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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verteidigt er mehrere Rüstungsfirmen, und das nimmt den größten Teil meiner Zeit in Anspruch. Vorige Woche habe ich einen Antrag vor Gericht begründet.« Adam sagte es mit einem Anflug von Stolz. Anfänger wurden gewöhnlich die ersten zwölf Monate an ihren Schreibtisch angekettet.
    »Einen echten Antrag?« fragte Goodman beeindruckt. »Ja, Sir.«
    »In einem echten Gericht?«
    »Ja, Sir.«
    »Vor einem echten Richter?«
    »So ist es.«
    »Wer hat gewonnen?«
    »Der Richter hat zugunsten der Anklagevertretung entschieden, aber es war knapp. Ich habe ihm tüchtig eingeheizt.« Goodman lächelte darüber, aber das Spiel war rasch vorbei. Er schlug die Akte wieder auf.
    »Wycoff schickt einen Brief, in dem er Sie wärmstens empfiehlt. Das paßt irgendwie nicht zu ihm.«
    »Er erkennt eben ein Talent, wenn er es vor sich sieht«, sagte Adam mit einem Lächeln.
    »Ich nehme an, es ist Ihnen ziemlich ernst mit Ihrer Bitte, Mr. Hall. Um was genau geht es Ihnen?«
    Adam hörte auf zu lächeln und räusperte sich. Er war plötzlich nervös und beschloß, die Beine andersherum überzuschlagen. »Es geht, äh, um ein Todesurteil.«
    »Ein Todesurteil?« wiederholte Goodman.
    »Ja, Sir.«
    »Weshalb?«
    »Ich bin gegen die Todesstrafe.«
    »Sind wir das nicht alle, Mr. Hall? Ich habe Bücher darüber geschrieben. Ich habe zwei Dutzend dieser verdammten Fälle bearbeitet. Weshalb wollen Sie sich ausgerechnet damit beschäftigen?«
    »Ich habe Ihre Bücher gelesen. Ich möchte einfach helfen.«
    Goodman klappte die Akte wieder zu und stützte sich auf seinen Schreibtisch. Zwei Blatt Papier glitten herunter und flatterten auf den Fußboden. »Sie sind zu jung, und Sie sind zu grün.«
    »Vielleicht weniger, als Sie denken.«
    »Hören Sie, Mr. Hall, das ist nicht dasselbe wie das Beraten von Säufern in einer Suppenküche. Hier geht es um Leben und Tod. Das ist etwas, wobei man unter ganz starkem Druck steht, mein Sohn. Und es macht nicht den geringsten Spaß.«
    Adam nickte, sagte aber nichts. Er schaute Goodman in die Augen, ohne zu blinzeln. Irgendwo läutete ein Telefon, aber sie ignorierten es beide.
    »Irgendein bestimmter Fall? Oder haben Sie einen neuen Mandanten für Kravitz & Bane?«
    »Der Cayhall-Fall«, sagte Adam langsam.
    Goodman schüttelte den Kopf und zupfte an seiner Fliege. »Sam Cayhall hat uns gerade gefeuert. Das Fünfte Berufungsgericht hat vorige Woche entschieden, daß er in der Tat das Recht hat, die Vertretung durch uns zu beenden.«
    »Ich habe die Begründung gelesen. Ich weiß, was das Fünfte Berufungsgericht gesagt hat. Der Mann braucht einen Anwalt.«
    »Nein, den braucht er nicht. Er ist in spätestens drei Monaten tot, ob mit oder ohne uns. Ich bin erleichtert, daß er aus meinem Leben verschwindet.«
    »Er braucht einen Anwalt«, wiederholte Adam.
    »Er vertritt sich selbst, und darin ist er ziemlich gut, um ehrlich zu sein. Schreibt Anträge und Eingaben und recherchiert. Ich habe gehört, daß er sogar einige seiner Kumpel im Todestrakt berät, allerdings nur die Weißen.«
    »Ich habe seine gesamte Akte studiert.«
    E. Garner Goodman ließ langsam seine Brille kreisen und dachte laut darüber nach. »Das ist eine halbe Tonne Papier. Warum haben Sie das getan?«
    »Der Fall fasziniert mich. Ich habe ihn seit Jahren verfolgt und alles gelesen, was je über den Mann geschrieben wurde. Sie haben mich vorhin gefragt, weshalb ich mich für Kravitz & Bane entschieden habe. Nun, die Wahrheit ist, daß ich an dem Cayhall-Fall arbeiten wollte, und ich glaube, diese Firma hat ihn jetzt wie lange probono vertreten acht Jahre?«
    »Sieben, aber mir kommt es vor wie zwanzig. Mr. Cayhall ist nicht gerade der angenehmste Zeitgenosse.«
    »Verständlich, meinen Sie nicht? Schließlich sitzt er seit fast zehn Jahren in Einzelhaft.«
    »Versuchen Sie nicht, mir Vorträge über das Leben im Gefängnis zu halten, Mr. Hall. Haben Sie je ein Gefängnis von innen gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber ich. Ich war in den Todestrakten von sechs Staaten. Sam Cayhall hat mich beschimpft, als er an seinen Stuhl angekettet war. Er ist kein netter Mann. Er ist ein unverbesserlicher Rassist, der jedermann haßt, und er wird auch Sie hassen, falls Sie ihm je begegnen sollten.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Sie sind Anwalt, Mr. Hall. Er haßt Anwälte noch mehr als Schwarze und Juden. Er wartet jetzt seit fast zehn Jahren auf die Hinrichtung, und er ist felsenfest überzeugt, daß er das Opfer einer Verschwörung der Anwälte

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