fall ist, bei dem die Vollstreckung der Todesstrafe so nahe bevorsteht, und ich halte es für das beste, wenn wir alle zusammenarbeiten. «
    Mit anderen Worten, Euer Ehren, Sie wollen ganz sichergehen, daß es keinen Aufschub gibt. Adam dachte eine Sekunde lang nach. Es war ein ungewöhnliches Ersuchen, und überdies eines, das ziemlich unfair war. Sam hatte das verfassungsmäßige Recht, jederzeit jeden beliebigen Antrag zu stellen, und Adam konnte sich nicht mit irgendwelchen hier abgegebenen Versprechungen festlegen. Er beschloß, höflich zu sein. »Das kann ich wirklich nicht sagen, Euer Ehren. Jedenfalls jetzt noch nicht. Vielleicht in einer Woche.«
    »Sicherlich werden Sie die üblichen Strohhalm-Anträge stellen«, sagte Roxburgh, und die grinsenden Kerle um ihn herum starrten Adam an wie ein Wundertier.
    »Offen gesagt, Mr. Roxburgh, ich bin nicht verpflichtet, meine Pläne mit Ihnen zu erörtern. Und auch nicht mit dem Gericht, was das angeht.«
    »Natürlich nicht«, verkündete McAllister, vermutlich nur, weil er nicht imstande war, länger als fünf Minuten den Mund zu halten.
    Adam war der Anwalt aufgefallen, der rechts von Roxburgh saß, ein methodisch wirkender Typ mit stählernem Blick, der ständig auf Adam gerichtet war. Er war jung, aber grauhaarig, glatt rasiert und wie aus dem Ei gepellt. McAllister schien viel von ihm zu halten und hatte sich mehrmals wie ratsuchend nach rechts geneigt. Die anderen Männer aus dem Büro des Justizministers schienen seine Gedanken und Bewegungen eifrig nachzuvollziehen. In einem der hundert Artikel, die Adam ausgeschnitten und abgeheftet hatte, wurde ein infamer Anwalt im Büro des Justizministers erwähnt, der Dr. Death genannt wurde, ein kluger Vogel mit einer Vorliebe dafür, Todesurteile zur Vollstreckung zu treiben. Entweder sein Vor- oder Nachname war Morris, und Adam erinnerte sich vage, daß bei Roxburghs flüchtiger Vorstellung seiner Mitarbeiter auch der Name Morris gefallen war. Adam nahm an, daß er der berüchtigte Dr. Death war. Genau. Morris Henry war sein Name.
    »Also gut, dann sehen Sie zu, daß Sie Ihre Anträge möglichst bald stellen«, sagte Slattery. »Ich möchte nicht rund um die Uhr arbeiten müssen, wenn die Sache ihrem Ende zugeht.«
    »Nein, Sir«, sagte Adam mit gespieltem Mitgefühl.
    Slattery warf ihm einen kurzen Blick zu, dann vertiefte er sich wieder in die vor ihm liegenden Papiere. »Also, meine Herren, ich schlage vor, daß Sie sich Sonntag abend und Montag vormittag in der Nähe Ihrer Telefone aufhalten. Ich rufe an, sobald ich eine Entscheidung getroffen habe. Diese Sitzung ist geschlossen.«
    Die Verschwörung auf der anderen Seite löste sich mit einer gewissen Hektik auf - Papiere raschelten, Akten wurden vom Tisch

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