Die Kandidaten
ausgegangen.«
»Kann das nicht bis Montag warten? Dann sind wir doch
schon zurück«, fragte Su Ling.
»Vermutlich schon«, gab Nat widerstrebend zu. »Aber ich
hätte zu gern gewusst, ob Tom das Cedar-Wood-Projekt
ersteigern konnte und wenn ja, zu welchem Preis.«
387
33
»Es WIRD ENG«, lautete die Schlagzeile in der Washington
Post am Wahlmorgen. Und »Kopf an Kopf« verkündete der
Hartford Courant. Die erste Schlagzeile bezog sich auf das
nationale Rennen von Ford und Carter um das Weiße Haus, die
zweite auf die örtliche Schlacht zwischen Hunter und Davenport
um den Sitz im Senat von Connecticut. Es ärgerte Fletcher, dass
sie immer zuerst genannt wurde, wie bei Harvard und Yale.
»Jetzt kommt es darauf an, dass wir unsere Anhänger an die
Urnen kriegen«, erklärte Harry beim letzten Treffen des
Wahlkomitees um sechs Uhr früh. Es war nicht länger nötig,
über Taktik, Presseerklärungen oder Strategie zu diskutieren.
Sobald der erste Wahlzettel in die Urne geworfen wurde, hatte
jeder am Tisch einen neuen Verantwortungsbereich.
Vierzig Leute kümmerten sich um den Fahrdienst, ausgerüstet
mit einer Liste von Wählern, die zum nächst gelegenen
Wahllokal gefahren werden mussten – Alte, Kranke, diejenigen,
die einfach nur faul waren, und sogar einige, denen es ein
diebisches Vergnügen bereitete, zum Wahllokal chauffiert zu
werden und dann für den politischen Gegner zu stimmen.
Das nächste Team, mit Abstand das Größte, saß im
Hauptquartier an den Telefonen.
»Eine Schicht dauert jeweils zwei Stunden«, erläuterte Harry.
»In dieser Zeit muss Kontakt mit unseren Anhängern
aufgenommen werden, um sie daran zu erinnern, dass Wahltag
ist. Und später muss nachgehakt werden, ob sie auch wirklich
zur Wahl gegangen sind. Einige aus dieser Gruppe müssen drei
oder vier Mal angerufen werden, bevor die Wahllokale um 20
Uhr schließen«, rief Harry allen in Erinnerung.
Die nächste Gruppe bezeichnete Harry als die geschätzten
388
Amateure, die im gesamten Wahlkreis die Stimmabgaben
mitzählten. Sie verfolgten Minute pro Minute, wie die Wahl in
ihrem Bezirk verlief. Sie waren für tausend oder für dreitausend
Wähler zuständig, je nachdem, ob sie in einem städtischen oder
ländlichen Wahlbezirk zählten. »Sie sind das Rückgrat unserer
Partei«, rief Harry Fletcher ins Gedächtnis. »Von dem
Augenblick an, in dem der erste Wahlzettel in die Urne
geworfen wird, sitzen Freiwillige vor den Wahllokalen und
machen Häkchen hinter die Namen der Wähler, die zur Wahl
schreiten. Alle dreißig Minuten werden diese Listen an Boten
überreicht, die sie in die örtliche Schaltzentrale bringen, wo eine
umfassende Wählerübersicht auf den Tischen liegt oder an der
Wand hängt. Diese Liste wird dann markiert – ein rotes Kreuz
für den Namen jedes republikanischen Wählers, blau für die
Demokraten und gelb für die, von denen wir es nicht wissen. Ein
Blick auf diese Übersicht und der Leiter jedes Wahlbezirks weiß
jederzeit genau, wie die Wahl vorangeht. Viele der Bezirksleiter
machen diesen Job nicht zum ersten Mal, darum sind sie in der
Lage, Vergleiche zu früheren Wahlergebnissen zu ziehen.
Sobald die Übersichtspläne auf den neuesten Stand gebracht
wurden, werden sie an unser Hauptquartier weitergeleitet, so
dass die Leute am Telefon nur bei denjenigen nachhaken, die
noch nicht gewählt haben.«
»Und was soll der Kandidat den ganzen Tag über tun?«, wollte
Fletcher wissen, nachdem Harry ihn informiert hatte.
»Steh einfach niemandem im Weg«, riet Harry. »Darum hast
du auch dein eigenes Programm. Du wirst die vierundvierzig
Wahllokale aufsuchen, denn sie alle erwarten den Kandidaten
im Laufe des Tages. Jimmy wird als dein Fahrer abgestellt. Das
ist die Aufgabe des ›Freundes des Kandidaten‹, jemand anderen
können wir für dich nämlich nicht entbehren.«
Sobald die Besprechung beendet war und alle sich ihren neuen
Aufgaben zuwandten, erklärte Jimmy Fletcher, wie der Rest des
Tages ablaufen würde, weil er diese Aufgabe während der zwei
389
vorherigen Wahlen schon für seinen Vater übernommen hatte.
»Zuerst die Dinge, die absolut verboten sind«, fing Jimmy an,
als Fletcher zu ihm ins Auto stieg. »Bis die Wahllokale um 20
Uhr schließen, müssen wir alle vierundvierzig Wahllokale
besucht haben. Jeder wird dir Kaffee anbieten, zwischen 11 Uhr
45 und 14 Uhr 15 auch ein Mittagessen und nach 17 Uhr 30
einen Drink. Du lehnst
Weitere Kostenlose Bücher