Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
ausgegangen.«
    »Kann das nicht bis Montag warten? Dann sind wir doch
    schon zurück«, fragte Su Ling.
    »Vermutlich schon«, gab Nat widerstrebend zu. »Aber ich
    hätte zu gern gewusst, ob Tom das Cedar-Wood-Projekt
    ersteigern konnte und wenn ja, zu welchem Preis.«

    387

33
    »Es WIRD ENG«, lautete die Schlagzeile in der Washington
    Post am Wahlmorgen. Und »Kopf an Kopf« verkündete der
    Hartford Courant. Die erste Schlagzeile bezog sich auf das
    nationale Rennen von Ford und Carter um das Weiße Haus, die
    zweite auf die örtliche Schlacht zwischen Hunter und Davenport
    um den Sitz im Senat von Connecticut. Es ärgerte Fletcher, dass
    sie immer zuerst genannt wurde, wie bei Harvard und Yale.
    »Jetzt kommt es darauf an, dass wir unsere Anhänger an die
    Urnen kriegen«, erklärte Harry beim letzten Treffen des
    Wahlkomitees um sechs Uhr früh. Es war nicht länger nötig,
    über Taktik, Presseerklärungen oder Strategie zu diskutieren.
    Sobald der erste Wahlzettel in die Urne geworfen wurde, hatte
    jeder am Tisch einen neuen Verantwortungsbereich.
    Vierzig Leute kümmerten sich um den Fahrdienst, ausgerüstet
    mit einer Liste von Wählern, die zum nächst gelegenen
    Wahllokal gefahren werden mussten – Alte, Kranke, diejenigen,
    die einfach nur faul waren, und sogar einige, denen es ein
    diebisches Vergnügen bereitete, zum Wahllokal chauffiert zu
    werden und dann für den politischen Gegner zu stimmen.
    Das nächste Team, mit Abstand das Größte, saß im
    Hauptquartier an den Telefonen.
    »Eine Schicht dauert jeweils zwei Stunden«, erläuterte Harry.
    »In dieser Zeit muss Kontakt mit unseren Anhängern
    aufgenommen werden, um sie daran zu erinnern, dass Wahltag
    ist. Und später muss nachgehakt werden, ob sie auch wirklich
    zur Wahl gegangen sind. Einige aus dieser Gruppe müssen drei
    oder vier Mal angerufen werden, bevor die Wahllokale um 20
    Uhr schließen«, rief Harry allen in Erinnerung.
    Die nächste Gruppe bezeichnete Harry als die geschätzten

    388
    Amateure, die im gesamten Wahlkreis die Stimmabgaben
    mitzählten. Sie verfolgten Minute pro Minute, wie die Wahl in
    ihrem Bezirk verlief. Sie waren für tausend oder für dreitausend
    Wähler zuständig, je nachdem, ob sie in einem städtischen oder
    ländlichen Wahlbezirk zählten. »Sie sind das Rückgrat unserer
    Partei«, rief Harry Fletcher ins Gedächtnis. »Von dem
    Augenblick an, in dem der erste Wahlzettel in die Urne
    geworfen wird, sitzen Freiwillige vor den Wahllokalen und
    machen Häkchen hinter die Namen der Wähler, die zur Wahl
    schreiten. Alle dreißig Minuten werden diese Listen an Boten
    überreicht, die sie in die örtliche Schaltzentrale bringen, wo eine
    umfassende Wählerübersicht auf den Tischen liegt oder an der
    Wand hängt. Diese Liste wird dann markiert – ein rotes Kreuz
    für den Namen jedes republikanischen Wählers, blau für die
    Demokraten und gelb für die, von denen wir es nicht wissen. Ein
    Blick auf diese Übersicht und der Leiter jedes Wahlbezirks weiß
    jederzeit genau, wie die Wahl vorangeht. Viele der Bezirksleiter
    machen diesen Job nicht zum ersten Mal, darum sind sie in der
    Lage, Vergleiche zu früheren Wahlergebnissen zu ziehen.
    Sobald die Übersichtspläne auf den neuesten Stand gebracht
    wurden, werden sie an unser Hauptquartier weitergeleitet, so
    dass die Leute am Telefon nur bei denjenigen nachhaken, die
    noch nicht gewählt haben.«
    »Und was soll der Kandidat den ganzen Tag über tun?«, wollte
    Fletcher wissen, nachdem Harry ihn informiert hatte.
    »Steh einfach niemandem im Weg«, riet Harry. »Darum hast
    du auch dein eigenes Programm. Du wirst die vierundvierzig
    Wahllokale aufsuchen, denn sie alle erwarten den Kandidaten
    im Laufe des Tages. Jimmy wird als dein Fahrer abgestellt. Das
    ist die Aufgabe des ›Freundes des Kandidaten‹, jemand anderen
    können wir für dich nämlich nicht entbehren.«
    Sobald die Besprechung beendet war und alle sich ihren neuen
    Aufgaben zuwandten, erklärte Jimmy Fletcher, wie der Rest des
    Tages ablaufen würde, weil er diese Aufgabe während der zwei

    389
    vorherigen Wahlen schon für seinen Vater übernommen hatte.
    »Zuerst die Dinge, die absolut verboten sind«, fing Jimmy an,
    als Fletcher zu ihm ins Auto stieg. »Bis die Wahllokale um 20
    Uhr schließen, müssen wir alle vierundvierzig Wahllokale
    besucht haben. Jeder wird dir Kaffee anbieten, zwischen 11 Uhr
    45 und 14 Uhr 15 auch ein Mittagessen und nach 17 Uhr 30
    einen Drink. Du lehnst

Weitere Kostenlose Bücher