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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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das hilft immer. Die haben mehr Rechte, müssen Sie wissen. Es ist viel schwieriger, einen von denen hinzurichten, weil, was immer sie getan haben, jemand anderes schuld daran war.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Woher zum Teufel wollen Sie wissen, was wahr ist? Vor einem Jahr waren Sie noch an der Universität, haben den ganzen Tag verblichene Jeans getragen, haben noch mit Ihren idealistischen Freunden zusammengesessen und Bier getrunken. Sie haben noch nicht gelebt, mein Junge. Also erzählen Sie mir nicht, was wahr ist und was nicht.«
    »Sie sind also für schnelle Hinrichtungen von AfroAmerikanern? «
    »Das wäre gar keine schlechte Idee. Die meisten von diesen Gangstern haben das Gas verdient.«
    »Ich bin sicher, mit dieser Ansicht stehen Sie im Trakt so ziemlich allein da.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Und Sie sind natürlich anders und gehören nicht hierher.«
    »Nein. Ich gehöre nicht hierher. Ich bin ein politischer Gefangener, hergeschickt von einem Mann, der nur seine eigenen Interessen verfolgt und mich für seine politischen Zwecke mißbraucht hat.«
    »Können wir über Ihre Schuld oder Unschuld sprechen?«
    »Nein. Aber ich habe nicht getan, was die Geschworenen behauptet haben.«
    »Also hatten Sie einen Komplizen? Die Bombe wurde von einem anderen gelegt?«
    Sam rieb mit seinem Mittelfinger über die tiefen Furchen auf seiner Stirn, als wollte er ihm den Vogel zeigen. Aber das tat er nicht. Er war plötzlich in eine tiefe und anhaltende Trance versunken. Im Besucherzimmer war es wesentlich kühler als in seiner Zelle. Die Unterhaltung war sinnlos, aber wenigstens war es eine Unterhaltung mit jemandem, der nicht ein Wärter war oder einer seiner unsichtbaren Zellennachbarn. Er würde sich Zeit lassen und dafür sorgen, daß dies so lange wie möglich dauerte.
    Adam studierte seine Notizen und überlegte, was er als nächstes sagen sollte. Sie hatten inzwischen zwanzig Minuten miteinander geredet beziehungsweise miteinander gestritten, ohne klare Richtung. Er war entschlossen, auf die Familiengeschichte zu kommen, bevor er wieder ging. Er wußte nur noch nicht, wie er das anstellen sollte.
    Minuten vergingen. Keiner sah den anderen an. Sam zündete sich eine weitere Montclair an.
    »Weshalb rauchen Sie so viel?« fragte Adam schließlich. »Ich sterbe lieber an Lungenkrebs. Das möchten alle, die hier sitzen.«
    »Wieviel Schachteln pro Tag?«
    »Drei oder vier.«
    Eine weitere Minute verging. Sam drückte langsam die Zigarette aus und fragte freundlich: »Wo haben Sie studiert?«
    »Jura in Michigan. Vorher war ich in Pepperdine.«
    »Wo liegt das?«
    »In Kalifornien.«
    »Sind Sie dort aufgewachsen?«
    »Ja.«
    »Wie viele Staaten haben die Todesstrafe?«
    »Achtunddreißig. Aber die meisten von ihnen machen keinen Gebrauch davon. Populär zu sein scheint sie nur im tiefen Süden und dann noch in Texas, Florida und Kalifornien.«
    »Sie wissen, daß unsere hochgeschätzte Legislative die Gesetze hier geändert hat. Jetzt kann man durch eine tödliche Injektion sterben. Es ist humaner. Ist das nicht nett? Aber das betrifft mich nicht, da ich schon vor Jahren verurteilt worden bin. Ich muß das Gas einatmen.«
    »Vielleicht nicht.«
    »Sie sind sechsundzwanzig?«
    »Ja.«
    »1964 geboren?«
    »So ist es.«
    Sam holte eine weitere Zigarette aus der Packung und tippte mit dem Filter auf die Plattform. »Wo?«
    »In Memphis«, erwiderte Adam, ohne ihn anzusehen. »Sie verstehen das nicht, junger Mann. Dieser Staat braucht eine Hinrichtung, und ich bin zufällig das nächstbeste Opfer. In Louisiana, Texas und Florida tötet man sie wie die Fliegen, und die gesetzestreuen Bürger dieses Staates können einfach nicht verstehen, weshalb unsere kleine Kammer nicht benutzt wird. Je mehr Gewaltverbrechen begangen werden, desto heftiger drängen die Leute auf Hinrichtungen. Sie fühlen sich wohler, wenn sie das Gefühl haben, daß das System schwer arbeitet, um Mörder aus der Welt zu schaffen. Die Politiker halten Wahlreden, in denen sie mehr Gefängnisse, härtere Strafen und mehr Hinrichtungen versprechen. Deshalb haben diese Schwachköpfe in Jackson für die tödliche Injektion gestimmt. Sie ist angeblich humaner, weniger anstößig und deshalb leichter auszuführen. Sie verstehen?«
    Adam nickte leicht mit dem Kopf.
    »Es wird Zeit für eine Hinrichtung, und ich bin an der Reihe. Deshalb setzen sie alle Hebel in Bewegung. Sie können sie nicht aufhalten.«
    »Wir können es immerhin versuchen. Ich

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