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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ist. Er hat zwei Jahre lang versucht, uns loszuwerden. Diese Firma hat, auf anrechenbare Stunden umgerechnet, mehr als zwei Millionen Dollar darauf verwendet, ihn am Leben zu erhalten, und er hatte nichts anderes im Sinn, als uns zu feuern. Ich weiß nicht, wie oft er sich geweigert hat, mit uns zu sprechen, nachdem wir die weite Reise nach Parchman unternommen hatten. Er ist verrückt, Mr. Hall. Suchen Sie sich ein anderes Projekt. Wie wäre es mit mißbrauchten Kindern oder etwas dergleichen?«
    »Nein, danke. Ich interessiere mich ausschließlich für zum Tode Verurteilte, und ich bin gewissermaßen besessen von Sam Cayhalls Geschichte.«
    Goodman beförderte die Brille wieder auf seine Nasenspitze, dann schwang er langsam seine Füße auf die Ecke des Schreibtisches und faltete die Hände vor dem gestärkten Hemd. »Und weshalb, wenn ich fragen darf, sind Sie davon so besessen?«
    »Nun, es ist ein faszinierender Fall, meinen Sie nicht auch? Der Klan, die Bürgerrechtsbewegung, die Bombenattentate, das ganze Drum und Dran. Der Hintergrund ist eine faszinierende Periode in der Geschichte Amerikas. Scheint tiefste Vergangenheit; dabei sind seither erst fünfundzwanzig Jahre vergangen. Es ist eine aufregende Story.«
    Über ihnen kreiste langsam ein Ventilator. Eine Minute verging.
    Goodman stellte die Füße wieder auf den Boden und stützte sich auf seine Ellenbogen. »Mr. Hall, ich weiß Ihr Interesse an probono Arbeit zu würdigen, und ich versichere Ihnen, da gibt es viel zu tun. Aber Sie müssen sich ein anderes Projekt suchen. Das hier ist kein Examen im Führen von Scheinprozessen.«
    »Und ich bin kein Jurastudent mehr.«
    »Mr. Cayhall hat endgültig auf unsere Dienste verzichtet, Mr. Hall. Das haben Sie offenbar immer noch nicht begriffen.«
    »Ich möchte wenigstens die Chance, mit ihm zu sprechen.«
    »Worüber?«
    »Ich glaube, ich kann ihn dazu bringen, daß er mich seine Vertretung übernehmen läßt.«
    »Ach, wirklich?«
    Adam holte tief Luft, dann stand er auf und ging, den Aktenstapeln ausweichend, zum Fenster hinüber. Ein weiteres tiefes Luftholen. Mr. Goodman beobachtete ihn und wartete.
    »Ich habe ein Geheimnis für Sie, Mr. Goodman. Niemand kennt es außer Emmitt Wycoff, und ich war gewissermaßen gezwungen, es ihm zu verraten. Sie müssen es vertraulich behandeln, okay?«
    »Ich höre.«
    »Habe ich Ihr Wort darauf?«
    »Ja, Sie haben mein Wort«, sagte Goodman langsam.
    Adam lugte durch einen Schlitz des Fensterladens und betrachtete ein Segelboot auf dem Michigansee. Dann sagte er leise: »Ich bin mit Sam Cayhall verwandt.«
    Goodman zuckte nicht zusammen. »Ich verstehe. Auf welche Weise verwandt?«
    »Er hatte einen Sohn, Eddie Cayhall. Und Eddie Cayhall verließ Mississippi, nachdem sein Vater wegen des Bombenanschlags verhaftet worden war. Er flüchtete nach Kalifornien, änderte seinen Namen und versuchte, seine Vergangenheit zu vergessen. Aber er litt unter dem Vermächtnis seiner Familie. Kurz nachdem sein Vater im Jahre 1981 verurteilt worden war, beging er Selbstmord.«
    Goodman war jetzt auf die Kante seines Stuhls vorgerutscht. »Eddie Cayhall war mein Vater.«
    Goodman zögerte einen Moment. »Sam Cayhall ist Ihr Großvater?«
    »Ja. Ich habe es erst erfahren, als ich fast siebzehn war. Meine Tante hat es mir nach der Beerdigung meines Vaters gesagt.«
    »Wow.«
    »Sie haben versprochen, es nicht zu verraten.«
    »Natürlich.« Goodman setzte sich auf die Schreibtischkante und deponierte die Füße auf seinem Stuhl. Er starrte auf den Fensterladen. »Weiß Sam, daß...«
    »Nein. Ich wurde in Ford County in Mississippi geboren, in einem Ort, der Clanton heißt, nicht in Memphis. Damals hieß ich Alan Cayhall, aber das habe ich erst viel später erfahren. Ich war drei Jahre alt, als wir Mississippi verließen, und meine Eltern sprachen nie darüber. Meine Mutter ist überzeugt, daß es keinerlei Kontakte zwischen Eddie und Sam gegeben hat - von dem Tag an, an dem wir abreisten, bis sie ihm einen Brief ins Gefängnis schrieb und ihm mitteilte, daß sein Sohn tot war. Er hat nicht darauf geantwortet.«
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, murmelte Goodman leise.
    »Das trifft die Sache ziemlich genau, Mr. Goodman. Es ist eine üble Familie.«
    »Was nicht Ihre Schuld ist.«
    »Meiner Mutter zufolge war Sams Vater ein aktives Mitglied des Klans, er war an Lynchmorden beteiligt und dergleichen mehr. Ich kann mich also meiner Abstammung nicht gerade rühmen.«
    »Ihr Vater war

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