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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die Aufmerksamkeit irgendeines Richters, der sich zufällig gerade in einer mitleidigen Stimmung befindet.
    Er war den Flur entlanggestürmt zum Büro von Morris Henry, Dr. Death höchstpersönlich, und zusammen hatten sie hastig ein Team ihrer besten Kriminalisten versammelt. Sie hatten sich in der großen Bibliothek zusammengesetzt, gut versorgt mit Reihen und Stapeln der neuesten Literatur. Sie studierten den Cayhall-Antrag und die einschlägigen Gesetze und planten ihre Strategie. Zeugen wurden gebraucht. Wer hatte Cayhall im letzten Monat gesehen? Wer konnte aussagen über das, was er sagte und tat? Die Zeit reichte nicht aus, um ihn von einem ihrer Ärzte untersuchen zu lassen. Er hatte einen Arzt, aber sie nicht. Das war ein schwerwiegendes Problem. Wenn der Staat ihm mit Hilfe eines namhaften Arztes auf die Schliche kommen wollte, war er gezwungen, um mehr Zeit zu bitten. Und Zeit bedeutete einen Aufschub der Hinrichtung. Ein Aufschub aber kam nicht in Frage.
    Die Wärter sahen ihn jeden Tag. Wer sonst noch? Roxburgh rief Lucas Mann an, der vorschlug, er sollte mit Colonel Nugent sprechen. Nugent sagte, er hätte Sam erst vor ein paar Stunden gesehen, und ja, natürlich, er würde mit Vergnügen aussagen. Der Kerl war nicht verrückt. Er war lediglich niederträchtig. Und Sergeant Packer sah ihn jeden Tag. Und die Gefängnispsychiaterin, Dr. N. Stegall, hatte mit Sam gesprochen; sie konnte auch aussagen. Nugent brannte darauf, zu helfen. Außerdem schlug er den Gefängnisgeistlichen vor. Und er würde über weitere Zeugen nachdenken.
    Morris Henry stellte einen Trupp von vier Anwälten zusammen, die nichts tun sollten, als Schmutz über Dr. Anson Swinn auszugraben. Findet andere Fälle, an denen er beteiligt war. Redet mit anderen Anwälten überall im Land. Macht Mitschriften seiner Aussagen ausfindig. Der Kerl ist nichts als ein gemietetes Sprachrohr, ein bezahlter Zeuge. Fördert alles zutage, was ihn in Mißkredit bringen kann..
    Nachdem Roxburgh dafür gesorgt hatte, daß die Angriffsstrategie festgelegt war und andere die Arbeit taten, fuhr er mit dem Fahrstuhl ins Foyer des Gebäudes, um ein wenig mit der Presse zu plaudern.
    Adam stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz des Kapitols ab. Goodman wartete im Schatten eines Baumes, ohne Jackett, mit aufgekrempelten Hemdsärmeln und perfekt sitzender Fliege. Adam machte Goodman rasch mit Carmen bekannt.
    »Der Gouverneur will Sie um zwei sehen. Ich komme gerade aus seinem Büro, zum drittenmal an diesem Vormittag. Gehen wir zu unserem Laden«, sagte er, in Richtung Innenstadt deutend. »Es ist nicht weit.«
    »Waren Sie bei Sam?« fragte Goodman Carmen.
    »Ja, heute morgen.«
    »Ich bin froh, daß Sie dort waren.«
    »Was hat der Gouverneur vor?« fragte Adam. Für ihn gingen sie viel zu langsam. Entspann dich, befahl er sich. Entspann dich.
    »Wer weiß? Er will unter vier Augen mit Ihnen reden. Vielleicht setzt ihm die Marktanalyse zu. Vielleicht plant er einen großen Auftritt vor der Presse. Vielleicht meint er es ehrlich. Ich durchschaue ihn nicht. Aber er macht einen erschöpften Eindruck.«
    »Die Telefonanrufe tun ihre Wirkung?«
    »Hervorragend.«
    »Niemand hat Verdacht geschöpft?«
    »Bis jetzt noch nicht. Wir bombardieren sie so schnell und heftig, daß ihnen meiner Meinung nach gar nicht die Zeit bleibt, den Anrufen nachzuspüren.«
    Carmen warf einen fragenden Blick zu ihrem Bruder hinüber, der aber zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war, um ihn zu bemerken.
    »Was ist das Neueste von Slattery?« fragte Adam, als sie eine Straße überquerten und dann eine Minute stehenblieben, um die Demonstration zu beobachten, die sich auf den Stufen vor dem Eingang formierte.
    »Nichts seit zehn Uhr heute morgen. Sein Kanzleivorsteher hat in Memphis angerufen, und Ihre Sekretärin hat ihm meine Nummer hier gegeben. So haben sie mich gefunden. Er hat mich über die Anhörung informiert und gesagt, Slattery wollte die Anwälte um drei zu einer vorbereitenden Sitzung in seinem Amtszimmer sehen«
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Adam, der von seinem Mentor nur zu gern gehört hätte, daß sie am Rande eines großen Sieges standen.
    Goodman spürte Adams Nervosität. »Ich weiß es nicht. Es ist eine gute Wendung, aber niemand weiß, ob sie von Dauer sein wird. Anhörungen in diesem Stadium sind nichts Ungewöhnliches.«
    Sie überquerten eine weitere Straße und betraten das Gebäude. Oben in dem improvisierten Büro herrschte Hochbetrieb. Vier

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