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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Was interessieren Sie meine Nerven und meine Schlafgewohnheiten? Sie arbeiten für den Staat, und der Staat arbeitet wie besessen daran, mich hinzurichten.«
    »Ich tue meine Arbeit, Mr. Cayhall.«
    »Ihre Arbeit stinkt, Ned. Suchen Sie sich einen anständigen Job, bei dem Sie Leuten helfen können. Sie sind bloß hier, weil mir nur noch sechzehn Tage bleiben und Sie wollen, daß ich friedlich dahinscheide. Sie sind auch nur eine Marionette des Staates.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich beleidigen zu lassen.«
    »Dann schwenken Sie Ihren dicken Arsch hier raus und verschwinden Sie. Gehn Sie hin und sündigen Sie hinfort nicht mehr.«
    Sie sprang auf und griff nach ihrem Aktenkoffer. »Sie haben meine Karte. Wenn Sie etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen.«
    »Klar, Ned. Aber lauern Sie nicht am Telefon.« Sam stand auf und ging auf seiner Seite zur Tür. Er schlug zweimal mit der Handfläche dagegen und wartete mit dem Rücken zu seiner Besucherin, bis Packer öffnete.
    Adam packte gerade seinen Aktenkoffer für eine kurze Fahrt nach Parchman, als das Telefon läutete. Darlene sagte, es wäre dringend. Sie hatte recht.
    Der Anrufer identifizierte sich als der Kanzleivorsteher des Fünften Bundes-Berufungsgerichts in New Orleans und war bemerkenswert freundlich. Er sagte, die Klage in Sachen Cayhall gegen die Gaskammer als nicht verfassungsmäßige Exekutionsmethode sei am Montag eingegangen und einem Gremium von drei Richtern zugewiesen worden, und dieses Gremium wünsche eine mündliche Anhörung beider Parteien.
    Ob er morgen, Freitag, um dreizehn Uhr zu dieser Anhörung in New Orleans erscheinen könnte?
    Adam ließ fast den Hörer fallen. Morgen? Natürlich, sagte er nach kurzem Zögern. Genau dreizehn Uhr, sagte der Kanzleivorsteher und erklärte dann, das Gericht hielte normalerweise am Nachmittag keine Anhörungen ab; aber in Anbetracht der Dringlichkeit des Falles hätte man eine Ausnahme gemacht. Er fragte Adam, ob er schon einmal vor dem Fünften Berufungsgericht plädiert hätte.
    Soll das ein Witz sein? dachte Adam. Ein Jahr zuvor hatte er noch für das Anwaltsexamen gebüffelt. Er sagte nein, das hätte er nicht, und der Kanzleivorsteher sagte, er würde Adam sofort eine Kopie der Verfahrensvorschriften bei mündlichen Anhörungen faxen. Adam dankte ihm und legte den Hörer auf. Er setzte sich auf die Tischkante und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Darlene brachte ihm das Fax, und er bat sie, ihm die Flüge nach New Orleans rauszusuchen.
    Hatte er mit seiner Klage die Aufmerksamkeit des Gerichts erregt? War dies eine gute Nachricht oder nur eine Formalität?
    In seiner kurzen Karriere als Anwalt hatte er bisher nur in einem Fall allein vor dem Richterpodium gestanden und die Sache eines Mandanten vertreten. Aber Emmitt Wycoff hatte dicht neben ihm gesessen, für alle Fälle. Und er hatte den Richter gekannt. Und es war in der Innenstadt von Chicago gewesen, nicht weit von seinem Büro entfernt. Morgen würde er in einen fremden Gerichtssaal marschieren und in einer fremden Stadt eine Verzweiflungsklage vor einem Gremium von Richtern vertreten, von denen er noch nie etwas gehört hatte.
    Er rief E. Garner Goodman an und teilte ihm die Neuigkeit mit. Goodman hatte schon viele Male vor dem Fünften Berufungsgericht gestanden, und während er redete, entspannte sich Adam. Es war weder eine gute Nachricht noch eine schlechte, nach Goodmans Meinung. Das Gericht war offensichtlich an der Klage interessiert, aber die Richter hatten das alles schon einmal gehört. In den letzten Jahren hatten sowohl Texas als auch Louisiana ähnliche Verfassungsklagen beim Fünften Berufungsgericht eingereicht.
    Goodman versicherte ihm, daß er der Sache gewachsen sein würde. Bereiten Sie sich nur gut darauf vor, sagte er. Und versuchen Sie, sich zu entspannen. Vielleicht könnte er es einrichten, nach New Orleans zu fliegen und dabeizusein; aber Adam sagte nein. Er sagte, er käme auch allein zurecht. Halten Sie mich auf dem laufenden, sagte Goodman.
    Adam erkundigte sich bei Darlene nach den Flügen, dann schloß er sich in seinem Büro ein. Er prägte sich die Vorschriften für mündliche Anhörungen ein. Er studierte die Klage gegen die Gaskammer. Er las Schriftsätze und die Akten anderer Fälle. Und er rief in Parchman an und ließ Sam ausrichten, daß er heute nicht kommen würde.
    Er arbeitete, bis es dunkel geworden war, dann machte er sich auf die gefürchtete Rückfahrt zu Lees Wohnung. Ihre Nachricht

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