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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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anders.«
    »Mein Vater beging Selbstmord. Ich erspare Ihnen die Details, aber ich habe ihn gefunden und die Schweinerei beseitigt, bevor meine Mutter und meine Schwester nach Hause kamen.«
    »Und damals waren Sie siebzehn?«
    »Knapp siebzehn. Das war 1981. Vor neun Jahren. Seit ich von meiner Tante, Eddies Schwester, die Wahrheit erfahren habe, hat mich die unerfreuliche Geschichte von Sam Cayhall nicht mehr losgelassen. Ich habe viele Stunden in Bibliotheken verbracht und alte Zeitungen und Zeitschriften wieder ausgegraben; es ist sehr viel über den Fall berichtet worden. Ich habe die Protokolle aller drei Prozesse gelesen, ebenso die Entscheidungen der Berufungsgerichte. Während des Jurastudiums habe ich angefangen die Vertretung von Sam Cayhall durch diese Firma zu verfolgen. Sie und Wallace Tyner haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    »Freut mich, daß Sie mit uns zufrieden sind.«
    »Ich habe Hunderte von Büchern und Tausende von Artikeln über den Achten Verfassungszusatz und die Verhängung der Todesstrafe gelesen. Sie selbst haben, glaube ich, vier Bücher darüber geschrieben. Und eine Reihe von Artikeln. Ich weiß, daß ich ein Anfänger bin, aber meine Recherchen sind lückenlos.«
    »Und Sie glauben, Sam wird Ihnen vertrauen und Sie zum Anwalt nehmen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber er ist mein Großvater, ob es ihm nun paßt oder nicht, und ich muß hinfahren und mit ihm reden.«
    »Es hat keine Kontakte gegeben...?«
    »Überhaupt keine. Ich war drei, als wir fortgingen, und ich kann mich überhaupt nicht an ihn erinnern. Ich habe tausend Briefe an ihn angefangen, aber nie einen abgeschickt. Weshalb, kann ich nicht sagen.«
    »Das ist verständlich.«
    »Nichts ist verständlich, Mr. Goodman. Ich verstehe nicht, wie oder weshalb ich im Augenblick in diesem Büro bin. Ich wollte immer Pilot werden, aber ich studierte Jura, weil ich in mir eine vage Berufung spürte, der Gesellschaft zu helfen. Jemand brauchte mich, und vermutlich hatte ich das Gefühl, daß dieser Jemand mein Großvater war. Ich hatte vier Stellenangebote, und ich habe mich für diese Firma entschieden, weil sie den Mumm hatte, ihn kostenlos zu vertreten.«
    »Sie hätten all dies jemandem sagen müssen, bevor wir Sie einstellten.«
    »Ich weiß. Aber niemand hat mich gefragt, ob mein Großvater ein Mandant der Firma wäre.«
    »Sie hätten etwas sagen müssen.«
    »Man wird mich doch nicht entlassen, oder?«
    »Ich glaube, wohl nicht. Wo waren Sie in den letzten neun Monaten?«
    »Hier. Habe neunzig Stunden die Woche gearbeitet, an meinem Schreibtisch geschlafen, in der Bibliothek gegessen, für das Anwaltsexamen gebüffelt, Sie wissen schon, der übliche Drill, den alle Anfänger absolvieren müssen.«
    »Albern, nicht wahr?«
    »Ich bin zäh.« Adam schob die Latten des Fensterladens ein Stückchen auseinander, um einen besseren Blick auf den See zu haben. Goodman beobachtete ihn.
    »Weshalb machen Sie die Läden nicht auf?« fragte Adam. »Es ist eine herrliche Aussicht.«
    »Ich kenne sie.«
    »Ich würde morden für eine solche Aussicht. Mein kleines Büro ist eine Meile vom nächsten Fenster entfernt.«
    »Arbeiten Sie hart, berechnen Sie noch härter, und eines Tages wird dies alles Ihnen gehören.«
    »Wohl kaum.«
    »Wollen Sie uns verlassen, Mr. Hall?«
    »Wahrscheinlich, irgendwann. Aber das ist auch ein Geheimnis, okay? Ich habe vor, ein paar Jahre schwer zu arbeiten und dann weiterzuziehen. Vielleicht meine eigene Kanzlei zu eröffnen, eine, in der sich das Leben nicht um die Uhr dreht. Ich möchte Arbeit im öffentlichen Interesse tun. So etwas Ähnliches wie Sie.«
    »Also haben Sie nach neun Monaten schon die Nase voll von Kravitz & Bane?«
    »Nein. Aber ich sehe es kommen. Ich will nicht mein Leben damit verbringen, reiche Gauner und kriminelle Firmen zu vertreten.«
    »Dann sind Sie hier eindeutig fehl am Platz.«
    Adam verließ das Fenster und trat an den Schreibtisch. Er schaute auf Goodman hinunter. »Ich bin am falschen Ort, und ich möchte versetzt werden. Wycoff ist damit einverstanden, daß ich für die nächsten paar Monate in unser Zweigbüro in Memphis übersiedele, damit ich an dem Cayhall-Fall arbeiten kann. Eine Art Beurlaubung, bei vollem Gehalt natürlich.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Das wäre so ziemlich alles. Es wird funktionieren. Ich bin nur ein bescheidener Anfänger und hier entbehrlich. Niemand wird mich vermissen. Schließlich gibt es Unmengen von jungen Halsabschneidern, die darauf

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