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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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jedes Mal höflich, aber entschieden ab.
    Du trinkst nur etwas Wasser im Auto. Um 12 Uhr 30 fahren wir
    kurz ins Hauptquartier und essen dort zu Mittag. Auf diese
    Weise denken alle, dass sie einen Kandidaten haben, der erst
    wieder etwas zu sich nimmt, nachdem die Wahllokale
    geschlossen haben.«
    Fletcher fürchtete, es könne ihm langweilig werden, aber bei
    jedem Besuch in einem Wahllokal traf er auf engagierte
    Bezirksleiter, die ihm sofort erzählten, wie es im Vergleich zu
    früheren Wahlen stand. Fletcher fühlte sich von den zahlreichen
    blauen Kreuzen, die noch vor 10 Uhr auftauchten, ermutigt, bis
    Jimmy ihn warnte, dass die Zeit zwischen 7 und 9 Uhr für die
    Demokraten immer am besten war, weil die Fließband- und
    Nachtschichtarbeiter entweder um diese frühe Zeit wählten oder
    nach Arbeitsende. »Zwischen 10 und 16 Uhr werden wohl die
    Republikaner in Führung gehen«, fügte Jimmy hinzu. »Und
    nach 17 Uhr erleben die Demokraten ein Comeback. Bete also,
    dass es zwischen 10 und 17 Uhr regnet, gefolgt von einem
    schönen, warmen Abend.«
    Um 11 Uhr meldeten alle Bezirksleiter, dass die
    Wahlbeteiligung etwas schlechter ausfiel als bei der letzten
    Wahl. Damals hatte sie 55 Prozent betragen. »Würde sie unter
    50 Prozent liegen, hätten wir verloren. Bei über 50 Prozent,
    haben wir eine gute Chance. Wären es über 55 Prozent, hättest
    du quasi schon gewonnen.«
    »Warum das?«, wollte Fletcher wissen.
    »Weil die Republikaner normalerweise bei jedem Wetter zur

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    Wahl gehen, darum profitiert ihre Partei von einer schlechten
    Wahlbeteiligung. Das größte Problem der Demokraten war
    immer schon, wie wir unsere Leute an die Urnen bringen.«
    Jimmy hielt sich eisern an ihren Terminplan. Kurz vor der
    Ankunft reichte er Fletcher ein Blatt Papier mit den wichtigsten
    Angaben zu dem betreffenden Bezirksleiter. Fletcher lernte die
    Punkte, die am meisten ins Auge sprangen, auswendig, bevor sie
    das Haus des Bezirksleiters betraten.
    »Hallo Dick«, sagte er dann zur Begrüßung. »Wie nett, dass
    wir Ihr Haus wieder benutzen dürfen. Und das schon zum
    vierten Mal.« Auf die Antwort warten. »Wie geht es Ben? Ist er
    noch am College?« Auf die Antwort warten. »Das mit Buster tut
    mir Leid – ja, Senator Gates hat es mir erzählt.« Auf die
    Antwort warten. »Aber Sie haben doch jetzt wieder einen Hund,
    Buster Junior – oder nicht?«
    Jimmy hatte seine eigenen Vorgaben. Nach zehn Minuten
    flüsterte er: »Ich denke, wir sollten jetzt gehen.« Nach zwölf
    Minuten klang er etwas besorgt und nach vierzehn Minuten
    drängte er zum Aufbruch. Sie schüttelten Hände und winkten
    und es dauerte immer noch ein paar Minuten, bevor sie endlich
    loskamen. Obwohl sich Jimmy strikt an den Zeitplan hielt,
    trafen sie zwanzig Minuten verspätet zum Mittagessen im
    Hauptquartier ein.
    Das Mittagessen war eher ein Imbiss als eine Mahlzeit.
    Fletcher nahm sich ein Sandwich von einem Tisch, auf dem sich
    ein ganzer Berg von Snacks befand. Während Fletcher und
    Annie von einem Büro zum anderen gingen und so vielen
    Helfern wie möglich die Hand schüttelten, versuchte er, hin und
    wieder von seinem Sandwich abzubeißen.
    »Hallo Martha, was macht Harry gerade?«, fragte Fletcher, als
    sie die Telefonzentrale betraten.
    »Er ist draußen vor dem Parlamentsgebäude und tut das, was
    er am besten kann: Hände schütteln, seine Ansichten

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    hinausposaunen und dafür sorgen, dass die Leute auch wirklich
    zur Wahl gehen. Er sollte jeden Moment wieder hier sein.«
    Dreißig Minuten später traf Fletcher bei seinem Aufbruch
    Harry im Flur. Jimmy bestand darauf, dass sie um 13 Uhr 10
    aufbrechen mussten, wenn sie noch jeden der verbliebenen
    Bezirksvorsteher besuchen wollten. »Guten Morgen, Senator«,
    sagte Fletcher.
    »Guten Tag, Fletcher. Es freut mich, dass du noch Zeit hattest,
    etwas zu essen.«
    Im ersten Haus, das sie nach dem Mittagessen aufsuchten,
    erfuhren sie, dass die Republikaner leicht in Führung gegangen
    waren. Ein Trend, der sich am Nachmittag weiter ausbaute. Um
    17 Uhr hatten sie immer noch siebzehn Besuche vor sich.
    »Wenn du einen von ihnen auslässt, war es das«, meinte Jimmy.
    »Der wird das nächste Mal nicht für dich da sein.«
    Um 18 Uhr lagen die Republikaner klar in Führung und
    Fletcher versuchte, seine leichte Niedergeschlagenheit zu
    verbergen. »Entspann dich«, tröstete Jimmy und versprach ihm,
    dass es in zwei Stunden bereits besser aussehen würde. Er
    erwähnte nicht, dass

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